Ines Ines absolvierte ihren ersten Dauerlauf 1991, ganze 8 (!) Minuten, zusammen mit Udo. Aus diesem kurzen Debüt entwickelte sich Ines' Liebe zum Laufsport. Über die Jahre wuchs ihre Ausdauer, die Läufe wurden länger und häufiger, Zeiten läuferischer Untätigkeit kürzer und seltener. Auch Ines' Lauflust wurde von unserer ersten Hündin Laska tüchtig angeheizt: Laufen statt Gassi, hieß oft die Devise. Eine Teilnahme an Volksläufen erwog Ines erst, als Udo begann Marathon zu laufen. Bei einem 10 km-Lauf – noch ohne offizielle Zeitmessung – rannte im gleichen Jahr der Silvesterlauf im Olympiapark in München (gleichfalls 10 km) und im Februar 2004 bereits ihr erster sie im Jahr 2003 erstmals mit tausenden anderer Läufer durch die schöne Augsburger Innenstadt. Dem folgten Halbmarathon entlang der Isar in Ismaning bei München. Wie sicher die meisten LäuferInnen mühte sich Ines fortan um eine Verbesserung ihrer Laufzeiten - wenngleich mit gebremstem Ehrgeiz mangels verfügbarer Trainingszeit. Auch der Wunsch einen Marathon zu laufen stellte sich alsbald ein. Ein möglichst spektakulärer Lauf mit vielen Teilnehmern sollte es sein. Schließlich bot der Venedig Marathon beides: Eine Schar von mehreren Tausend Läufern und eine besonders auf den Schlusskilometern einzigartige Strecke in der Lagunenstadt ... Der Halbmarathon in Würzburg, an einem heißen Tag im Mai 2007, markiert eine Zäsur in Ines' Einstellung zum Laufsport. Im Bemühen eine neue persönliche Bestleistung zu erzielen quälte sie sich bei viel zu hoher Temperatur zwei lange Stunden vergeblich. Nach diesem "So-macht-das-keinen-Spaß-Erlebnis" verzichtete sie über mehrere Jahre auf ambitionierte Zeitenjagden. Laufen muss Freude machen! Und Ines suchte fortan alles zu vermeiden, was diese Freude schmälert. Trotzdem gelangen ihr weitere Marathon- und Halbmarathonsiege mit stark verbesserten Laufzeiten. 2019 konnte sie infolge eines Morton Neuroms im Fußballen gar nicht laufen. Erst eine OP brachte Linderung und eröffnete ihr 2020 die Möglichkeit vorsichtig wieder mit Lauftraining zu beginnen. Der stärkste Wille bleibt jedoch nutzlos, wenn der Körper nicht mitspielt. Neuerliche Probleme mit der OP-Narbe und danach eine schmerzhafte Dornwarze, zwangen Ines ab März 2022 vorläufig aufs Laufen zu verzichten. Sie verlagerte ihre sportlichen Aktivitäten vermehrt ins Fitnessstudio. Ihre Laufaussichten sind auch jetzt, Anfang 2023, völlig ungewiss.
Laska und Roxi Unsere Sheltie-Hündin Laska war stete Schrittmacherin vieler Trainingsläufe von 1991 bis zum Beginn des neuen Jahrtausends. In ihren letzten Lebensjahren mussten wir leider zunehmend auf ihre Begleitung verzichten. Laufvermögen und Gehör schwanden mehr und mehr. Beides Eigenschaften, die für den Laufspaß unserer Hunde unerlässlich sind. Im Mai 2006 verschlechterte sich ihr Zustand binnen weniger Tage dramatisch. Die Reise zum Prag Marathon, Udos bisher schnellstem Marathon, machte sie noch mit, fraß und trank jedoch nichts mehr, lag Tag und Nacht apathisch im Hotelzimmer. Einen Tag später nahmen wir von ihr Abschied und erlösten sie von ihrem Leiden ... Laska wurde 16 Jahre alt und bleibt uns auch als Lauftalent unvergesslich. Mehr über das (Lauf-) Leben mit diesem ungewöhnlichen Hund findest du unter diesem Link: "Nachruf auf einen vierbeinigen Laufkameraden". - - - Roxi stieß nach drei Jahren hundeloser Zeit im April 2009 zum Laufrudel. Vom ersten Tag an erfreute sie uns mit ihrem explosiven, absolut unerschöpflichen Bewegungsdrang. Darüber, dass Roxi auch Marathon und weiter laufen kann, bestand für uns nie ein Zweifel. Für Läufer und Hund ergibt das allerdings nur Sinn und Vergnügen, wenn Roxi nach der Startphase frei laufen kann. Somit müssen wir Stadtmarathons oder überwiegend auf befahrenen Straßen ausgetragene Wettkämpfe leider ohne unser Laufwunder auf vier Pfoten bestreiten. Ein Porträt von Roxi findest du unter dem Link "Ab jetzt läuft Roxi mit". Wunderbare Erlebnisse mit Roxi ergaben sich seit 2010 bei diversen Marathons und Ultras. Ihre weiteste Strecke legte sie 2014 beim "Elm Super Trail" mit 72 km zurück. Zweifelsfrei entspricht das weder ihrem, noch Udos Limit. Als Laufduo unterwegs obliegt ihm jedoch neben der läuferischen auch die Aufgabe des Hundeführers, da Roxi frei läuft. Und diese Rolle vermag er nach mehr als sieben, acht Laufstunden mangels Konzentration nicht mehr fehlerfrei auszufüllen. Um Roxi keinen Gefahren auszusetzen, zum Beispiel bei plötzlich zu überquerenden Straßen auf unbekannten Strecken, legten wir fest, ihr keine noch längeren Unternehmungen zuzumuten. 2016, mit zu dieser Zeit neun Lebensjahren, beschränkten wir ihren Laufradius sogar auf 50 km, um die "ältere" Hundedame nicht zu überfordern. Zwar ließ sie keine Einschränkungen erkennen. Allerdings muss man als Hundeführer davon ausgehen, dass die Überforderung bereits vorliegt, wenn der Vierbeiner Überlastsignale aussendet. Und dieses Risiko wollen wir nicht eingehen ... 2020 wurde Roxi 13 Jahre alt. Die Lebensjahre haben ihren Bewegungsdrang in ruhigere Bahnen gelenkt. Noch immer war es ihr möglich Marathon-weit zu laufen. Um sie aber künftig keinen unvorhersehbaren Risiken auszusetzen, entschieden wir, dass der Sommeralm Marathon Anfang August ihr letzter Wettkampf werden sollte. Neunmal haben Udo und Roxi diese Strecke hoch zur Sommeralm in der Steiermark über 1.800 Meter Anstieg gemeinsam bewältigt. Insgesamt kann sich Roxis Laufstatistik wirklich sehen lassen: Sie begleitete Udo bei 15 Marathons und 12 Ultraläufen, darüber hinaus Ines auch auf kürzeren Strecken bis Halbmarathon. Eine Weile begleitete Roxi noch im Training auf Strecken bis 30 km. Dabei entwickelte sie allerdings mehr und mehr Abneigung gegen Laufeinheiten, ausgedrückt durch "passiven Widerstand" - ausgedehntes Schnüffeln, betont langsames Hinterhertraben. Sie ist nun mehr als 15 Jahre alt und hat uns auch läuferisch unglaublich viel geschenkt. Wir respektieren, dass die frühere nimmermüde, explosive Lauflust, von den Bedürfnissen der alten Hündin - Schlafen, Schnüffeln, Verwöhntwerden - abgelöst wurde. Laufen nur noch sehr langsam auf Ministrecken (Warmlaufen oder regeneratives Laufen). So schön kann Laufen sein ... |
Udos Läufer- Wie bei vielen anderen Menschen, die das Laufen irgendwann als ihre sportliche Bestimmung begreifen, waren Udos läuferische Anfänge unfreiwilliger Natur. Zwänge ergaben sich als Berufssoldat bei jährlich wiederkehrenden, stets unvorbereitet abgelegten Leistungstests auf der 5.000 m-Strecke. Seinerzeit hätte er jene zwölfeinhalb Runden auf der Aschenbahn keinesfalls aus freien Stücken absolviert. Was ihn jedoch nicht daran hinderte nach überstandener "Tortur" stolz auf seine Leistung zu sein. Leistung meint dabei den mentalen Kampf gegen die – damals wirklich von ihm so empfunden! – schier endlose Strecke. Er erinnert sich in jenen Jahren die 5 km in einer Bestzeit von unter 25 Minuten geschafft zu haben. Gar nicht mal so übel angesichts der Tatsache fehlenden, stetigen Ausdauertrainings. Den Anstoß zu regelmäßigem Laufen gab ein Arzt in den 1980er Jahren, der Udo (aus sportfernen Gründen) einem Belastungstest unterzog und ihm eine zu geringe Langzeitausdauer attestierte, die vermutlich vielen Fußball spielenden Amateuren fehlt. Der Doc riet ihm mehrmals pro Woche zu joggen. Eine Empfehlung, der er in der Folgezeit sporadisch, später immer häufiger und meist mit erstaunlichem Spaß nachkam. Dieser Freude am Laufen ist die Verselbständigung zu danken, die sich mit den Jahren vollzog. Die läuferische Entwicklung stand ihm dabei weder als Ziel vor Augen, noch erkannte er in jenen Jahren, dass sich da läuferischer Bewegungsdrang unumkehrbar manifestiert. Er hielt lange Zeit nicht mal Rückschau, in der er die Tatsache zum Freizeitläufer mutiert zu sein, mit Genugtuung oder wenigstens erfreut hätte registrieren können. Auf den Hund gekommen intensivierte sich sein läuferisches Engagement, eingedenk der Tatsache, dass Gassigehen ohnehin und bei jedem noch so widerwärtigen Wetter unausweichlich war. Fortan lief er häufiger und nicht selten auch weiter, wenn ihm der Sinn danach stand. Zu jener Zeit – in den 1990er Jahren – maß er Laufaktivitäten in Minuten oder Stunden, nie in Kilometern. Auch die Laufgeschwindigkeit interessierte ihn nicht. Er spulte seine Läufe im stets gleichen Wohlfühltempo ab. Wie erwähnt zuweilen auf ausgedehnten Läufen bis - späteren Schätzungen zufolge - etwa Halbmarathon-Distanz. An öffentliche Volksläufe oder Wettkämpfe verschwendete er keinen Gedanken. Lediglich zu Bundeswehr-internen Vergleichswettkämpfen ließ er sich gelegentlich einteilen, ohne jedoch dafür zu trainieren. Manchmal spukte das Phantom „Marathon“ durch seinen Kopf, obschon er damals nur die ungefähre Länge der Strecke kannte. Der Gedanke ließ ihn nie los, entsprach doch einen Marathon zu laufen in nahezu idealer Weise seiner Neigung bisweilen körperlich „verrückte Dinger zu drehen“. Unternehmungen, die auf Selbstüberwindung und Grenzerfahrungen hinauslaufen. Ein Wesenszug übrigens, der ihm erst nach einigen Lebensjahrzehnten in der Rückschau bewusst wurde. So wanderte er aus einer Laune heraus an einem Wochenende südwärts, auf einem Fernwanderweg Richtung Alpen, die Devise „So weit die Füße tragen“ exzessiv auslebend. Auf entsetzlich schmerzenden, mit zig offenen Blasen übersäten Füßen erreichte er schließlich das Allgäu, schleppte sich zu einer Bahnstation und fuhr wieder heim. Die Ambivalenz seiner Empfindungen – Schmerz und Erschöpfung wider tiefe Zufriedenheit – war ihm in der Folgezeit häufiger beschieden. Zum Beispiel auf Bergtouren durch die Alpen oder auch beim Höhenbergsteigen in Südamerika, in Nepal und am Kilimanjaro im Herzen Afrikas. Für einen solcher Art „gestrickten“ Typen, einen Läufer zumal, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich der Marathonwunsch nicht mehr verdrängen ließ. Einzig die Furcht vor den Folgen von 40 Kilometern hartem Asphalt und die fehlende Vorstellung wie man sich sinnvoll auf ein solches Unternehmen vorbereitet, hielten ihn von der Umsetzung ab. Die Lektüre eines von Marathon laufenden Freunden empfohlenen Laufbuches beseitigte jegliche Skepsis, wies ihm mit Trainingsplänen den richtigen Weg. Nach 12 Trainingswochen voller Selbstzweifel – wie sie notwendigerweise jeden Debütanten knechten müssen – genoss er im September 2002 in Berlin sein erstes Marathon-Finish und das im "zarten" Alter von 48 Jahren. Was dieses Erlebnis in ihm freisetzen und wie sehr es sein Leben umkrempeln würde, konnte er nicht mal ahnen. Er hatte einen harten Kampf gegen innere Widerstände erwartet, sah sich mit letzter Kraft über die Ziellinie stolpern. Stattdessen rannte er sich in einen Zustand grenzenloser Euphorie, getragen von unerwartet robuster Ausdauer, vorbei an einer Million anfeuernder Zuschauer. Der letzte Kilometer - damals noch auf dem Kurfürstendamm - war zugleich der schnellste seines Laufes, den er nach 3:42:09 Stunden beendete. Im Ziel rangen irrsinnige Freude über den Sieg und heftiges Bedauern nicht noch weiter laufen zu dürfen miteinander. Schon auf der Ziellinie des ersten war klar, dass dies nicht sein letzter Marathon bleiben würde. Wie schnell würde er einen Marathon laufen können, wenn er mit hohen Umfängen und methodisch richtig trainierte? - Die persönliche Bestzeit nach Möglichkeit mit jedem Finish zu drücken bestimmte Zielsetzung und Training der nächsten Jahre. Während den Angriffen auf die Zielzeiten 3:30 und 3:15 Stunden beinahe planmäßig ein Sieg folgte, biss sich Udo an der Schallmauer Drei-Stunden mehrmals die Zähne aus. Sein schnellster Marathon, nach dem bis dahin mörderischsten Trainingsplan, brachte ihn 2006 in Prag nach 3:01:50 Stunden ins Ziel. Er hatte zu akzeptieren mit dieser Zeit seinem Limit ziemlich nahe gekommen zu sein. Im Alter von damals 52 Jahren und angesichts des späten Einstiegs in effizientes Lauftraining eine beachtliche Leistung. Mit noch härterem Training und unter optimalen Bedingungen wäre die Marathonzeit allenfalls noch marginal zu verbessern gewesen. Fortan fehlte ihm jedoch die Lust die Jagd nach "Sub3h" fortzusetzen. Was wäre gewonnen, wenn einer der nächsten Versuche tatsächlich knapp unter drei Stunden erfolgreich wäre? Welche Grenzerfahrung könnte er noch einfahren, da nun drei Stunden für ihn als ungefähre Ultima Ratio des Marathons ausgelotet waren? – Sein jahrelang auf die Marathonstrecke verengter Blick öffnete sich: Jenseits der Marathondistanz beginnen die Ultrastrecken und von ihnen zogen ihn 100 km als nächstes Ziel geradezu magisch an. Sein Ehrgeiz körperliche Limits zu erfahren war allerdings von jeher mit dem mutmaßlich Machbaren verknüpft. Höher, schneller, weiter – das schon, aber stufenweise und mit Aussicht auf Erfolg. Ein 6-Stunden-Lauf (mit 70,568 gelaufenen Kilometern) noch im Herbst 2006 bildete eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Mekka der Ultraläufer nach Biel. Dort war ihm 2007 im ersten Anlauf ein beachtlicher Erfolg auf der 100 km-Strecke beschieden. Lediglich vom Regen aufgeweichte Streckenabschnitte konnten verhindern, dass er sein anspruchsvolles Ziel - unter neun Stunden zu finishen - mit 9:07:42 h und dem 57. Platz unter mehr als 1.100 Finishern knapp verfehlte. An dieser Stelle gilt es zum besseren Verstehen Udos Selbstverständnis als Läufer in Worte zu fassen: Grundsätzlich stellt er sich nur solchen Aufgaben, deren Distanzen sich mutmaßlich zu hundert Prozent laufend bewältigen lassen. Reicht es dazu mangels aktueller Leistungsfähigkeit nicht, dann bescheidet er sich mit kürzeren Distanzen. Diese Haltung ist nicht Ausdruck elitären Denkens noch eine Form der Überheblichkeit. Er wendet diese Forderung lediglich auf sich selbst an. Sie ist Ausdruck der Erfahrung, dass ihm Gehenmüssen um-"gehend" und nachhaltig die Freude an einem Wettkampf vergällt. Altersbedingt und damit zunehmend musste er sein Läufer-Credo in den letzten Jahren "aufweichen". Vor allem dann, wenn in der Vorbereitung zu einem fordernden Ultraziel an einem Wochenende nur Testwettkämpfe in Reichweite waren, von denen vorab schon feststand, dass sie ihn überfordern mussten. Ein typisches Beispiel hierfür war seine Teilnahme am Chiemgau 100 km, dessen 4.500 Höhenmeter selbst der weltbeste Bergläufer nicht komplett laufend hätte bewältigen können. In der Vorbereitung eines Saisonhöhepunktes ordnet er jedoch (fast) alles dem großen Ziel unter. 100 Kilometer waren fortan keine unüberwindliche Hürde mehr. Also was jetzt? Spätestens wenn du 100 Kilometer am Stück gelaufen bist, beginnst du zu realisieren, dass mit dem richtigen Training (und einem robusten Körper) beinahe jede Distanz möglich ist ... Deshalb stellte er sich die Frage, ob es ihm gelingen könnte einen ganzen Tag lang, 24 lange Stunden, ohne Ruhepausen zu laufen. 2008 wagte er den elend langen Anlauf von 3.000 Trainingskilometern, davon 20 Trainings-Marathons und -Ultras, um vor dieser gewaltigen Herausforderung bestehen zu können. Der 24 Stunden dauernde Bewerb auf einer gut 1.000 Meter langen Rundstrecke in Berlin belohnte ihn mit einem fantastischen, von ihm selbst kaum für möglich gehaltenen Erfolg: 219,273 km standen nach 24 Stunden zu Buche. Das bedeutete Platz vier in der zugleich ausgetragenen Deutschen Meisterschaft im 24-Stundenlauf und den Titel eines deutschen Seniorenmeisters (Altersklasse M55). Bis dahin waren Platzierungen oder Titel nicht Teil von Udos Laufmotivation. Dafür war er auf "kürzeren" Strecken (HM, M, 100 km) zu langsam. Wer mit 48 Jahren eine Wettkampfkarriere startet, kann auf diesen mit Teilnehmern übersättigten Distanzen keinen Blumentopf mehr gewinnen. Zwar stand er bisweilen in seiner Altersklasse auch mal auf dem Treppchen, belegte einmal, in einem Marathon mit nur gut 100 Teilnehmern, sogar den zweiten Gesamtplatz. Aber das waren immer angenehme, vom Zufall arrangierte Zusatzgeschenke. Vor dem 24-Stundenlauf lag der Fall anders, woran Udo jedoch seltsamerweiese keinen Gedanken verschwendete. Auf Grund der Vorleistungen hätte ihm klar sein müssen, dass er unter den ersten zehn würde mitlaufen können. Unbeschadet der Tatsache, dass einige der besten deutschen 24-Stundenläufer an den Start gehen würden. Am Ende als viertbester deutscher Läufer in dieser Distanz ausgezeichnet zu werden, stürzte ihn in arge Verwirrung. Denn im Grunde seines Herzens ist er Freizeitläufer und kein Wettkämpfer. Einer der nie gegen andere, sondern nur mit ihnen und gegen die eigenen Grenzen antritt. Und nun das ... Einige Wochen hielt sich hartnäckig das Gefühl zu fliegen ... Es ist schwer nach einem solchen Sieg die Bodenhaftung zu behalten. Rein gar nichts scheint mehr unmöglich, selbst im Alter von damals schon 54 Jahren. Kaum bezähmbare Euphorie und fehlende Erfahrung, wie man nach so einem Mammutlauf adäquat regeneriert, stießen ihn zum Saisonausklang 2008 vom Himmel in die tiefste, einem Marathonläufer vorstellbare Hölle. Ein ziehender, gemeiner Schmerz im rechten Bein, der trotz 6-wöchiger Laufpause und intensiver Behandlung monatelang nicht weichen wollte, erzwang anderthalb Jahre Abstinenz von längeren Strecken. Erst im Herbst 2010 feierte Udo mit fünf Marathonläufen das ersehnte Comeback ... Seit dieser Zeit war es Udo vergönnt seinem Laufbuch viele Marathon- und Ultraläufe hinzufügen (Übersicht Ultras siehe hier). Darunter 6-, 12- und 24-Stunden-, diverse 100 km-Läufe, mehrmals 100 Meilen, einige harte Ultratrails, auch Etappenläufe. Wie für einen leistungsorientiert trainierenden Läufer typisch, wuchs nicht nur die Zahl absolvierter Wettkämpfe, sondern eben auch die Liste der Verletzungen. Stets galt die Devise: Einmal mehr aufstehen, als man zu Boden ging! 2015 verdonnerte Udo ein Ermüdungsbruch zu drei Monaten, in denen ihm jeder Laufmeter verboten war ... Dass ihm danach, in 2016 und nur ein Jahr nach Wiederaufnahme des Trainings, vergönnt war den Thron der Ultraläufer zu besteigen, bewertet er - nicht zuletzt der schlechten Ausgangssituation wegen - als seinen läuferischen Lebenshöhepunkt: Nach 246,8 km und 3.000 Höhenmetern beendete er als jahresältester Finisher den Spartathlon in 34:47:53 Stunden. Ein Lauftraum wurde Realität. Ein Gefühl der Sättigung stellte sich zu keinem Zeitpunkt ein. Stets fanden sich neue Herausforderungen. So etwa 2017 die 10 Marathons in 10 Tagen von Bad Blumau in der Steiermark, der Olymian Race in Griechenland im Jahr 2018 oder ein Jahr später der Comrades Ultra, der älteste und teilnehmerstärkste Ultralauf der Welt. Selbst im Covid-19-Lockdown-Jahr 2020 glückte Udo auf griechischem Boden mit den 140 km des Dromos Athanaton ein wunderbarer Saisonhöhepunkt. Darüber hinaus war ihm vergönnt mit dem Fischland-Darß-Zingst-Ultramarathon (115 km) seinen 100. Ultralauf zu finishen. Neben dem jeweiligen Saisonhöhepunkt bleibt ein Ziel stets aktuell: Läufe mit Marathonlänge oder weiter sammeln! Aus der Nähe besehen die größte aller Herausforderungen. Sie setzt robuste Gesundheit voraus, die Udo sich so lange wie möglich bewahren möchte. In diesem Zusammenhang gilt es auch Überlegungen anzustellen, wann die Zeit gekommen sein wird sich von marathonlangen Strecken zu verabschieden. Entscheidungshilfe wird sein läuferisches Selbstverständnis leisten: Wenn es ihm nicht mehr gelingt flache Marathons zu hundert Prozent im Laufschritt zu erleben, wird er seine Wettkampfkarriere beenden ... --- Zahl absolvierter Wettkämpfe Marathon und weiter: 333 davon über Ultradistanz: 124 (Dezember 2022) Letzte Änderung: 2. Januar 2023 |