Was und wie trinken?

1.   Trinken beim Sport? Warum?
2.   Wie viel und was soll ich trinken?
3.   Begründungen und Zusammenhänge
4.   Trinktaktik in Training und Wettkampf
5.   Einfluss von Nahrung und Gels auf die Rehydrierung
6.   Was passiert, wenn ich zu wenig trinke?
7.   Was passiert, wenn ich zu viel trinke?
8.   Legenden
9.   Links zum Thema
10.  Ein Beitrag zum Thema "Trinken und Abnehmen"

Sommer, Sonne, Laufen - Wie und was trinke ich? Trinken vor, während und nach Ausdauersport ist immer wichtig, gewinnt jedoch in der warmen Jahreszeit besonders an Bedeutung. Mit den folgenden Zeilen und Links soll die Orientierung erleichtert werden. Meine Ausführungen und Vorschläge widerspiegeln die Erfahrungen tausender Trainingskilometer und bei Wettkämpfen. Sie sind zum größten Teil "taktisch praktischer" Natur. Einiges davon steht schon auf den Seiten "Trainings- und Lauftipps".

Oft verzichte ich auf erklärende Hintergründe oder Stoffwechselzusammenhänge. Wem jedoch pure Feststellungen zu wenig sind, der findet im Abschnitt "Begründungen und Zusammenhänge" die gewünschte Information.

Binsenweisheiten: Wer läuft schwitzt, wer schwitzt muss trinken. Wer sehr viel läuft, muss sehr viel trinken. Wer extreme Strecken hinter sich bringt, sollte etwas anderes trinken als pures Wasser! - Aber wie trinke ich, wann, wie viel, was ist dabei zu beachten? Dann: Wenn Wasser eventuell nicht ausreicht, womit soll ich stattdessen meinen Durst stillen?

1. Trinken beim Sport? Warum?

Niemand wird fragen, wieso er nach dem Laufen,  Fußballspielen, Badminton, Tennis, usw. trinken muss. Ich hab Durst, also trinke ich. Während der Anstrengung ist jedoch oftmals gar kein Durstgefühl zu verzeichnen. Trinken dient hier nicht dem Durstlöschen, vielmehr geht es um die Erhaltung der körperlichen Ausdauerfähigkeit. Drei Gründe machen das Trinken in Training und Wettkampf notwendig:

Die ausgeschwitzte Flüssigkeit zu ersetzen ist am wichtigsten und schon relativ frühzeitig nötig. Trinken musst du schon bevor der Durst einsetzt! Ab etwa 45 bis 60 Minuten Laufen wird es von Sportärzten als erforderlich angesehen. Das heißt aber nicht nach 60 Minuten zum ersten Mal trinken!  Man trinkt dann bereits kurz vor der Belastung zum ersten Mal und immer wieder zwischendurch. Weiter unten steht mehr darüber ...

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2. Was und wie viel soll ich trinken?

Ein durchschnittlich aktiver Mensch verliert pro Tag etwa 2,5 l Wasser durch Ausscheidung (Urin und Stuhl, ca. 1,6 l/Tag), die Atmung (Befeuchtung der Atemluft in der Lunge, ca. 0,5l/Tag) und das Schwitzen. Die Schweißentwicklung ist sehr stark von den physischen und psychischen Bedingungen abhängig, denen die Person ausgesetzt ist. Mediziner haben deshalb den Tagesbedarf an Flüssigkeit auf ca. 1,5 l plus Schwitzverluste festgelegt. Als Minimum gilt für normal aktive Menschen der Bedarf von 2,5 Litern Flüssigkeit pro Tag. Sportlich Aktive, insbesondere Ausdauersportler, müssen sich naturgemäß erheblich mehr Flüssigkeit über den Tag verteilt zuführen. Man kann in Extremfällen bis zu zwei Liter Schweiß pro Stunde verlieren. Wie noch zu zeigen sein wird, muss der Körper eine so rasche Dehydrierung puffern und das verlorene Wasser über viele Stunden zusätzlicher "Rehydrierungsarbeit" ersetzen.

Ab 60 Minuten Dauerbelastung ist Trinken bereits vor und während des Laufes erforderlich. In der letzten Stunde vor dem Training oder Start sollte man 0,25 bis 0,5 Liter trinken. Während der Belastung wären ca. 0,2 Liter alle 20 Minuten sinnvoll. In jedem Fall sind isotonische Getränke, mit einem Kohlenhydratanteil von 4 % bis 8 % und einem Natriumzusatz von ca. 0,5 g/l, purem Wasser vorzuziehen. Solche Getränke werden drei- bis viermal schneller vom Körper aufgenommen als Wasser.

Die Zufuhr von anderen Mineralstoffen (etwa Kalium, Magnesium) und Vitaminen hat auf die Absorptionsrate des Getränks keinen Einfluss. Beimengungen von Eiweißstoffen (Proteinen), Fetten und Aminosäuren würden die Aufnahme der Flüssigkeit verlangsamen.

Kalte Getränke passieren den Magen schneller als warme. Eiskalte Getränke sollten auf keinen Fall getrunken werden, sie können Magen-Darm-Probleme verursachen.

Isotonische Getränke mit hinreichend guter Zusammensetzung kann man kaufen, sie sich aber auch selbst anmischen: In einem Liter Wasser löst man 60 bis 100 g Maltodextrin (z.B. aus der Apotheke) auf und gibt 1 bis 2 g Kochsalz ("Messerspitze") dazu (1 g Kochsalz fügt der Flüssigkeit ca. 0,4 g Natrium zu).

Als Sportgetränk völlig ungeeignet sind Limonaden (dazu gehört auch Cola), wegen des zu hohen Zuckeranteils und Fruchtsäfte (auch stark verdünnt verlangsamen sie die Wasserabsorption im Dünndarm).

Vorstehende Angaben entstammen Erkenntnissen und Empfehlungen der Sportmedizin. Verständlicherweise berücksichtigen sie weder praktische Probleme (etwa die Mitnahme von Getränken im Training), taktische Erwägungen während des Wettkampfes (um nicht zu müssen oder den Zeitverlust durch das Trinken zu optimieren), noch Trainingsabsichten (Kohlenhydratfreie Getränke bei langen Trainingsläufen). Diese Gesichtspunkte beleuchtet der übernächste Abschnitt. Und da brauche ich keine Wissenschaft. Die Erfahrung ungezählter Trainings- und vieler Wettkampfkilometer und dabei begangene Fehler haben mein Verhalten geprägt.

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3. Begründungen und Zusammenhänge

Warum und wie viel schwitze ich beim Laufen?

Laufen basiert auf "Muskelarbeit". Dabei wird chemische Energie (der Stoff ATP) in mechanische Energie und Wärme umgewandelt. Da der menschliche "Antrieb" mit max. 30% einen schlechten Wirkungsgrad besitzt, entstehen bei der Bewegung große Wärmemengen. Die Körpertemperatur steigt. Um sich vor Überwärmung zu schützen, beginnt dein Körper zu schwitzen. Wie beim Fieber gilt es zu verhindern, dass die Körperkerntemperatur  auf ein gefährliches Niveau steigt. Hochleistungssportler erreichen beim Marathonlauf dennoch Körpertemperaturen bis zu 40°C!

Schwitzen bedeutet Wasserverlust für den Organismus. Wie viel Flüssigkeit verloren geht, ist von drei Faktoren abhängig:

  • Intensität des Laufes (Laufgeschwindigkeit)
  • Außentemperatur
  • Luftfeuchtigkeit

Je höher der jeweilige Parameter, umso höher ist auch die Rate des ausgeschwitzten Wassers pro Stunde. Unter ungünstigen Umständen verlieren Läufer ohne weiteres 2 Liter pro Stunde. Ab 10% des Körpergewichts wird der Flüssigkeitsverlust lebensbedrohlich (Hitzschlag, Hitzekollaps). Kein Sportler wird im Normalfall einen solchen Zustand zulassen. Möglich ist er in Ausnahmesituationen trotzdem (z.B. zu großer Ehrgeiz anlässlich eines Marathonlaufs bei hoher Außentemperatur). Wichtiger sind die Auswirkungen üblicher Mangelsituationen im Wasserhaushalt des Läufers: Bereits 2% Wasserverlust führen zu einer merklichen Leistungseinbuße. In absoluten Zahlen klingt es beeindruckender: Ein 70 kg schwerer Läufer wird schon langsamer, wenn er nur 1,4 Liter Wasser verloren hat! Ohne zu trinken ist dieser Zeitpunkt nach ungefähr einer Stunde erreicht.

Eine vollständige Wiederaufnahme des verlorenen Wassers ist aus praktischen und stoffwechselbedingten Gründen in der Regel nicht möglich. Je länger also ein Lauf dauert, umso wichtiger ist frühzeitig (schon unmittelbar vor dem Lauf) und konsequent unterwegs zu trinken. Das gilt vor allem für Marathonläufer und in besonderem Maße, wenn ihre Zielzeit über 4 Stunden liegt. Für Hobbymarathonläufer sind folglich die dargestellten Zusammenhänge mindestens genauso wichtig wie für Spitzensportler!

Wieso führt Wassermangel zu Leistungseinbußen?

Die große Dehydrierung bewirkt eine "Verdickung" des Blutes (genauer: des Blutplasmas). Die Durchblutung wird generell schlechter, wodurch die Sauerstoffbereitstellung in den Muskelzellen abnimmt und der Abtransport von Abfallprodukten (Endprodukte des Energiestoffwechsels, z.B. CO2) behindert wird. Auch die Arbeit der "Kraftwerke" in den Muskelzellen (Mitochondrien) wird gebremst, weil die Flüssigkeitsmenge in und zwischen den Zellen zu gering geworden ist. Der auf diese Weise reduzierte Stoffwechsel führt insgesamt zu einer deutlich niedrigeren Energieflussrate, die den Läufer zu langsamerem Tempo zwingt.

Trinken während des Laufens

Ab einer Stunde Dauerlauf ist Trinken notwendig. Das kann man sich aus der oben erläuterten 2%-Schwelle, ab der Flüssigkeitsmangel zu Leistungseinbußen führt, in Verbindung mit Schweißraten von einem bis zwei Litern pro Stunde, leicht errechnen. Alle Wettkampfdistanzen bis 10 km sind somit ohne zwischenzeitliches Trinken bedenkenlos zu absolvieren, die Rehydrierung kann nach dem Lauf erfolgen.

Der Wasserersatz auf längeren Strecken ist unter zwei Aspekten zu betrachten: Zunächst ist es ein logistisches Problem, ausreichend Getränke während des Laufes zur Verfügung zu haben. Wenn das gelingt, setzt der menschliche Körper die Grenze für die Wiederaufnahme des verlorenen Wassers. Dabei sind zwei Größen von Bedeutung, die Magenentleerungsrate und das Vermögen des Dünndarms Flüssigkeit zu absorbieren.

Magenentleerungsrate

Maßgeblichen Einfluss auf die Schnelligkeit, mit der Flüssigkeiten den Magen passieren, hat allein die Konzentration von Kohlenhydraten und deren Zusammensetzung. 4% bis 8% Zuckerzusatz haben sich in Studien als optimal erwiesen, wobei der Anteil des Traubenzuckers (Glucose) 5% nicht übersteigen darf. Saccharose ("Haushaltszucker") oder Maltodextrin (kurzkettiger Mehrfachzucker) können in höherer Dosis hinzugefügt werden. Ab Kohlenhydratkonzentrationen von 10% nimmt die Magenentleerungsrate drastisch ab. Aus diesem Grund scheiden sowohl Fruchtsäfte, als auch Limonaden (Cola, Fanta, Sprite, usw.) als Sportgetränk aus.

Absorption des Getränks im Dünndarm

Die Übernahme von Wasser ins Blut und damit in den Körperhaushalt ist Aufgabe des Dünndarms. Mit welcher Geschwindigkeit dies geschieht, richtet sich nach der Teilchenkonzentration (Osmolalität) in der Flüssigkeit. Pures Wasser wird relativ langsam absorbiert (etwa 1 Milliliter pro Zentimeter Dünndarm in der Stunde). Wirksam ist hier lediglich der physikalische Vorgang der Osmose, demzufolge Wasserteilchen in Richtung der höher konzentrierten Lösung fließen, wenn zwei Flüssigkeiten mit einer durchlässigen Membran voneinander getrennt sind. In diesem Fall bildet die Darmwand die durchlässige Membran. Wenn man weiß, dass der Dünndarm eines Menschen zwischen zwei und drei Metern lang ist, lässt sich die Menge des absorbierbaren puren Wassers errechnen: 0,2 bis 0,3 Liter in der Stunde.

Enthält das Sportgetränk Kohlenhydrate und Natrium, beschleunigt sich der Prozess, weil diese Stoffe Wasserteilchen an sich binden. Möglich ist dann die Aufnahme von bis zu 4 Milliliter Flüssigkeit pro Zentimeter Dünndarm in der Stunde. Damit kann ein Läufer im Höchstfall 1,2 Liter (!) Wasser in der Stunde rehydrieren, gegenüber maximal 0,3 Liter bei purem H2O!!!

Andere Zusatzstoffe als Kohlenhydrate und Natrium haben keinen Einfluss auf die Absorptionsrate des Wassers. Bei zu hoher Nährstoffkonzentration fließt zunächst Wasser vom Körperinneren in den Darm, um die Lösung zu verdünnen. Erst danach kann die Flüssigkeit die Darmwände in Richtung Blutkreislauf passieren. Resultierend ergibt sich in diesem Fall eine deutliche Verzögerung der Wasserübernahme aus dem Dünndarm.

Die höchste (schnellste) Absorptionsrate gewährleistet eine Teilchenkonzentration aus 6% bis 8% Kohlenhydraten und 0,4 bis 0,5 g Natrium pro Liter. Der Natriumanteil kann durch die Zugabe von gewöhnlichem Kochsalz (NaCl) erreicht werden, wobei folgende Relation gilt: 1 g NaCl entspricht 0,4 g Na.

Getränke, die kein Natrium enthalten, also wiederum die schon erwähnten Fruchtsäfte und Limonaden, werden deutlich langsamer in den Wasserhaushalt übernommen. Fruchtsäfte - auch in reichlicher Verdünnung - enthalten noch andere Wirkstoffe, die dem Körper zunächst Wasser entziehen und damit die Wasserabsorption verlangsamen.

Andere Elektrolyte und Vitamine im Sportgetränk

Menge und Auswirkungen beim Schwitzen ausgeschiedener Mineralstoffe werden meist überschätzt. So gibt es Stimmen, die die Beimengung der Elektrolyte Kalzium, Kalium und Magnesium sowie von Vitaminen im Sportdrink für verzichtbar halten. Sind sie dennoch enthalten, sollten Obergrenzen eingehalten sein: Kalium und Kalzium max. 250 mg, Magnesium max. 125 mg, jeweils pro Liter. Das gilt natürlich nur für Sportler, die sich mit einer ausgewogenen Mischkost ernähren. Ggf. bilden Nahrungsergänzungsstoffe eine sinnvolle Alternative. Was die Absorptionsrate der Flüssigkeit  angeht, haben diese Stoffe keinerlei Einfluss.

Die folgende Tabelle listet die Inhaltsstoffe von vier Isodrinks auf (lt. Herstellerangaben):

Nährstoffe* alle Angaben in Milligramm pro Liter
Isostar®** ULTRA Buffer®** Powerade®** inkospor®**
Active Iso-Drink
Kohlenhydrate 67 (6,7%) 63 (6,3%) 57 (5,7%) 42 (4,2%)
Eiweiß 0 19 < 1 < 100
Fett 0 14 < 1 < 100
Natrium 700 1084 ist enthalten, jedoch keine Mengenangabe 0 (!!)
Calcium 320 0 0 0
Magnesium 120 64 0 6,8

*)   Die Produkte enthalten zum Teil noch andere Stoffe (z.B. Vitamine), die in der Tabelle nicht angegeben sind.
**) Meine Auswahl für die Tabelle ist zufälliger Natur. Daraus bitte keine Empfehlung ableiten.

Hinweis: Produkte der Marke "ULTRA SPORTS®" (z.B. eben "ULTRA Buffer®") werden auf Molke-Basis hergestellt. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Allerdings sollten sie aus besagtem Grund  von Läufern mit Milchunverträglichkeit gemieden werden.

Keines der vier Präparate erfüllt die oben formulierten Vorgaben der Sportmedizin. Über- oder unterschrittene Werte sind rot unterlegt. Die (willkürlich ausgewählten) Beispiele verdeutlichen, dass es den "idealen" Isodrink auf dem Markt wohl nicht gibt. Andererseits stellen die oben erörterten Vorgaben den momentanen Stand der Sportmedizin dar. Aller Erfahrung nach werden sich "im Licht neuer Erkenntnisse" die Auffassungen wenigstens teilweise verändern ...

Bisweilen scheren sich Hersteller überhaupt nicht um den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft. Ein ungutes Beispiel ist das Präparat "Active Iso-Drink" der Firma "inkospor": Während der Werbeprospekt vollmundig für einen "schnellen Flüssigkeitsausgleich" durch den Drink wirbt, offenbart die Tabelle der Inhaltsstoffe auf der Flasche, den völlig fehlenden Natriumanteil. Mithin dürfte die Rehydrierungsrate kaum besser sein, als bei purem Wasser, zumal der in diesem Zusammenhang gleichfalls bedeutsame KH-Anteil ebenfalls zu niedrig ausfällt. Und weil das noch nicht reicht, um die Aufnahme der Flüssigkeit zu verlangsamen, wurden auch noch Fruchtsaftanteile beigemischt ... Inwieweit dieses Präparat zum Beispiel nach dem Sport brauchbar ist, wäre zu diskutieren. Fest steht, dass es als Getränk während sportlicher Belastung, zur raschen Wiederauffüllung der Wasserspeicher ungeeignet ist.

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4. Trink-Taktik in Training und Wettkampf

Trinken im Training: Ab wann? - Wie oft? - Wie organisieren? - Was?

Die allgemeine Empfehlung der Sportärzte wurde schon erwähnt: "Trinken ist notwendig, wenn Ausdauersport die zeitliche Grenze von 45 bis 60 Minuten überschreitet". Zwar ist noch kein gesundheitsgefährdender Wasserverlust eingetreten, der Stoffwechsel verlangsamt sich jedoch merklich und mindert so die Leistung. Es verstärkt sich das Gefühl von Müdigkeit und Schlappheit. Hierin liegt auch die Problematik der fortschreitenden Austrocknung. Sie macht sich zunächst nicht durch Durst bemerkbar, steigert lediglich ein Gefühl, das nach einiger Trainingszeit ohnehin erwartet wird: Schwäche! Solltest du also auf eine "Anzeige" warten, die dir signalisiert "jetzt trinken", wartest du vergebens.

Die Marke "45 - 60 Minuten" ist natürlich ein gut Stück individuell und - wie oben dargestellt - unterliegt sie Witterungseinflüssen, sowie dem gelaufenen Tempo. Um mir die Organisation zu vereinfachen, absolviere ich im Training Läufe bis zu 90 Minuten ohne Trinkpausen. Die infolge Austrocknung zu verzeichnende Leistungseinbuße im letzten Trainingsabschnitt nehme ich "gottgegeben" hin. Dies ist keine Empfehlung an irgendwen! Für mich ist es in Ordnung, da tausendfach und unter allen erdenklichen Bedingungen ausprobiert! Dem unerfahrenen Läufer empfehle ich, sich zunächst an die 45-60-Min-Regel zu halten und - wenn es mal länger geht - vorsichtig Erfahrungen zu sammeln.

Bei allen längeren Läufen stehe allerdings auch ich vor dem Problem Getränke mitzunehmen oder bereitzuhalten. "Mitnehmen" ist für mich keine Alternative. Zwar gibt es inzwischen befriedigend handhabbare Gürtel, darin steckend Trinkflaschen, zum Umschnallen oder gar Trinkrucksäcke mit Trinkschläuchen. Beim Laufen möchte ich mich allerdings nicht mit irgendwelchem "Krimskrams" beschweren. Um die Hüften oder auf dem Rücken - wenn auch nur minimal - wackelnde, schwappende Behältnisse scheiden für mich aus. Wer sich dafür entscheidet hat den Vorteil, dass er in kürzeren Intervallen trinken kann.

Stattdessen wähle ich meine Laufstrecke so, dass sie in Schleifen von 5 bis 10 km immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Der Ausgangspunkt kann zu Hause sein, aber auch das am Waldrand abgestellte Auto, in dem mein Flüssigkeitsdepot wartet. Anlässlich der sehr langen Läufe (Long Run) im Marathontraining, deponiere ich zuvor auch Flaschen entlang der Strecke hinter einem Baum oder verstecke sie im Gras. Ein bisschen aufwändig zwar, für mich aber immer noch bequemer, als die Alternative "Mitnehmen". Eine dritte Möglichkeit - für eher unempfindliche Charaktere - bieten öffentliche Toiletten mit Wasserhahn. In meiner Umgebung gibt es eine 20 km lange Runde mit einer solchen Toilette genau zur Hälfte der Distanz. Zum Glück ist das "Gelass" in aller Regel relativ sauber, so dass der "Ekelfaktor" gegen Null strebt ... Weitere Möglichkeiten sind - ein wenig makaber - Friedhöfe, mit Wasserhähnen (eigentlich zum Füllen der Gießkannen) und Sportplätze mit offen zugänglichen Wasseranschlüssen. Sollten Gehöfte oder andere Anwesen an der Wegstrecke liegen, wird man dort, nach der Bitte um ein Glas Wasser, sicher nicht durstig weggeschickt werden.

Im Training trinke ich Wasser mit zugesetzten Elektrolyten.  Am einfachsten ist das mit entsprechenden Präparaten (Sprudeltabletten) aus Apotheke oder Drogerie, die allerdings nicht billig sind. Bei der Anreicherung des Wassers geht es mir in erster Linie um den Ersatz der im Schweiß verlorenen Mineralstoffe und nicht um die oben beschriebene, schnellere Aufnahme der Flüssigkeit in den Körper. Im Training sehe ich dafür keine zwingende Notwendigkeit. Deshalb kommt auch die Beimischung von Kohlenhydraten nicht in Frage - nicht auf mittleren und schon gar nicht auf langen oder längsten Trainingsdistanzen wie dem "langen Lauf" (Long Run).

"Long Runs" sind Strecken von 25 bis 35 Kilometern, die Marathonläufer zur Verbesserung ihres Fettstoffwechsels unternehmen. Ziel ist, die Beteiligung des Fettstoffwechsels an der Gesamtenergiebereitstellung zu erhöhen, um die auf ca. 30 km begrenzten Glykogen- (Kohlenhydrat-) reserven bis ins Marathonziel zu "strecken". Der Kohlenhydratmangel in der letzten Phase des Long Run unterstützt die Mobilisierung von Fettsäuren im Stoffwechsel. Daher macht die Zufuhr von Kohlenhydrathaltigen Getränken in dieser Trainingssituation nicht nur keinen Sinn, sie wirkt dem gewünschten Belastungsreiz sogar entgegen. Ich will hier jedoch nicht verhehlen, dass zu dieser Auffassung auch abweichende Meinungen existieren. Dennoch verlasse ich mich selbst auf den praxiserprobten Verzicht von Kohlenhydraten bei langen Läufen.

Es ist keineswegs so, dass ich die Beimischung von Elektrolyten in mein Sportgetränk für zwingend notwendig halte. Auch für die Vitamine, die sich da hinein "verirren", sehe ich kein Muss. Nur bezweifele ich, dass meine Ernährung in der harten Phase der unmittelbaren Marathonvorbereitung, mit teilweise über 100 durchschwitzten Kilometern pro Woche, jederzeit ausreichend von diesen Nährstoffen enthält. Auf totale Ausgewogenheit meiner Nahrung kann ich nicht auch noch achten, dafür fehlt mir einfach die Zeit. Und so versuche ich, meinen Körper mit Nahrungsergänzungsmitteln vor Mangelsituationen zu schützen. Bei Läufern, die 2, 3, 4 mal die Woche eine moderate Strecke zurück legen und sich einigermaßen gesund ernähren, halte ich das wirklich für absolut überflüssig und rausgeworfenes Geld!

Eines der teuersten Mittel, zugleich aber von einer Fitness-Zeitschrift vorzeiten wegen seiner Inhaltsstoffe gut getestet, ist "Frubiase Sport". Es eignet sich weniger zur Zubereitung von Getränken beim Sport, weil es zu wenig Natrium (nur 0,27 g pro Tablette), und - unter anderem - zu viel Kalium (0,5 g pro Tab.) enthält. Je eine halbe Tablette morgens und abends füllt jedoch die Mineral- und Vitamindepots auf. Auch an dieser Stelle eine kritische Anmerkung: Es gibt Hinweise dafür, dass bestimmte Mineralstoffe, die in solchen Präparaten enthalten sind, nicht gleichzeitig aufgenommen werden können. Das ist jedoch wieder ein eigenes Thema und erfordert eingehende Recherchen ...

Läufer, die mit Pulsmesser trainieren, sollten sich bewusst machen, dass Flüssigkeitsverlust den Energiestoffwechsel verlangsamt ("dickes" Blut = geringere O2-Transportrate). Um eine gleichbleibende Sauerstoffversorgung der Muskulatur zu gewährleisten, muss infolgedessen das Herz schneller schlagen. Man geht davon aus, dass jeder ausgeschwitzte und nicht ersetzte Liter Wasser die Herzfrequenz um etwa 8 Schläge steigen lässt. Rückwärts gedacht heißt das: Du musst in der zweiten Hälfte eines sehr langen Trainings mit deutlich erhöhter Herzfrequenz laufen, um dieselbe Trainingswirkung zu erzielen. Auch wenn du zwischenzeitlich trinkst ist das nötig, weil die parallel zu anderen Effekten ansteigende Körpertemperatur den Herzschlag gleichfalls steigert.

 

Trinken im Wettkampf: Taktisches Trinken - Trinken in der Bewegung - Maximale Rehydrierung

Aus der "45-60-Minuten-Regel" kann man schlussfolgern, dass Trinken im Wettkampf erst auf Strecken ab der Halbmarathon-Distanz erforderlich ist. In der Regel wird in Volksläufen von 10 oder weniger Kilometern auch erst im Ziel ein Getränk gereicht.

Generell steht für jeden Läufer in Volksläufen oder Wettkämpfen wohl auch die gelaufene Zeit im Vordergrund, seltener geht es darum überhaupt anzukommen. Deshalb sind Laufunterbrechungen während eines Langstreckenlaufes alles andere als willkommen. Weder zum Trinken, noch beim Entsorgen eines Teils des Getrunkenen. Letzteres kann man vermeiden, wenn man taktisch richtig trinkt:

  • Kurz vor dem Lauf keinen Kaffee (Kaffee entwässert zwar nicht, regt aber die Nieren zur schnellen Urinausscheidung an)
  • Bis spätestens 1,5 Stunden vor dem Lauf ausgiebig trinken, dann erst einmal nichts mehr.
  • Kurz vor dem Start noch einmal etwa 0,25 Liter,
  • dann an jeder Verpflegungsstation.

Immer wieder beobachte ich Läufer, die etwa eine Stunde vor dem Start permanent an der Flasche nuckeln. Mit einiger Sicherheit sieht man dieselben Leute kurz nach dem Start, nach rechts oder links ausscherend, einen Sichtschutz ansteuern. Man muss auch vor dem Start viel trinken, um die Speicher zu füllen. Die dafür nötigen Mengen aktivieren die Nieren und regen sie zur Ausscheidung an. Deshalb lange vor dem Start größere Mengen trinken und so früh damit aufhören, dass sich die Nieren "wieder Schlafen legen". Was kurz vor dem Start getrunken wird, gelangt so spät über den Dünndarm in den Stoffwechsel, dass es schon wieder zur Regeneration verbrauchter Flüssigkeit benötigt wird und die Blase nicht erreicht ... "Kurz vor dem Start" ist relativ. Hier herrscht Uneinigkeit: Ich las von Angaben bei 30 Minuten bis hin zu nur 3 Minuten. Selbst habe ich mich inzwischen bei etwa 10 bis 5 Minuten vor dem Start eingepegelt.

Der Trinkvorgang bricht gleichfalls den Laufrhythmus. Weniger ambitionierten Läufern mag ein kurzes Verweilen sogar willkommen sein. Ok! Dann ruhig stehen bleiben und in aller Ruhe laben. Man kann aber auch Trinken in der Bewegung trainieren. Serviert wird in Papp- oder Plastikbechern, die sich in zwei V-förmig zusammen gelegten Händen leicht zur Trink-"Schnute" verbiegen lassen. Auf diese Weise kann man sich die Flüssigkeit bei reduziertem Lauftempo (fast) vollständig in den Mund gießen (hab mir aber auch schon einiges über das Trikot geschüttet bei dieser Geschicklichkeitsübung).

Ab der Marathondistanz steht die schnelle Wiederaufnahme verlorenen Wassers im Vordergrund aller Trinkbemühungen. Je schneller der Verdauungstrakt Wasser übernimmt, umso mehr Flüssigkeit kann er im Wasserhaushalt des Körpers noch während des Laufs ersetzen.

Geht man davon aus, dass ein ambitionierter Hobbyläufer etwa vier Stunden bis ins Marathonziel braucht, dann kostet ihn das unter normalen Bedingungen ungefähr 4 Liter Schweiß. Damit er keine Leistungseinbuße hinnehmen muss (2%-Regel), sollte er unterwegs mindestens 2,5 Liter trinken. Normalerweise findet er alle 5 km entlang der Strecke einen Verpflegungspunkt. Mit dem ersten Trinken vor dem Start hat er also 9 Gelegenheiten seine Körpervorräte zu ergänzen. Nein, eigentlich nur 8, weil die "Labung" bei Kilometermarke 40 viel zu spät kommt. Das heißt unser "Otto-Normalläufer" muss an jeder Verpflegungsstation ca. 0,3 Liter Flüssigkeit trinken. Möglich ist das nur, wenn man an jedem Verpflegungspunkt stehen bleibt und mindestens zwei der meist nur halb gefüllten Pappbecher leert. Läufer wie ich, die auf keinen Fall zum Trinken stehen bleiben, müssen entweder mit der Tatsache der vom Wassermangel induzierten Leistungseinbuße jenseits der 30 Kilometer leben. Oder sie nutzen den Eigengetränkeservice, den die Marathonveranstalter meist anbieten. Dabei hat man die Schwierigkeit die eigene Flasche so unverwechselbar und auffällig zu kennzeichnen, dass man sie beim Herannahen sofort unter zig anderen erkennt ...

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5. Einfluss fester Nahrung und Gels auf die Rehydrierung

Oben wurde erläutert, dass der Körper dann über Magen und Dünndarm am schnellsten und umfangreichsten rehydriert werden kann, wenn das Getränk Natrium und Kohlendydrate enthält. Isotonische Getränke an den Verpflegungstellen des Marathons sollten etwa die verlangten 0,5 g Natrium und 6 bis 8 % Kohlenhydrate (Zuckerformen) enthalten. Das legt den Schluss nahe, auf jeden Fall  isotonisch zu trinken (wenn angeboten) und das gleichzeitig gereichte Wasser zu verschmähen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass du möglicherweise Kalorien auch noch in fester oder halbfester Form zu dir nimmst! Bananenstücke, Stücke von Energieriegeln oder ähnliches werden an manchen Verpflegungspunkten angeboten. Oder du machst es wie ich, der feste Nahrung in der Bewegung nicht runter bringt (wie soll ich atmen und gleichzeitig kauen? Es geht irgendwie, ist aber eine elende Tortur), und nimmst Energiegels in kleinen 40g-Beutelchen mit. Die schluckt man kurz vor einem Verpflegungspunkt und spült dann dort mit möglichst viel Wasser nach. Wohlgemerkt Wasser! Kein Isodrink, weil die Kohlenhydrate aus dem Gel (oder aus dem, was du dir am Verpflegungspunkt an fester Nahrung gegönnt hast) den KH-Anteil in der Flüssigkeit ohnehin schon deutlich über die maximal 8 % Konzentration steigen lassen.

Am Beispiel eines bekannten Gel-Präparates möchte ich die Nährstoffkonzentration einmal durchrechnen (die Auswahl der Marke ist zufällig und keine Empfehlung!): Ein Beutel "power gel®", Gemacksrichtung "Erdbeer Banane" der Firma PowerBar® enthält 41 g Gel. Von 41 g Gesamtmasse sind 27,6 g Kohlenhydrate und 37 mg Natrium. Alle anderen Nährstoffe lasse ich hier weg, weil sie auf die Rehydrierungsrate keinen Einfluss haben. Hält man sich an die Herstellerempfehlung des Nachdrunks von 0,2 l Wasser, ergibt sich eine Kohlenhydratkonzentration von 13,8%. An Natrium sind auf den Liter gerechnet, 185 mg enthalten. Diese kleine Hochrechnung und der Vergleich mit den oben erläuterten Idealwerten macht deutlich, dass man zu einem Beutel mindestens die doppelte Menge - also etwa 0,4 Liter - trinken müsste, um eine rasche Magen-Darm-Passage des Gel-Wasser-Gemischs zu gewährleisten. Nur: Für den Magen wären 0,4 Liter Wasser in kurzer Zeit eine unzumutbare Belastung. Danach kann man vieles - z.B. sich übergeben - aber eben nicht mehr laufen ... An der "Tränke" 0,2 Liter zu erwischen und ohne "Verluste" zu "kanalisieren", ist schwierig genug ...

Was folgt daraus? Entweder verzichtest du vollständig auf feste Nahrung entlang der Strecke und trinkst unentwegt isotonisch (also mit Kohlenhydraten). Oder du verwendest teilweise feste Nahrung oder Gels und nimmst an den betreffenden Verpflegungspunkten so viel Wasser pur wie möglich zu dir. Im ersten Fall führst du möglicherweise weniger Kalorien zu, als möglich wäre, hast jedoch die bestmögliche Rehydrierung. Die zweite Alternative versorgt dich mit mehr Kohlenhydrat-Power, hat mit einiger Sicherheit jedoch negative Auswirkungen hinsichtlich der Wiederauffüllung des körpereigenen Wassers.

Mit anderen Worten: Es in jeder Hinsicht richtig zu machen ist nahezu unmöglich.

Wie ich selbst im Marathon-Wettkampf vorgehe? - 10 Minuten vor dem Lauf nehme ich den Inhalt des ersten Gel-Beutelchens zu mir und trinke dazu 0,25 Wasser. An den folgenden Verpflegungsstellen greife ich zu isotonischem Getränk (falls es das gibt). Ungefähr bei Kilometer 18 und 28 folgt je ein weiteres "Gel-Doping", und an den darauf folgenden Stationen trinke ich Wasser pur.

HM-Wettkämpfe erfordern weniger aufwändige Überlegungen. In 90 Minuten Wettkampfzeit spielt die Austrocknung keine dominierende Rolle. Vor dem Wettkampf wie beim Marathon (1 Beutel Gel + Wasser). Im Wettkampf trinke ich dann zwei, drei Mal ohne meine Geschwindigkeit zu drosseln. Je einen großen Schluck, eigentlich egal wovon.

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6. Was passiert, wenn ich zu wenig trinke?

Ich will's hier mal an einer Erfahrung verdeutlichen, die nicht einmal mit dem Laufsport zu tun hat, sondern mir auf einer anstrengenden Bergtour widerfuhr: An diesem brennend heißen Tag, mit weit über 20°C in Höhen über 2000 m war ich ca. 10 Stunden unterwegs, legte dabei eine Strecke von bald 20 km zurück und überwand etwa 1600 Höhenmeter. Die zwei Liter Wasser in meinen Trinkflaschen gingen schon zur Mittagszeit zur Neige. Der Sommer war sehr trocken, und ich fand auf meinem restlichen Weg weder Quelle, noch Bach, nur einmal eine winzige Pfütze, aus der ich aber nur zwei, drei Schlucke erdige Brühe schöpfen konnte. Etwa 4, 5 Stunden musste ich ohne einen Tropfen Wasser auskommen und dabei eine nicht unerhebliche Ausdauerleistung vollbringen. Am späten Nachmittag zog ein Gewitter auf. Die sind gefährlich in den Bergen. Ich beschleunigte meine Schritte. Ziel war eine Berghütte. Davor ein letzter, im Grunde harmloser, sanfter Anstieg. Und der erwies sich als schier unüberwindliche Hürde: Ich konnte einfach nicht mehr. Musste mich auf den Weg setzen, rasten, hatte keine Kraft mehr. Wieder hoch, ein paar Schritte, vielleicht 100 Meter, dann wieder setzen, rasten. Die Zeit dehnt sich in meiner Erinnerung endlos. Etliche Male musste ich verweilen. Dass ich von Panik verschont blieb, lag an der Fähigkeit Karten zu lesen. Ich war ganz sicher, die Schutz bietende Hütte bald zu erreichen. Dort schüttete ich als erstes einen Liter Apfelschorle in mich hinein. Nie im Leben hab ich gieriger getrunken. Und nun meine Verblüffung. Schon nach etwa 30 Minuten kehrte meine Kraft zurück, fühlte ich mich frisch und sogar irgendwie "ausgeruht". Durch die übermäßige Dehydrierung fehlte meinem muskulären Stoffwechsel H2O. Der Bewegungsapparat konnte keine Energie mehr mobilisieren.

Eine weitere "Austrocknungserfahrung" kann ich seit dem Wien Marathon 2005 beisteuern. Nachzulesen im Laufbericht.

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7. Was passiert, wenn ich zu viel trinke?

Generell dürfte die Gefahr, zu viel zu trinken, als eher gering einzuschätzen sein. Wer stellt sich während eines Marathonlaufes schon an die Verpflegungsstelle und lässt sich "volllaufen"? Ein, zwei Becher, nicht viel mehr als ein paar Schlucke, alle 5 Kilometer, das kann unser Magen-Darm-Trakt sicher gut bewältigen. Und im Training neigt man ohnehin dazu, zu wenig Flüssigkeit zu sich zu nehmen, weil der Zugriff auf Trinkbares mühevoll ist. Gewarnt sei vor Experimenten im Wettkampf. Auch Trinken muss trainiert werden. Ein Großteil der Beschwerden von Läufern bei Langsteckenläufen bestehen in Magen-Darm-Problemen. Meine Erfahrung in Bad Waldsee, wo ich glaubte, so oft und so viel wie möglich trinken zu müssen, noch dazu an jeder Verpflegungsstelle isotonisch, führte zu Durchfall auf dem letzten Streckenteil (und das war irgendwie gar nicht lustig!). Siehe Laufbericht! Energie-Gel plus große Menge isotonisches Getränk führten in meinem Dünndarm vermutlich zu einer Ansammlung hochkonzentrierter Flüssigkeit, die nicht mehr vom Körper aufgenommen werden konnte und daher anders 'raus musste ... In dieser Menge und Zusammensetzung hatte ich das nie getestet. Mäßiger Trinken oder nur Wasser trinken wäre wahrscheinlich besser gewesen.

Zuletzt wurde die Läuferszene von einem im Spiegel veröffentlichen Artikel (der leider nur noch gegen Bezahlung gelesen werden kann) verunsichert. Untersuchungen in USA lieferten demzufolge Anhaltspunkte für lebensbedrohliche Zustände von Marathonis, die zu viel pures Wasser zu sich nehmen. Sportärzte in Deutschland wiederum sehen in dieser Darstellung ein falsches Signal (siehe diesen Link). Sie sei geeignet, der Dehydrierung durch Trinkzurückhaltung bei Freizeitsportlern Vorschub zu leisten. Ich kann mich nur der letzten Auffassung anschließen. Wie in den Abschnitten oben erläutert, ist es mehr als nur unwahrscheinlich, dass Läufer eine besorgniserregende Menge Wasser während des Laufes trinken ...

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8. Legenden

Zum Abschluss möchte ich noch mithelfen vier Legenden auszurotten:

Legende 1: Kaffee entwässert!

Diese völlig falsche Auffassung hält sich hartnäckig. Kein Wunder, spürt doch jeder nach dem Genuss von zwei, drei Tassen Kaffee recht schnell und intensiv den Drang die Toilette aufzusuchen. Neuere Untersuchungen haben jedoch nachgewiesen, dass es nur zu einer vorzeitigen, schnellen Harnausscheidung kommt, jedoch nicht zu einer vermehrten. Bestimmte Stoffe im Kaffee aktivieren die Nierenfunktion unmittelbar, daher der schnelle Harndrang. Folglich darf der genossene Kaffee zur Gesamtflüssigkeitsbilanz des Tages durchaus addiert werden. Bei dem einen oder anderen Zeitgenossen kommt da ja einiges zusammen an Kaffee ... Dies soll natürlich kein Plädoyer zum vermehrten Kaffeetrinken sein. Ich möchte lediglich den Kaffeefetischisten unter den Läufern (ich bin auch einer) das schlechte Gewissen nehmen.

Legende 2: Muskelkrämpfe bekämpft man am besten durch konzentrierte Gabe von Magnesium!

Zwar kennt die Wissenschaft noch immer nicht die genauen Ursachen und Zusammenhänge. Bekannt ist jedoch, dass Krämpfe hauptsächlich durch den generellen Verlust von Salzen beim Schwitzen und die Überlastung der Muskulatur nach Ausdauerleistungen entstehen. Den Salzverlust bekämpft man am wirkungsvollsten durch einen Zusatz von NaCl (ja genau, das ist Kochsalz, sh. auch oben) im Sportgetränk und eben nicht durch Magnesiumverbindungen.

Legende 3: Natriumarme Wässer sind die besten!

Was für die Zubereitung von Baby-Nahrung gilt, ist für Ausdauersportler die schlechteste Alternative. Wegen des immensen Verlustes von Mineralstoffen beim Schwitzen und der relativ langsamen Aufnahme in den Wasserhaushalt des Körpers sind Mineralwässer mit niedrigem Natriumanteil für Sportler ungeeignet (sh. auch Legende 2 und hier)!

Legende 4 (eine ziemlich junge): Sauerstoffwasser verbessert die Leistungsfähigkeit!

Vor einiger Zeit wurden Wässer am Markt etabliert, deren Sauerstoffgehalt um das 20fache künstlich erhöht wird. Die Werbung suggeriert Sportlern durch dieses Wasser eine verbesserte Sauerstoffaufnahme und damit eine höhere Leistungsfähigkeit. Lächerlich! Oder bist du ein Fisch mit Kiemenatmung? Hier ein Link zur Legendenzerstörung.

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9. Weitere Links zum Thema (Reihenfolge keine Bewertung der Nützlichkeit)

Bitte beachten:  Menge und Zusammensetzung dessen, was ein Läufer trinken sollte, sind nur im Kern unumstritten. Wen wundert's, wenn die dargebotenen Auffassungen differieren oder in Details sogar widersprüchlich sind? Durch ein bisschen "googeln" mit den Suchwörtern "Laufen+Trinken" oder ähnlichen lassen sich leicht weitere Links erhaschen.

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10. Ein Beitrag zum Thema "Trinken und Abnehmen"

Viele laufen mit der Motivation, ihr Gewicht besser kontrollieren zu können oder gar, um ein paar Pfunde loszuwerden. In diesem Zusammenhang las ich im Focus 8/05 einen interessanten Artikel. Auf Seite 76 wird dort die Frage beantwortet "Warum Wasser Kalorien verbrennt?" Ihr habt euch nicht verlesen. Entsprechend neuester Untersuchungsergebnisse wird alleine schon durch Wassertrinken Energie verbraucht. Wasser, das ja bekanntlich selbst Null Kalorien beinhaltet. Wissenschaftlich untermauerte Messergebnisse erbrachten die erstaunliche Erkenntnis, dass das Trinken von 0,5 Liter Wasser einen Energieverbrauch von zusätzlich 50 kcal zur Folge hat. Trinkt man also jeden Tag (die ohnehin empfohlene Menge von) 2 Litern Wasser, so bedeutet das auf ein Jahr hochgerechnet den Energieinhalt von 2,4 kg Fettgewebe.

Einschränkungen: Die Untersuchungen gelten nur für Wasser (Wasser aus der Leitung oder stilles Mineralwasser) auf Zimmertemperatur. Nicht für Tee, Kaffee oder andere Getränke. Die darin enthaltenen Wirkstoffe (Koffein, Thein, usw.) heben die oben beschriebene Wirkung auf. Bei Männern führt der Wassergenuss zu einer Steigerung des Fettstoffwechsels. Der Körper von Frauen bedient sich mehr aus dem Vorrat an Kohlenhydraten. Warum das so ist weiß man (noch) nicht.

Natürlich kann ich diese Informationen nur völlig unverbürgt bzw. ungeprüft weiter geben. Ich bin ja kein Wissenschaftler. Allerdings leichten Herzens, weil Läufer sowieso viel trinken sollen. Und eine Menge von 2 oder mehr Litern Wasser pro Tag wird ja ohnehin von Medizinern für jeden gesunden Menschen empfohlen ... Also 'ran an den Wasserhahn.
 

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