10. September 2022

Nicht wiederholbar  -  50 Jahre Olympia Marathon München

Olympia 1972 total unter dunkel und regenschwanger drohendem Wolkenfilz: Wir starten auf einer Wiese vor den olympischen Ringen, tippeln anschließend am Olympia Schwimmstadion vorbei, lassen alsdann das Olympiastadion hinter unseren Rücken zurück. So oder so hätten wir den Auftakt trockenen Fußes genommen, beschirmt vom ausladend über alle Wettkampfstätten, teils auch dazwischen gespannten Olympia Zeltdach. Eine Konstruktion, die ich nach fünf Jahrzehnten immer noch als atemberaubend und traumhaft schön empfinde. Einer der laufenden Fünfzehn formuliert es als Frage: "Gibt es irgendwo auf der Welt ein schöneres Olympiastadion?"

Die vorhergesagte Sintflut über München findet einstweilen nicht statt. Ist verschoben, wenn meine zaghaften Hoffnungen sich erfüllen bis nach dem Lauf. Ein Weilchen zweifele ich am Wetterglück als es in Höhe Olympisches Dorf leicht zu tröpfeln beginnt, zehn, maximal 20 Minuten lang. Nicht ergiebig, nicht störend, schon gar nicht dem Wolkenbruch gleich, der mich an der Münchner Stadtgrenze bei der Anfahrt empfing. Meine Wetterträume haben weiterhin Bestand, immerhin. Ganz unverblümt: Der Anlass hätte wahrlich einen weiß-blauen, sonnigen Münchner Septembertag verdient! Auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 10. September 1972, starteten 74 Athleten* zum olympischen Marathon ... 62 von ihnen erreichten das Ziel, auf (fast) derselben Strecke, die wir heute "in memoriam" unter die Füße nehmen werden. Einer von zwei Gründen für eine "olympische Gänsehaut"; der zweite unsägliche beschäftigte mich in der vergangenen Woche massiv, mag heute nicht dran denken: 4 Tage vorm olympischen Marathonlauf starben elf israelische Sportler und ein Polizist ... 5 Tage vorm Marathonlauf begannen Verbrechen und sich anschließendes Versagen deutscher Behörden und Politiker mit der Geiselnahme von elf Israelis im olympischen Dorf ... Genau dort, wo ich vor wenigen Minuten einen Steinwurf weit vorbei joggte ...

*) Der erste olympische Marathonlauf der Frauen fand erst 1984 in Los Angeles statt. Kaum zu glauben aber wahr.

Mein "Outfit" verhindert Gänsehaut verlässlich, egal ob positiv oder von Grauen motiviert. Unter der hauchdünnen Pelle der Regenjacke staut sich Körperwärme. Keine Ahnung wie lange ich diese Verpackung noch ertrage, da nun kein "Pipi" mehr aus grau zerrissenem Himmel sprüht. In noch kühler Luft belaufen wir Fuß- und Radwege, auch mal Innenhöfe von Wohnanlagen, die mir nie und nimmer als olympische Marathonstrecke in den Sinn gekommen wären. Und doch stimmt die Route, da verlässlich und mit viel Zeitaufwand von Veranstalter Andreas Bettingen recherchiert. Andreas führt das Quartett an, dem ich zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger zufällig angehöre. Vor mir traben noch Bernie Manhard und einer, der mir bisher nie begegnete - zumindest hänge ich diesem Irrglauben noch eine Weile an ...

Bernie Manhardt - ein paar positiv Bekloppte brauchst du, wenn ein Unternehmen wie dieser olympische Gedenkmarathon gelingen und mit ein wenig Glanz über die Bühne gehen soll. Schon vorm Start beschenkte uns Andreas mit einem Erinnerungs-Finisher-Shirt, das sich alle für das obligatorische Vorstart- Gruppenfoto überstreiften. Gestaltet wurde es von Bernie, der uns darüber hinaus Erinnerungsmedaille und Laufurkunde aushändigte. Nur die Laufzeit muss ich handschriftlich nachtragen, hinterher dann, wenn hoffentlich die Einlaufliste mein Finish offiziell bestätigen wird ...

Lokalkolorit Fehlanzeige: zwischen überwiegend Wohnbebauung folgen wir großzügig angelegten Straßen, die ebenso gut jede andere deutsche Großstadt durchschneiden könnten. Anders als vormals die Olympioniken sind wir auf Bürgersteige angewiesen, müssen überdies den "Flow" vor diversen roten Ampeln abwürgen. Der Verzicht auf die "Ideallinie" wird am Ende mit ein paar hundert Meter mehr als Marathon (ca. 43 km gesamt) auf der GPS-Uhr zu Buche stehen. Diverse Stopps, neben verkehrsbedingten auch solche für Fotos, Bekleidungskorrektur, außerdem zum Ver- und Entsorgen, werden die Laufzeit maßgeblich verlängern. Wie immer, wenn Andreas Bettingen einen Lauf im Rahmen seiner "Isar Marathons" ausschreibt, sind die Teilnehmer komplett auf Selbstversorgung angewiesen.

Diese Straße kenne ich. Vierspurig rauscht nebenan der Verkehr vorbei. Samstags weitgehend befreit von Lkw und auch sonst ausgedünnt. Gefühlt hundert Mal tuckerte ich von zu Hause über die A8 anreisend, oder nach Verrichtung meines Vorhabens auf dem Rückweg, hier vorbei. Schwerlich vorstellbar, dass die Stadtoberen damals die Sperrung dieser wichtigen Magistrale für einen Sportwettkampf gestatteten*. Und doch muss es so gewesen sein ... vorm geistigen Auge sehe ich Frank Shorter, den späteren Oympiasieger, auf breiter Fahrbahn raumgreifende Schritte setzen ... wahrscheinlich schon zu diesem frühen Zeitpunkt von seiner Siegchance überzeugt. Nur wer durchweg an sich glaubt, kann am Ende als Erster über die Ziellinie laufen!

*) Zu diesem Zeitpunkt ist mir nicht bewusst, dass der 10. September 1972 ein Sonntag war.

Auf der Streckenkarte sieht es aus als kreuzten sich augenblicklicher und späterer Laufweg an dieser Kreuzung. Tatsächlich biegen wir rechts ab und werden in gut einer Stunde, dann aus der Gegenrichtung kommend, denselben Haken schlagen. Fünf Kilometer liegen hinter mir. Das Wolken-Match über mir dümpelt unentschieden vor sich hin. Unter mehr Flutlicht allerdings und der Tendenz zum "1:0" für ausbleibenden Regen ... Dass die Blase drückt, wird mir erst bewusst, als ich zwei Mitläufer hinter einer Buschgruppe verschwinden sehe. Wieder zurück auf überbreitem Fußweg: zum ersten aber nicht letzten Mal frage ich mich, wieso kaum frequentierte Fußwege in solcher (Über-) Breite angelegt wurden? Ein Rätsel das mich nur kurz vom eigentlich drängenden Problem ablenkt: zu viel und zu warme Klamotten am Leib. Noch ein paar unentschlossene Schritte, dann versuche ich die Armlinge unter der Regenpelle abzustreifen. Was mir still fluchend misslingt und mich spontan zur Radikallösung treibt: Rucksack runter, Regenjacke und Armlinge ausziehen, letztere verstauen. Ich traue dem Frieden nicht, gürte mir daher die leichte Regenjacke um die Hüften. Noch ein Schluck aus der Trinkflasche, Rucksack wieder überstreifen, dann mache ich mich an die Verfolgung der längst enteilten Mitläufer ... Zeitverlust beider Boxenstopps: sage und schreibe sechs Minuten.

Rascher als erwartet sammele ich einen der vormaligen Begleiter, den mir unbekannten Berliner, wieder ein. Seine Herkunft entnahm ich einem mitgehörten Wortwechsel. Beiläufig erwähne ich am Samstag vor Ostern in Berlin den Ostermarathon gelaufen zu sein. "Dann müssen wir uns begegnet sein!" meint er überrascht. So klein ist die Läuferwelt: Treffen sich zwei Läufer in München - zwei von lediglich fünfzehn -, um erstaunt festzustellen, dass sie fünf Monate zuvor, weit weg in Berlin, schon einmal demselben Teilnehmerfeld angehörten. Auch damals in sehr überschaubarem Kreis von nur 53 Teilnehmern.

Seite an Seite wetzen wir durch ein Münchner Wohnviertel, womit auch schon alles Erwähnenswerte zu diesem Abschnitt des Kurses berichtet wäre. Ins Gespräch vertieft achte ich kaum auf die Umgebung. "Verkehrssicher laufen" vollzieht sich automatisiert, so verstreichen die Minuten. Urplötzlich stehen wir vor einer vierspurigen Ausfallstraße, wieder eine, die ich kenne. Augenblicklich kehrt volle Orientierung zurück: Auf der anderen Straßenseite, hinter einer Mauer wächst dichter Wald, dort beginnt der Nymphenburger Schlosspark. Stückweit und suchenden Blickes an der Mauer entlang, dabei den GPS-Track auf der Uhr nicht aus den Augen lassend ... Die Richtung stimmt und doch wären wir fast an der unscheinbaren, weißen Tür in der Mauer vorbeigetrabt.

Hinter der Tür betreten wir eine völlig andere Welt: Schlagartig kein Verkehrslärm und keinerlei Wohnbebauung mehr. Auf gepflegten, fein geschotterten Parkwegen joggen wir durch dichten, alten Laubwald. Ausladende Äste verwehren den Blick zum Himmel, konservieren in Bodennähe diffuses Dämmerlicht. Ich wundere mich über die Wegführung der einst olympischen Marathonstrecke. Anscheinend legte das damalige OrgTeam keinen Wert auf einen olympischen oder gar Weltrekord. Minuten später endet der Wald übergangslos, vor uns liegt das Westende des schnurgerade verlaufenden Nymphenburger Schlosskanals. Von rechts ergießt sich Wasser über zwei Stufen der kunstvoll gestalteten, sogenannten Großen Kaskade* in den Kanal. Im Überlauf eines von mehreren Wasserfällen, zwischen weißen, marmornen Skulpturen, hat ein Reiher Ausguck bezogen. Ostwärts, mit dem Blick dem Kanalverlauf folgend und mehr als einen Kilometer weit entfernt, erkennt man den Mittelbau des Nymphenburger Schlosses, unser nächstes Etappenziel ...

Vielfach unter ausladenden Laubbäumen hindurch, eine Weile am Ufer des idyllischen Badenburger Sees* mit seinen Inselchen entlang, zuletzt einem von mehreren schmalen Kanälen folgend sammeln wir Meter um Meter Marathon im Park. Die Strecke ist reizvoll, keine Frage, sicher auch für die Olympioniken von 1972. Wobei mich schon brennend interessieren würde, ob die zahlreichen pittoresken Ansichten von der hart um Sekunden und Ränge kämpfenden Marathon-Weltspitze überhaupt wahrgenommen wurden. Anders als ich hatten sie keine Zeit Mal um Mal zum Schauen und Fotografieren zu verweilen ... Übersahen mutmaßlich auch den von der anderen Seeseite her lockenden Apollotempel*. Weiter mit stets wachem Auge, öffnen sich doch mehrfach Sichtschneisen im Wald, Durchblicke zu verträumt gelegenen Lustschlösschen oder funktionellen Bauten. Wie etwa die im Volksmund als "Dörfchen" zusammengefassten Brunnenhäuser**.

*) Als in der Nähe ansässiger Wahlbayer muss ich zu meiner Schande gestehen Schloss und Anlage Nymphenburg bislang nur oberflächlich anlässlich zweier Spaziergänge "erkundet" zu haben. Viele der erwähnten Highlights sehe ich erstmals beim Lauf. Fast alle verwendeten Bezeichnungen/Funktionen der Sehenswürdigkeiten erschloss ich mir nachträglich, anlässlich der Recherchen zu diesem Bericht.

**) Die Zweckbauten im "Dörfchen" beherbergen Wasserräder als Antrieb von Pumpanlagen zum Betrieb der Schlossfontänen im Barockgarten und vorm Schloss. In der gegenwärtigen, voll funktionstüchtigen Version stammt das Pumpwerk aus den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts. Es gilt als älteste, seit seiner Erbauung ständig arbeitende Maschine Europas.

Ich weiche von der Ideallinie ab und tippele zur Umfriedung des Barockgartens hin, um meinen Berliner Mitstreiter vorm prächtigen Mittelpavillon des Schlosses ablichten zu können. Es liegt nicht am Schloss, wenn eher fades Grau meine Aufnahmen dominiert. Ursächlich sind die in weiß-grau gehaltene Schlossfassade, zum anderen der nach wie vor wolkenverhangene Himmel. Seitlich des Mittelbaus verlasse ich unter Arkaden das einst nur bayerischem Hochadel und seinen Lakaien zugängliche Parkareal und wende mich der Stadtseite zu. Auch hier dominieren Wasser- und Rasenflächen, durchziehen Kanäle den baumfreien Vorplatz des Schlosses. Je weiter ich mich vom Mittelbau des Schlosses entferne, um so mehr wird von der gewaltigen, weit nach Norden und Süden reichenden Anlage sichtbar. Übersichtlicher wird sie dadurch kaum, ihre vollständige Geometrie wird sich mir erst Tage später aus der Vogelperspektive in Google Earth erschließen.

Zurück im Münchner Straßenverkehr, mein Berliner Mitstreiter Alois* kam mir irgendwie abhanden. Auch die Gruppe um Andreas und Bernie, die ich in Schlossnähe mehrfach sichtete, wurde von der Stadt verschluckt. Als sich die Häuserschluchten vor der nächsten großen Kreuzung öffnen, fange ich sie allesamt mit Blicken wieder ein - wartend vor roter Fußgängerampel. Sie einzuholen vereiteln die Ampelphasen. Um weniger Zeit zu verlieren, wechsele ich zur anderen Straßenseite. Die anderen drüben, ich hüben, mit nur geringem Versatz. Wie sich zeigt verschaffte mir mein Manöver einen taktischen Vorteil: alsbald muss die Gruppe um Andreas gleichfalls die Straßenseite wechseln, sich in dieser Absicht aber von einer weiteren Ampel aufhalten lassen ...

*) Schon witzig, dass ausgerechnet der Mann mit Berliner Dialekt auf den vielleicht bayerischsten aller Vornamen im Feld der Fünfzehn hört.

Kilometer 15: Entlang einer mir unbekannten Straße halte ich Tuchfühlung zu meinen Mitläufern. Wie meist fand ich in den Tagen vorm Lauf nicht die Zeit Hintergründiges mit Blick auf mein Laufvorhaben zu lesen. Insbesondere nichts zum olympischen Rennverlauf von 1972, andernfalls betrachtete ich den momentanen, etwas faden Streckenabschnitt mit anderen Augen. Bei Kilometer 15 übernahm der spätere Olympiasieger Frank Shorter erstmals die Führung im Feld, erlief sich rasch einen Vorsprung und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab ...

Kilometer 17: Ich laufe durch die Waisenhausstraße. Nach zweimaligem Trinken geht der Wasservorrat meiner Flasche zur Neige. Einmal noch, dann war's das ... Kurz entschlossen entere ich daher einen mit "Getränkemarkt" bezeichneten Laden. Enttäuschung will sich angesichts endloser Regale mit Weinflaschen, Stapel von Bierkästen und anderen Alkoholika breit machen. Glücklicherweise entdecke ich zuletzt und etwas versteckt auch eine Kühlvitrine mit Wasserflaschen. Der Inhaber des Flaschenarsenals beäugt mich misstrauisch. Als hätte ein durstiges, grünes Marsmännchen, just seiner auf der Waisenhausstraße gelandeten Fliegenden Untertasse entstiegen, sein Etablissement heimgesucht. "Ich trinke die Flasche gleich hier!" lasse ich mich ein, um nicht unnötig Pfand entrichten zu müssen. Auch noch beim Bezahlen bleibt er stumm, fixiert mich aber genau: Ein Alien, das akzentfreies Deutsch spricht? ... Bin seit zwei Stunden unterwegs, rieche ich vielleicht schon ein bisschen streng? - Ich ziehe mich zu einem abseits aufgeschichteten Stapel Weinkartons zurück, trinke reichlich und fülle mit dem Rest meinen Wasservorrat auf. Gestärkt gürte ich mich neuerlich zum Kampf und lasse den Verkäufer verdutzt bis - pardon - dämlich dreinblickend zurück - unter Garantie mit Fragen. Sein Problem: Hätte er sich nach meinem seltsamen Auftritt erkundigt, ich wäre ihm keine Antwort schuldig geblieben.

Keine 150 Meter weiter stoße ich auf den Hubertusbrunnen. Selbstverständlich weiß ich nichts über dieses "alt aussehende" Bauwerk, dessen Geschichte mich anlässlich späterer Recherche betroffen machen wird. Optisch deutlich mehr gibt der Blick über den dem Brunnen vorgelagerten kleinen "Weiher" her. Er markiert das östliche Ende des Nymphenburger Schlosskanals. An dessen Ufer vertrete ich mir auf den nächsten anderthalb Kilometer die Füße, bis ich auf den südlichen Viertelkreisbogen des sogenannten "Rondells" abbiege. "Rondell" bezeichnet das der Stadt zugewandte, unbebaute Areal vorm Schloss. Der Blick über die repräsentative, des Schlossherrn Reichtum unterstreichende Fläche ermöglicht endlich die wahre Ausdehnung der Pavillons und Gebäude, die zusammen das Nymphenburger Schloss ergeben, ins Auge zu fassen - allerdings nur, wenn man den Blick um etliche Grad schweifen lässt.

Ich staune. Außerdem suchen mich spontan speicheltreibende Trugbilder leckerer Münchner Spezialitäten heim. Das Staunen gilt dem üppigen Grün hier im Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg. Und das Wasser im Munde läuft mir angesichts eines alten Münchner Bierlokals zusammen, wo es außer Süffigem unter Garantie auch schmackhafte Schmankerln für meinen Gaumen gibt ... Eines (von wahrscheinlich vielen) Münchner Wirtshäusern im traditionellen Stil, das ich nicht kenne. Nicht kennen kann, da es mich nie zuvor in diesen beschaulich paradiesischen Teil der Stadt verschlug. Meine ... Begeisterung (?) - doch, der Ausdruck passt durchaus -, eskaliert Minuten später, nach dem Abbiegen in den Hirschgarten. Ein großer Münchner Park, von dem ich bislang nicht mal wusste, dass es ihn gibt. Und wäre mir darüber hinaus bekannt, was mein Stöbern im Netz bald zu Tage fördern wird, dass ebendieser Hirschgarten, unweit der Laufstrecke, den weltweit größten Biergarten (8.000 Sitzplätze) beherbergt, ich hätte Mühe an mich zu halten.

Münchner Innenstadt jetzt, Wohnbezirke, ab und zu Läden. Alles im Angebot, von der obligatorischen Döner-Bude, über Wäschereien, Backfilialen an der Ecke, bis hin zu ... ach, was weiß ich, eben schlichtweg "alles". Ich kreuze Straßen, die ich wiedererkenne, weil ich sie von Zeit zu Zeit mit dem Auto befuhr. Und ein klitzekleines bisschen bin ich auch Münchner: Seit meiner Schulzeit hatte ich meinen Wohnsitz in Bayern, mehr als 50 Jahre inzwischen und stets unweit von München. Zwei sechswöchige Ferienjobs überlebte ich bei Firmen im Stadtgebiet. Ich war am Bau des Sheraton Hotels in einem brütend heißen Sommer ebenso "beteiligt", wie ein Jahr später am Aufbau vieler Antennenanlagen im Stadtgebiet. Seit jener Zeit bange ich um eine Schule im Münchner Osten, die zwischenzeitlich abgebrannt sein dürfte. Denn lediglich angebrütet mit Fachwissen ließ man mich mutterseelenalleine die Dachantenne gegen Blitzschlag erden. Learning by doing - bevor ich Hand anlegte, verfügte ich nur über rudimentäre Vorstellungen von der Verwendung mitgebrachter Materialien ... Ich könnte endlos Anekdoten aus jener Zeit erzählen, manche kurios, andere schlüpfrig - oh je! -, oder welche, die zum Kopfschütteln animieren, wie die zitierte "Antennenerdung". Kein Zweifel: München begleitete einen wichtigen Abschnitt meines Reifeprozesses ... Okay, ich schweife ab, was mir in ähnlicher Weise aber auch beim Laufen auf den wenig reizvollen Kilometern 21 bis 24 widerfährt.

Zum Beispiel jetzt, da ich auf den Cirkus-Krone-Bau zuhalte. Noch verbirgt sich die stationäre, einem Zirkuszelt nachempfundene Spielstätte hinter Bäumen. Erinnerungen stellen sich ein: Ich war schon drin, zu einem Pop-Konzert, fuhr auch oft hier vorbei. Schließlich taucht der äußerlich unscheinbare Komplex zwischen Bäumen auf. Wechselweise schwenken die Augen zwischen einer Baustelle - Aufpassen! - auf meiner Straßenseite und dem zirzensischen Kulturbau gegenüber hin und her ... Mehr zufällig streift mein Blick den Track auf der Uhr: Upps! Der Pfeil - das bin ich - ist vom Strich - das ist die Strecke - abgekommen. An der Kreuzung mit der Baustelle hätte ich abbiegen müssen!

Kilometer 25: Ich hab es nicht erwähnt, weil es mir längst zuwider ist. In fast jedem Laufbericht dieselbe Leier ... Ungefähr seit der Streckenhälfte "habe ich fertig", um es mit den Worten eines dereinst in dieser Stadt tätigen italienischen Fußballtrainers auszudrücken. Schon auf dem ersten Halbmarathon war nicht zu "überspüren", dass ich zuletzt physisch bessere Tage hatte als den heutigen im olympischen Parcours. Doch jetzt, auf der zweiten Hälfte, bin ich mit schweren Beinen und weitgehend entladenen "Akkus" unterwegs. Ein Energiegel hab ich vorhin eingeworfen, zwei noch in Reserve. Viel helfen wird das bisschen Zucker nicht. Dächte ich nach, fielen mir sicher Ursachen für die zu frühe Ermüdung ein. Aber ganz ehrlich: Ich habe nicht die mindeste Lust dazu - um es nicht drastischer auszudrücken. Zudem: selbst die hellste Erleuchtung wäre nutzlos. Bis zum Zielstrich ist es noch weit und wie üblich bleibt mir keine Alternative als zu kämpfen. Oh ja!, darin habe ich verdammt viel Übung.

Ich denke München in Form von Bezirken, Plätzen, Straßen, Stellen, die ich kenne. Fülle sie mit Aufenthalten, Erlebnissen, Begebenheiten. Oftmals fehlt mir der räumliche Zusammenhang, so wie jetzt: Vor ein paar Minuten lief am Traditionsgasthaus "Löwenbräu Keller" vorbei, folgte geradeaus einer mir bis dato unbekannten Straße und nähere mich nun dem Königsplatz. Der ist angefüllt mit geballter Geschichte, halbwegs erträglicher aus königlicher Zeit, aber auch mit Abgründen der NS-Zeit. Einiges hab ich mir angelesen, bin aber alles andere als sattelfest. Eine vollständige Darstellung wäre in einem Laufbericht auch nicht praktikabel. Zu Denkmälern, Bauten und dem Geschehen zwischen Königsplatz, der sich anschließenden Brienner Straße, bis hin zum Odeonsplatz haben gescheite Menschen ganze Bücher verfasst. Also begnüge ich mich mit kargen Worten: Die Propyläen (nur Plural), ein an den griechischen Freiheitskampf (1821 - 1829) erinnerndes, der Akropolis nachempfundes Tempelimitat, eröffnet den Reigen. Kurios: Kurz nach Fertigstellung der Toranlage, im Jahre 1862, wurde der griechisch-bayerische König Otto (ein Sohn von Ludwig I.) vom griechischen Thron geschubst.

Ich umkurve die Propyläen und lasse mich schon aus einiger Distanz von der ebenfalls hellenisch anmutenden Glyptothek und - ihr gegenüber - dem Bau der Staatlichen Antikensammlungen (beides Museen) beeindrucken ... Den Platz vor der Fassade der Antikensammlungen belegte bis vor knapp drei Wochen eine Beach-Volleyball-Arena; vorübergehend zur Austragung der Europameisterschaft im Beach Volleyball (im Rahmen der European Championchips Munich 2022). Vergeblich fahnde ich im Vorbeilaufen nach Spuren einer solchen Nutzung. Rätselfrage: Wie kann etliche Tage lang abgedeckter Rasen nach drei Wochen Tageslicht schon wieder so grün grünen? - Frisch verlegter Rollrasen vielleicht?

Ich verlasse den Königsplatz geradeaus in Richtung Brienner Straße und erreiche nach wenigen Schritten den von einem großen Kreisverkehr eingehegten Karolinenplatz. Im Zentrum des Platzes steht der Obelisk, wie ein dunkel und mahnend zum Himmel aufragender Finger. Der Obelisk wurde im Jahre 1870 als Ehrenmal für die im napoleonischen Russlandfeldzug (1812) getöteten bayerischen Soldaten errichtet*. In der Minute, da ich das Kriegerdenkmal umlaufe, verfüge ich noch nicht über solches Wissen. Könnte auch nicht mit der Erläuterung aufwarten, dass es sich anders als bei den Obelisken in Rom oder Paris um kein "entführtes", originär ägyptisches Exemplar handelt. Und schon gar nicht, dass der knapp 30 Meter aufragende Münchner "Spargel" nicht die übliche monolithische, sondern eine aus Ziegelsteinen gemauerte, mit Bronzeplatten verkleidete Natur besitzt. - Insgesamt vier München Marathons samt der danach verfassten Laufberichte brachten es nicht zuwege mir wenigstens oberflächliches Wissen zu all dem Sehenswerten zu vermitteln. Obwohl Königs- und Karolinenplatz mindestens zweimal Teil der Marathonstrecke waren.

*) Bayern war zu jener Zeit verpflichtet Napoleon I. für dessen Feldzug gegen Russland Truppen zu stellen. Von 35.000 Bayern kehrten lediglich 5.000 nach der Niederlage Napoleons zurück.

Weiter auf der Brienner Straße, zu Zeiten des bayerischen Königs Ludwig I. als Münchner Prachtstraße konzipiert. Heute residieren hier vor allem teuere "Designer Klitschen". Läden mithin, die die Bezeichnung "Laden" für sich naserümpfend ablehnen würden. Auch wer wie ich die Mode Labels von Armani, über Gucci bis Yamamoto nur oberflächlich kennt: ihre Shops lassen sich weltweit sicher an fehlender Preisauszeichnung ausgestellter Waren verorten. In diesen Sekunden vorbei am Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Was für ein grauenhafter Kontrapunkt zu all dem Glamour ringsum, auch dem nur wenige Schritte weiter süße Genüsse offerierenden Café Luitpold. Errichtet mitten im mondänen Teil Münchens: Wie kam das Mahnmal für die deutsche Hölle auf Erden zu so einem Logenplatz?* Berechtigte Frage, sie mir zu stellen gebricht es mir jedoch an der dafür nötigen Konzentration. Vom reinen Betrachten abgesehen, fokussiere ich mich einzig darauf nicht schlapp zu machen ...

*) Unweit des Mahnmals braute sich vor und während der NS-Zeit einiges an Unheil zusammen. Zum Beispiel am Odeonsplatz der sogenannte "Marsch zur Feldherrnhalle" am 9. November 1923 als unübersehbares Fanal sich anbahnenden rechten Terrors. Die Zentrale der NSDAP wurde nach der Machtübernahme in Sichtweite des Königsplatzes erbaut, zusammen mit (nach dem Krieg gesprengten) "Ehrentempeln" für die beim erwähnten Marsch getöteten, braunen Gefolgsleute Hitlers. Wie wenig so ein Mahnmal bewirkt, zeigte sich u.a. 1990: Anlässlich eines Neonazi-Kongresses im Löwenbräukeller wurde eine Wiederholung des Marsches zur Feldherrnhalle versucht. Bertolt Brecht brachte es auf den Punkt: "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" (aus dem Theaterstück "Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui").

Ich freue mich auf den Odeonsplatz, einen der schönsten Orte in ganz München. Südwärts dekoriert zum Beispiel von besagter Feldherrnhalle, die letztlich nichts dafür kann, dass Hitler hier einen dilettantischen Putsch inszenierte. Ausgerechnet neben der Feldherrnhalle fielen Schüsse. Neben einem Bauwerk, das nach dem Willen des Prinzregenten Luitpold den defensiven Charakter des bayrischen Heeres betonen sollte. Ein Heer, das nach seiner Auffassung ausschließlich verteidigen, nicht angreifen sollte. Die Sicht zur Feldherrnhalle ist an diesem 10. September 2022 verstellt. Man baut auf oder ab, genauer erschließt sich mir das nicht. Ebenso wenig welches "Event" den Aufgalopp diverser, dem Eisverkauf dienender Mobile verursachte. Überm geschäftigen Durcheinander erhebt sich gelb und unverwechselbar die barocke Theatinerkirche. Natürlich verhalte ich meinen Schritt, um die Szene im Bild einzufangen.

Neben baulichem Glanz dokumentieren meine Aufnahmen die lang ersehnte Entspannung am Himmel. Einem himmlischen Scheinwerfer gleich schießt die Sonne von Zeit zu Zeit gleißende Spots auf mich ab. Meinem Wunsch nach Sonne zolle ich Tribut, wische mir, auf breitem Trottoir entlang der Ludwigstraße nordwärts laufend, vermehrt Schweißtropfen von der Stirn. Ein Weg, den ich kenne, der mich dennoch jedes Mal mit einzigartigen Bildern beschenkt. Mit Sack überm Kopf hierher verschleppt, erläge man - wieder sehend - zunächst der Täuschung; würde glauben in einer italienschen Stadt angekommen zu sein. Schier endlos aneinander gereihte, mit Elementen der Neorenaissance und Neoromanik gestaltete Fassaden schmeicheln dem Auge.

In Höhe Staatsbibliothek, deren Eingang man über einen Treppenvorbau von zwei Seiten erreicht, wird mir fortgeschrittene Schwäche (Alter?) augenfällig demonstriert: Von hinten eilt ein Joggerpaar heran ... Er überholt mich links, sie auf der rechten Seite. Mangels Raum zwischen Treppenaufgang und mir huscht sie gazellengleich erst treppauf, sofort wieder treppab und zeigt mir ihre Sohlen ... für ein paar Sekunden noch, dann "sindse wech".

In Sichtweite des Siegestores, das den Übergang von der Ludwig- zur bekannteren Leopoldstraße in Schwabing markiert, biege ich rechts ab und finde mich wenig später im Englischen Garten wieder. Pfützen auf fein geschotterten Wegen umkurvend hält sich hartnäckig der Eindruck als klebten meine Sohlen am aufgeweichten Boden. Pure Täuschung sage ich mir, du bist einfach nur müde ... Erst südwärts durch die größte der Münchner grünen Lungen, nach einem halben Kilometer im Bogen auf Nordkurs drehend. Englische Landschaftsgärten beziehen ihren Reiz unter anderem aus dem steten Wechsel von Baumbestand und Wiesen. Auch der Münchner Englische Garten wurde diesem Gestaltungsprinzip gehorchend angelegt. Mir gelingt ein Foto, das ich spielend in einem München-Bildband unterbringen könnte: Quer über die von Baumgruppen gesäumte Wiese, hin zum Monopteros* auf seinem Hügel. Unwillkürlich kommt mir ein Lied der Spider Murphy Gang in den Sinn: "Sommer in der Stadt"... Die erste Strophe des Textes gibt für die nächsten Minuten die Laufrichtung vor:

I renn nackert durch'n Englischn Gartn

Sitz high aufm Monopteros

I kauf ma a Mass am Chinesischn Turm

Und flanier mit Dir auf da Leopoldstraß' ...

*) Monopteros hießt der hier im Englischen Garten errichtete Rundtempel. Er hat Ähnlichkeit mit dem Apollotempel im Schlosspark Nymphenburg. Allgemein bezeichnet "Monopteros" griechischen Vorbildern nachempfundene Rundtempel.

Wichtiger als der Chinesische Turm an sich ist für Münchner und Touristen gleichermaßen der Biergarten zu seinen Füßen. Nach dem Regen am Vormittag hat längst wieder bierselige Beschaulichkeit Einzug gehalten. Just als ich an der endlosen Reihe von Bierbänken vorbei jogge, setzt eine Blaskappelle zur nächsten Runde an. Marschmusik, Zeit das Weite zu suchen ...

... Das Weite finde ich, nicht weniger als neun Kilometer in der "Grünen Hölle" stehen mir bevor - idyllisch, allerorten hübsch anzusehen, begleitet von Spaziergängern, Gassigehern und Joggern. Dazwischen ich, mit elefantösen Beinen, denen weitere zwei Energiegels kein Jota auf die Sprünge halfen. Ich erreiche den Nordteil des Parks, Begegnungen werden seltener, dafür habe ich hier Asphalt unter den Füßen. Das erleichtert die Aufgabe, auch wenn es sich nicht leichter anfühlt. Immerhin laufe ich noch und gar nicht mal so langsam. Also nicht jammern, einfach nur durchhalten ... Herbstzeitlosen sprießen in den Wiesen beidseits des Weges. Kurz stoppen, um den unaufhaltsamen Einzug des Herbstes fotografisch zu dokumentieren. Weiter, wieder Tempo aufnehmen und zum wiederholten Male gedanklich dem Ausdruck "Grüne Hölle" huldigen. Wohl ausschließlich Marathonis verwenden ihn und bis heute war er mir fremd. Inzwischen leide ich "höllisch" genug, um mich in die Wortwahl trotz herrlicher Laufstrecke "einfühlen" zu können.

Kilometer 34,5: Nördlichster Punkt im Englischen Garten, Wende gen Süden. Die Sehnsucht der Grünen Hölle zu entkommen wächst. Wobei mein Sehnen nicht den Landschaftsgarten zum Ziel hat, sondern schlicht das Ende der Tortur. Ich kämpfe mich voran, versuche ein akzeptables Tempo zu halten, will das Traben in Schwäche nicht unnötig verlängern. Nach exakt 37 Kilometern auf der Uhr kehre ich dem Park den Rücken. Fortan durchquere ich Schwabinger Wohn- und Geschäftsstraßen und "motte" die Kamera ein. Rein gar nichts kommt mir vor die Linse, das einen Schnappschuss wert wäre. Vielleicht fehlt mir aber auch nur die Fähigkeit das "Kleine und auch Feine" noch wahrzunehmen. Mit gesenktem, mühsam gehaltenem Schädel trotte ich einher, biege mal links ab, dann wieder rechts und so weiter und so weiter ... In diesen Minuten schaue ich zum ersten Mal an diesem Tag auf die Uhr. Großes Indianerehrenwort, davor interessierte mich die Laufzeit nicht die Bohne. 4:45 Stunden sind um, weniger als befürchtet. Klar aber auch: Meine Endzeit wird fünf Stunden erheblich überschreiten.

In Höhe einer Tankstelle überhole ich einen Mitläufer, der sich hier eine Flasche Mineralwasser kaufte und sie nun gehend austrinkt. Den Mitläufer hat mir der (Lauf-) Himmel geschickt. Nun weiß ich ihn in meinem Rücken und überantworte mich dem Wettkämpfer in mir. Klare Ansage: Es ist mir absolut gleichgültig, ob der Mann vor oder nach mir das Ziel erreicht. Es geht mir einzig ums Spiel, darum mich vom "Nicht-mehr-Überholtwerdenwollen" antreiben zu lassen. Motivation in der Schlussphase, in der mich außer dem Willen durchzuhalten nichts mehr zu "tragen" vermag. Tatsächlich schaffe ich es die letzten Kilometer mit nur einem kurzen Halt zu Ende zu leiden. Und dem liegt ein Fotomotiv zugrunde, an dem ich auch im Zustand "halbtot" nicht vorbeikomme: Gans grast am Ufer des Oympiasees, vor der prächtigen Kulisse von Olympia-Zeltdach und Fernsehturm.

Ein letztes Mal antraben, schmerzhaft in die Gänge kommen, aber aufmerksam alles aufnehmen was sich mir an Eindrücken bietet. Was auffällt sind die vielen Menschen im Olympiapark. Nicht überhören kann ich zudem den Soundcheck im Stadion, seit ich vor etwa einer Viertelstunde den Olympiapark betrat. Ich erkenne die Melodie, nur der Sänger fehlt beim Einpegeln der Anlage: "Overpass Graffiti" mit mehreren Millionen Akustik-Watt verstärkt in die Münchner Luft entlassen. Ed Sheeran wird heute Abend das erste von drei Open Air Konzerten im Olympiastadion geben. Alle ausverkauft. Ich orientiere mich am See, bleibe nahe dem Ufer, blicke umher. Olympische Wettkampfstätten stehen für mehrere Wochen im Fokus der Weltöffentlichkeit, danach dann meist ungenutzt leer. Überall auf der Welt und überwiegend soll das so sein: Verprasste Milliarden. Nicht so hier in München. Der Park mit seinen Sportstätten schlägt schon optisch jeden in seinen Bann. Sensationell aber nicht nur die Optik, sensationell auch die Nutzung. Beispiel heute: Drei Vorstellungen eines Stückes für Kinder in der Olympiahalle, die Schwimmhalle wird ohnehin durchgehend als Hallenbad genutzt und "Eddi" spuckt heute, morgen und übermorgen im Oval des Olympiastadions melodische Töne ...

Ich überquere den See und trabe die letzten Meter runter. Zwischen Süßwarenständen, Crêpe Bäckern, Trinkbuden und massenhaft flanierenden Menschen. Post-Olympia lebt, zumindest hier in München. Ich nähere mich der Olympiaschwimmhalle, trabe bergauf, investiere letzte Körner, blicke zum Track ... Als sich Pfeil und Zielmarkierung decken, regengeschützt unterm Zeltdach, bleibe ich stehen und drücke meine Uhr ab. 5:18:34 Stunden, angefüllt mit zahllosen Eindrücken, liegen hinter mir. Ich war tatsächlich dabei, bin einer von fünfzehn, die erleben durften, was nicht wiederholbar ist: Genau 50 Jahre nach dem olympischen Marathon die Originalstrecke laufen. Ich fühle große Erschöpfung aber auch Dankbarkeit diesen Lauf als 326. Marathon (oder weiter) meiner Sammlung hinzufügen zu dürfen.

Fazit zur Veranstaltung

Keineswegs selbstverständlich, dass zwei Laufkameraden für sich und weitere 13 die Mühe der Vorbereitung auf sich nahmen. Von Schilderungen weiß ich, dass es nur wenige verlässliche Dokumente zur Originalstrecke gibt. Sie zu finden und auszuwerten war zeitaufwändig. Darüber hinaus auch noch ein Erinnerungs-Finisher-T-Shirt, eine Medaille und eine Urkunde zu kreieren unterstreicht die Liebe zum Laufsport.

Danke Andreas und Bernie!

Fazit: Nie wieder, da nicht wiederholbar! Aber gerne die Strecke noch einmal, sollte sie zu einem anderen Zeitpunkt erneut angeboten werden.

 

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