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Zwischen Einsicht und Hoffnung …  –  Supermarathon am Rennsteig 2013

Am ganzen Körper zitternd wie Espenlaub stehe ich auf dem Marktplatz von Eisenach, inmitten einer Schar von über zweitausend Verrückten. Ausgesprochenen Couch-Potatoes gelten schon Gesundheitsjogger als gänzlich unverständliche Lebensform. Die Absicht freiwillig dreiundsiebzig Kilometer über die Höhen des Thüringer Waldes zu rennen, lässt sich folglich nur mit einer speziellen, überaus hartnäckigen Geisteskrankheit erklären. Die meisten anderen Verrückten zittern übrigens nicht, ebenso wenig wie Dennis, Laufkamerad aus meinem Verein. Er sei voller Adrenalin meint er zu mir, da könne man gar nicht frieren. „Adrenalin? Kann man das irgendwo kaufen?“ presse ich zwischen klappernden Zähnen hervor. Die aufgehende Morgensonne entzündet am Eisenacher Kirchturm ein Leuchtfeuer. Über unseren Köpfen kreist der obligatorische Starthubschrauber. Untrügliches Zeichen, dass Frieren alsbald von beschleunigtem Atmen abgelöst werden wird.

Alle paar Sekunden spähe ich zur nicht weit entfernten Startlinie, bis ich Kraxi schließlich entdecke. Der Spitzen-Ultra aus der Steiermark hat sich vorgenommen seine Supermarathon-Bestzeit (5:49h!!) zu knacken. Nach herzlicher Begrüßung und gegenseitigem Schulterklopfen schlüpfe ich auf meinen Startplatz zurück. Noch fünf Minuten. Irgendwie gelingt es Jörg – Ultra-Urgestein aus dem nahe gelegenen Arnstadt – mein Gesicht in der Menge auszumachen. Das Hallo-wie-geht's-und-einen-guten-Lauf-Ritual wiederholt sich, bis Jörg schlussendlich in der dicht gestaffelt wartenden Meute untertaucht.

5:58 Uhr, noch zwei Minuten. Trotz lausiger 5°C hat das Schlottern nachgelassen. Wie es scheint, mobilisiert Wiedersehensfreude Wärmeenergie im Körper. Per Händedruck übergebe ich Dennis seinem Läuferschicksal und er mich meinem: Qué será, será – es kommt, wie es kommt. Ein letztes Mal überdenke ich den gewünschten Wettkampfverlauf, lausche mit halbem Ohr dem Countdown, dann reißt uns der Sog unterm Jubel aus tausenden Kehlen über die Startlinie. Vielleicht sind wir nicht verrückt, aber mindestens masochistisch veranlagt. Oder warum sonst begibt sich ein Mensch freudigen Herzens auf einen mit Schmerzen und Erschöpfung gepflasterten Pfad?

Dennis verliere ich schon nach Sekunden in der Eisenacher Fußgängerzone aus den Augen. Wenn der mal nicht zu schnell anläuft!? Aus der Fußgängerzone ergießt sich der Läuferstrom auf den Karlsplatz (keine hundert Schritte von hier schlummert Ines friedlich im Hotelbett) und schließlich durch das Karlstor. Unmittelbar dahinter, nach ein paar hundert Metern, also ohne Chance sich auf flachem Abschnitt einzulaufen, beginnt der Anstieg im Thüringer Wald. Von hier bis zum Zieleinlauf in Schmiedefeld werden nun unablässig Bäume meinen Weg flankieren und Fernblicke Seltenheitswert besitzen. Armeen von Bäumen, wechselweise mit Blättern und Nadeln bewehrt, so zahlreich, dass sie sogar einem Waldenthusiasten wie mir am Ende gleichgültig werden.

Grob holprig, mit vielfach geflicktem Asphalt bedeckt, ein Stück weit auch gepflastert, windet sich die breite Straße unter ausladenden Buchen hinan. Schon vor der ersten Serpentine verschwindet Eisenach hinterm grünen Vorhang, als hätte es die Stadt nie gegeben. Drei, vier Minuten anspruchsvoll bergwärts. Minuten, in denen sich ein Gefühl von Stärke und Ausgeruhtsein partout nicht einstellen will. Ich schiebe es auf die frühe Morgenstunde und darauf noch nicht eingelaufen zu sein. Wie ein unsichtbares, lästig surrendes Insekt überwacht der Helikopter die Sphäre über der grünen Kuppel. Hier unterm Blätterdach, im erdverbundenen, feucht dunklen Kontinuum, dominieren dumpfes Getrappel und das Atemgeräusch aus vielen Kehlen. Gleich muss die Engstelle kommen, vor der sich 2008 anlässlich meines ersten Rennsteiglaufes die Läufer stauten. Heute komme ich verzögerungsfrei durch, weil ich im Kopf des Feldes laufe.

So weit vorne? Mein Ziel ist anspruchsvoll. Nach zwei Wochen schulmäßigem Tapering, also nach meinem Samstag-Sonntag-Marathon-Doppelpack, möchte ich die 72,7 km lange Strecke am Rennsteig mindestens im Sechser-Schnitt absolvieren, was auf eine Endzeit von etwa 7:15 h zielt. Es gibt erfolgversprechende „Indizien“, die mir diese Leistung zutrauen, aber auch Indikatoren, die für ein Scheitern sprechen. Das ist bei mir immer so, wenn ich auf „alles geben“ programmiert bin. Allerdings überwiegen heute die Gegenstimmen, ohne sie nun im Einzelnen sprechen zu lassen. Aus Anspruch und Streckenprofil folgt die Taktik: Grob vereinfacht lassen sich drei Abschnitte mit jeweils stark abweichender Beanspruchung unterscheiden. Die ersten 25 Kilometer bis zum Großen Inselsberg fordern mit den meisten Anstiegen. Wer hier überzieht, dem legt der Rennsteig hernach die Karten. Auf dem etwa 37 Kilometer langen, häufiger auch mal flach verlaufenden Mittelstück des Kurses kann man Boden gut machen – wenn man die Ausdauer dafür besitzt und nicht schon vorm Großen Inselsberg mit ihr Raubbau getrieben hat. Nach insgesamt 62 Kilometern erreicht man den Großen Beerberg, den höchsten Punkt der Strecke. Hier beginnt das 10 Kilometer lange Schlussstück auf dem dich lange Gefällepassagen unterstützen (und lediglich noch zwei markante Steigungen belästigen). Kurzfassung: Bis zum Großen Inselsberg bewusst zurückhalten, danach Tempo machen und sich auf den letzten 10 Kilometern vom Gefälle helfen lassen.

Übergangslos bleibt der Wald zurück, erstrecken sich beidseits des Weges Wiesen am Hang. Der Blick reicht hinunter zu einem der zwischen Erhebungen verstreuten Viertel Eisenachs und darüber hinaus ins grüne Herz Thüringens. Aufmunternd blinzelt die Sonne durch Wolkenschichten, tüncht mit satten Farben, buhlt um Vertrauen. Trotz des an unruhige Zeiten deutscher Geschichte gemahnenden Burschenschaftsdenkmals – dort oben reckt es seine Spitze über den Hügelrand –, könnte man hier einen beschaulich friedvollen Morgen verbringen, kreiste da nicht dieser geflügelte Störenfried. Unablässig zersägen seine Rotoren Luft und Stille, bis ich ihm nach kaum zwei Minuten in den Thüringer Wald entkomme.

Nasse Füße verhindern und bloß nicht ausrutschen! Schlammlöcher und zahllose Pfützen, Geschwüre am Leib des todkranken Wonnemonats Mai, verwandeln den Laufkurs in einen Hindernisparcours. Schon hier lasse ich Kraft, will mein Tempo natürlich halten. Das Geläuf wird besser werden, wenn dieser Zubringer erst einmal in den eigentlichen Rennsteig mündet. Ob dann endlich auch mein Motor richtig auf Drehzahl kommt? En passant und halblaut raunt er mir zu: „Du hast eine tolle Laufseite! Alles Gute für den Wettkampf!“ Einigermaßen verdattert und mit Verzögerung schicke ich der bereits zwei Schritte enteilten Gestalt ein ersterbendes „Danke dir!“ hinterher. Bin nicht mal sicher, ob’s ihm zu Ohren kommt. Habe auch keine Ahnung, wer das war. Erkannt hat er mich sicher am Vereinstrikot. Möchte mich von Herzen freuen über sein Kompliment, so wie sonst, zeigt es doch, dass ich auch als „Kreativer“ wahrgenommen werde. Nur leider reißt der Schleuderkurs abermals alle Konzentration an sich. Nasse Füße verhindern und bloß nicht ausrutschen!

Nach insgesamt acht Kilometern stoßen wir auf den Rennsteig. Dass ich die Einmündung mitten im Wald in Erinnerung habe, wundert mich nicht einmal für jene fünf Sekunden, die wir entlang der mit Trassenband gesicherten Bundesstraße laufen*. Zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt, denn schon jetzt zittert der Zeiger des inneren Manometers verdächtig nahe vorm roten Bereich. Und nun endlich: Der Rennsteig! Unschwer zu erkennen am großen, weißen „R“ auf der Rinde diverser Bäume. Unschwer zu erkennen auch an seiner Breite. Kraxi, der Steiermärker Ultra, sprach von einer „Waldautobahn“, für die kein spezieller Crossschuh erforderlich sei. Die Charakterisierung stimmt natürlich nicht durchgehend für über siebzig (heute abschnittsweise pampige) Kilometer, aber doch hochprozentig. Rennsteig und rauf, rauf, rauf … Steigung zwischen unmerklich und moderat, zuweilen auch pulstreibend. Aber rauf, rauf, rauf … und nur selten auch mal runter. Weiß ich, kenn’ ich, bin ich drauf vorbereitet.

*) Vielfache Rennsteiglaufteilnehmer spekulierten im Ziel über eine Streckenänderung, die etwa 400 Meter Umweg zur Folge gehabt haben soll. Ursache war offenkundig die Unpassierbarkeit des angestammten Streckenabschnitts.

Die Tafel zeigt eine riesige „10“, meine Uhr 58 Minuten. Wie ich das Tempo unter ständig wechselnden Bedingungen so genau hinbekommen konnte, bleibt mir ein Rätsel, dennoch erfülle ich meinen Fahrplan pünktlich wie die Maurer. Die zwei Minuten Gutschrift auf den Sechser-Schnitt werde ich in der Flanke des Großen Inselsbergs investieren müssen. Also weiter so!

Die Taktik bestimmt meine Schrittfrequenz. Und diese Schrittfrequenz fällt mir schwerer als erwartet. Es zieht in den Beinen und sie fühlen sich störrischer an als sie sollten. Warum? Woran mangelt es mir? Ist der Energiefluss unerklärlich niedrig (schlechte Tagesform), oder habe ich einfach nur vergessen, wie hart es ist einen Berg nach dem anderen zu nehmen? Lediglich ein ausgesprochenes Bergtraining steht in diesem Jahr zu Buche. Das war letzte Woche, 750 Höhenmeter binnen einer Dreiviertelstunde, von Unterammergau hoch zur August-Schuster-Hütte. Ungleich härter als der Thüringer Wald, da viel steiler und kaum erholt, gerade mal drei Tage nach dem Marathon-Doppelpack. Ich gehorche weiter meinem Kalkül, doch schon jetzt voller Zweifel, ob die Rechnung aufgehen kann …

Verdammte Leichtfüßigkeit! Nein, nicht meine, diejenige aller anderen. Wie ich euch um eure windschnittigen, schmalen Körper und das Muskelspiel an dünnen Waden beneide! Wie wenig Gewicht ihr da hoch schleppen müsst. Perfekte Läuferfiguren, wie geboren und modelliert für diese Ultra-Landschaft. Und jetzt tänzelt auch noch Susi, eine Läuferin aus meinem Verein, mit der wir gestern beim Italiener saßen, an mir vorbei, leicht wie eine Feder, sichtlich unbeansprucht. Und ich? Zu meiner Schwerfälligkeit fällt mir nur ein Sinnbild ein, das eines vierfüßigen, grauen Afrikaners, allzu oft für Vergleiche dieser Art missbraucht, in Verkennung der Tatsachen missbraucht, weswegen ich seinen Namen verschweige**.

**) Nebenbei: Wem jemals das Glück vergönnt war, jenen Afrikaner in seiner angestammten Heimat zu besuchen, der wird sich staunend an das elegante, gleichsam schwerelose Gleiten erinnern, in dem die grauen Vierbeiner weite Strecken überbrücken …

Immer wieder auch genieße ich den Tag. Zuweilen geht das, unmerklich aufwärts trabend, flach dahin oder im Gefälle, wenn sich der Puls erholt. Und ganz besonders in jenen Augenblicken, wenn die Sonne das frische Kleid der Bäume hellgrün aufleuchten lässt. Hohe Bäume, alte Bäume, mächtige Bäume, überwiegend Laubbäume. Ich meine sogar ein paar der prächtigen Giganten wiederzuerkennen, die mir vor Fünfjahresfrist bereits gewaltig imponierten.

Wovon erzählen, wenn entlang eines Weges sich Bilder gleichen, wie ein Ei dem andern? Vom Weg selbst? Vom grauroten, körnig bis grob geschotterten Band, hier abgetrocknet griffig unter den Sohlen knirschend, dort „durchpfützt“, immer wieder auch schmierig, klebrig, selten jedoch ausufernd und zu randseitigem Umlaufen zwingend. Links, rechts, oft auch über dir, in der Art eines Verdecks geschlossen Wald in jeder nur erdenklichen Wachstumsstufe; meist belaubt, seltener benadelt. Stellenweise gemordete Bäume, ihrer Äste beraubt, zersägt, in hohen, langen Stößen zum Abtransport akkurat gestapelt. Vorbei an den Schlachtfeldern kreuz und quer ragender Baumstümpfe, samt Wurzelstock dem Erdreich entrissen, sicher in die Hunderttausende gehende Opfer der Furie Wind. Hochwald, Niederwald, junger Wald, alter Wald, Lichtungen und dunkler Tann. Wachsen, Werden und Vergehen, Schritt um Schritt, Meter um Meter.

Zweifel springen mich an, im Viertelstundentakt, verdichten sich zur Erkenntnis: Das ist nicht mein Tag. Viel zu schwer fallen mir schon jetzt die manchmal minutenlangen Anstiege. Kilometer 15***: Immerhin habe ich bis hierher vier Minuten Bonus auf die Sechsminuten-Pace erarbeitet. Doch schon Kilometer 20 verpasst mir einen Dämpfer, denn mein Zeitguthaben steht unverändert bei vier Minuten. Ist das Beleg für frühe Ermüdung oder waren die letzten fünf Kilometer anspruchsvoller? Da sind zu viele Unbekannte in meiner Gleichung und so bleibt meine Zuversicht intakt: Weitere fünf harte Kilometer bis zum Großen Inselsberg, dahinter wird es leichter.

***) Kilometertafeln stehen alle 5 km.

Der Anblick fährt mir als mäßiger Schreck in die Glieder. Dermaßen steil blieben mir die Hänge vorm Großen Inselsberg nicht im Gedächtnis! Nicht so steil und auch nicht so endlos. Mit verkürztem Schritt wuchte ich meinen Körper bergwärts. Nur selten und eher als Folge kleiner Stolperer bekommen die Fersen noch Kontakt mit der Piste. Mein Maßstab verändert sich dramatisch: Mir ist als müsste ich nun bezwungene Zentimeter zählen. Es tut weh, der Atem geht tief und beschleunigt. Halte ich aus, kenne ich. Um Himmels Willen nicht dran denken, dass hinter der Steigung weitere Steigungen warten und noch endlose 50 km Weg. – Mist! Einen bestimmten Gedanken zu unterdrücken geht nur, wenn man ihn kennt und deshalb wirkt er, ob man will oder nicht. – Die anderen Läufer praktizieren die wirtschaftlichere Fortbewegungsart „Schnelles Gehen“. Und ich verfluche mich einmal mehr für meine Unbeugsamkeit, mein dämliches Axiom, das mich verpflichtet jede Handbreit Boden laufend zu überwinden. Warum? Ich weiß nicht warum. Axiome sind einsichtige Wahrheiten, die nicht bewiesen werden müssen. Dumm nur, dass ein wild pumpendes Herz und wasserfallartig ausgeschüttete Milchsäure den Blick auf die Wahrheit verstellen. Zuletzt bleibt nur noch der Wille, die Verbohrtheit, so lange es eben geht.

Es geht noch, heftig mit dem selbst gewählten Schicksal hadernd, aber es geht. Nicht einmal der zweite, noch um einiges steilere – gottlob aber finale – Anstieg zu diesem Berg vermag meinen Willen zu beugen. Manchmal sind es wirklich nur ein paar Zentimeter Raumgewinn, wenn ich einen von zehntausend Tippelschritten setze. Mein Blut kocht. Ich feuere mich an: Bald, bald bist du oben! Mache mich den Gipfel dieses Berges verstehen, als wär’s das Ziel. Bald, bald geschafft! Komm, nicht nachlassen! Ich steppe nicht auf Beinen. Plumpe Säulen tragen meinen Rumpf, harter, tonnenschwerer Marmor, dorische, ionische, korinthische Ordnung, erschaffen für ortsfeste Statik und missbraucht um mich zu bewegen. Da gibt es Momente, in denen mich nur noch die für jeden sichtbare Hülle als Menschen deklariert. Innen unterscheidet mich nichts von irgendeiner anderen Kreatur auf diesem Planeten. Kein Denken mehr, nur Fühlen, genauer: Leiden. Schreckliche Sekunden, harte Minuten. Sehnen nach dem Schild mit der „25“. Ich weiß, es steht kurz vor dem Scheitelpunkt der von Turm und Antenne beherrschten Kuppe. Noch eine Wendung des bereits abflachenden Weges, eine weitere, dann bin ich an der Tafel und ein paar Zuschauern vorbei. Sie applaudieren begeistert, erzählen mir, was ich schon weiß: „Noch ein paar Meter, dann ist es geschafft!“

Auf seine Art ist das genauso schlimm, vielleicht schlimmer, weil ich nicht abschätzen kann, was mit meinen Knien passiert. Brutal abschüssig, auf asphaltiertem Fußweg hinab, 200 Höhenmeter in ein paar Minuten aufgeben, vom Inselsberg hinunter zum Parkplatz Grenzwiese. Meine Kniescheiben kreischen zügellos und ich komme mir vor wie ein Kapitän auf leck geschlagenem Schiff, Hiobsbotschaften aus allen Abteilungen erhaltend, Durchhalteparolen verbreitend und noch mehr Leistung von der Mannschaft an den Pumpen verlangend. Aber wenigstens Zeit hole ich so auf, denn der Mörderberg hinter meinem Rücken hat den einstigen Bonus in einen Malus von fast zwei Minuten verwandelt. Boxenstopp an der Verpflegungsstelle Grenzwiese. Schon der Blick in den halb gefüllten Pappbecher verursacht mir Widerwillen. „Schleim“ nennen sie das eklige Zeug. „Ohne Geschmack“ (oder so ähnlich) ist auf einem Hinweiskärtchen vermerkt. Reinschütten, schlucken, sofort mit Wasser nachspülen, trotzdem ein Anflug von Brechreiz. Was sein muss, muss eben sein. Ich habe nicht ausreichend Energiegel dabei, um bezüglich der Verpflegung autark zu sein. Und „Schleim“ verfügt über eine hohe Energiedichte bei (eigentlich) guter Bekömmlichkeit. Wieder antraben und zum Glück bleibt der Schleim, wo er ist …

Kilometer 30, 31, 32, … rechts und links Wald, von oben – was für ein Wunder! – häufig Sonne. Das hilft. Ein bisschen. Dennoch ist meine Verfassung unbefriedigend. Physisch, weil ich spüre, dass mir der Inselsberg das Genick gebrochen hat. Jede noch so geringe Steigung lässt mich die fortgeschrittene, muskuläre Ermüdung spüren. Aber auch auf flacheren Stücken fühle ich mich wie ausgelutscht. Ein bedrückender Zustand, da noch vierzig Kilometer vor mir liegen. Die Einsicht ist da: Ich sollte jeglichen Zeitanspruch vergessen und deutlich langsamer weiter laufen. Ich erinnere mich nur an einen Wettkampf, bei dem mich gravierende Zweifel heimsuchten überhaupt anzukommen. Das waren die 100 km rund um Ulm. Totale Schwäche nach 40 km damals. Und dann? Irgendwann kehrte die Kraft zurück und ich konnte mein Zeitziel letztlich ungefährdet erreichen. In so einen Effekt setze ich meine Hoffnungen. Und auch in meine Fähigkeit schier endlos weit leiden zu können. Denn nichts anderes steht mir bevor und daran hege ich nicht den geringsten Zweifel …

Der nächste Knüppel zwischen meinen Beinen: Die Linse des linken Auges hat sich bereits jetzt ein wenig eingetrübt. An seltenen Wettkampftagen passiert das. Ich weiß schon jetzt, dass ich im Ziel auf dem linken Auge nur noch farbige Flecken werde unterscheiden können. Wie beim Blick durch eine Milchglasscheibe. Kein Grund zur Panik, denn ein paar Stunden nach dem Lauf wird der Spuk wieder verschwunden sein.

Im Thüringer Wald, leicht bergauf, leicht bergab, auch mal eben. Beine stark beansprucht. Und dann renne ich wieder einmal gegen eine ziemlich fordernde Steigung an. Alle gehen. Ich trabe, steppe, tippele. Plötzlich die Gewissheit meinen Grundsatz „alles laufen, keinen Schritt gehen“ heute nicht durchstehen zu können. Als wäre sie von einem der Bäume direkt in meinen Nacken gesprungen, hätte sich dort verbissen. Das packe ich heute nicht! So nicht! Und trabe, steppe, tippele weiter. Klar, diese Steigung schaffe ich noch, auch die nächste, doch wie viele noch? und – ohne jeden Zweifel – nicht alle!!! Und trabe, steppe, tippele weiter. Wieder pocht der Puls, jaulen die Beine. Ich bin jetzt fast 60 Jahre alt. Der Tag wird kommen, da jede Steigung mich zum Gehen zwingt, wenn ich meinem Hobby die Treue halten will. Warum sich nicht hier und heute bewusst dafür entscheiden? Vor allem, um zu retten, was noch zu retten ist und um überhaupt das Ziel zu erreichen. Noch zwei, drei Tippelschritte und dann geschieht das Unfassbare: Ich gehe. Nicht, dass ich gehe bedeutet mir ein Erdbeben, sondern es zu tun bevor Erschöpfung mich dazu zwingt. Ein Sieg der Einsicht über die Hoffnung, den ich als herbe Niederlage empfinde. Und ein verdammt trauriger Moment, von dem ich nicht weiß, welche Folgen er für mein Durchhaltevermögen künftig in harten Situationen haben wird.

Die Hälfte liegt hinter mir, als ich die Verpflegungsstelle auf der Ebertswiese erreiche. Wieder „Schleim“, einen ganzen Becher voll, diesmal mit Himbeergeschmack und zum Glück nicht so zähflüssig wie vordem. Geschmack und Konsistenz beugen dem Brechreiz vor. Zwei Becher Wasser hinterher, dann trabe ich mit prall gefülltem Magen davon. Es dauert ein, zwei Kilometer bis das Völlegefühl nachlässt. Egal. Ich kann es mir nicht leisten auf Kohlenhydrate zu verzichten, noch die ausreichende Rehydrierung zu gefährden. Weiter. Noch immer mit der Zuversicht den Sechser-Schnitt irgendwie zu packen. Kilometer 40, die nächste Tränke. Noch immer Druck im Tank, also werde ich sie auslassen. Zuschauer stehen Spalier; offensichtlich ist dieser Ort per Straße angebunden. Kurz nach zehn Uhr. Vielleicht hat Ines es geschafft? … Tatsächlich, da hinten steht sie! Winken, lächeln und vorbei. Außer Ines vermag mir heute sicher nichts und niemand, vorm Ende der Tort(o)ur ein Lächeln zu entlocken …

45 Kilometer: Ab und an ein scheuer, geradezu ängstlicher Blick zur Uhr. Erstaunlicherweise hänge ich meinem Zeitplan nur ein, zwei Minuten hinterher. Das nährt Mal um Mal neue Hoffnung. Bis die nächste Steigung mich in den Hades zurück katapultiert, die fortgeschrittene Hinfälligkeit gnadenlos enthüllt. Prompt ist sie wieder da, die Einsicht: Das Ding ist gelaufen. Eigentlich schon seit dem Großen Inselsberg gelaufen. Zwischen Einsicht und immer wieder aufflackernder Hoffnung reibe ich mich auf: Treibe mich im Flachen vorwärts, verordne mir höheres Tempo auf Gefällestrecken – Zeit gewinnen! Zeit gewinnen! – zwinge mich zu schnellem Gehen bergauf. Wald? Ja sicher, da ist Wald, inzwischen beinahe ausschließlich Fichtenwald. Baum an Baum, Millionen Bäume, unablässig Forst auf Forst, längst ohne Bedeutung für mich, in meinem Tunnel. Mein ganz persönlicher Rennsteigtunnel, höchstens pistenbreit, wo einzig die nächste, mit zwei, drei Schritten zu überbrückende Spanne Weges Geltung besitzt.

Die Wolkendecke hat alle Gucklöcher zugeschoben und das Gastspiel der Sonne beendet. Übrigens seit geraumer Zeit, was ich zwar wahrgenommen, aber nicht ins Bewusste habe vordringen lassen. Alles verspätet sich, was nicht unmittelbar an der ewigen Erzeugung von Schritten teilhat. Reflexhaftes Bangen: Es wird doch wohl wenigstens bis zum Zieleinlauf trocken bleiben? In Wahrheit wirbelt diese Frage keine Emotionen auf, ungeachtet jäher Wolkenbrüche während der letzten Wettkämpfe. Ich habe ganz andere Sorgen: Halte ich durch bis zum Schluss? Das Gefühl von Schwäche entwickelt sich nicht stetig. Es pulsiert. Zuweilen gaukeln mir innere Sensoren eine Spur Erholtsein vor, nur um mich hinter der übernächsten Fichte die Erschöpfung umso ausgeprägter spüren zu lassen. Dann trudele ich dahin, taumele abwärts sogar ein wenig. Selbstwahrnehmung. Wie mich Außenstehende sehen, vermag ich nicht einzuschätzen. Ich könnte den Kräfteverfall nicht beenden, das nicht, aber leichter könnte ich es mir machen. Müsste nur von diesem dreimal verfluchten Ehrgeiz abrücken, alles, wirklich alles, zu geben … noch endlose 20 Kilometer.

In eigener Sache: Dieses schmerzhafte Bedrängtsein, präsent in jeder Körperzelle, alles beherrschend, das unablässige Leiden vermag ich beim Schreiben eines Laufberichts nicht wiederzubeleben. Wie kann ein Schauspieler echte Tränen in gestellten Szenen weinen? Er fühlt sich ein, lässt vergangene Trauer oder früheren Schmerz in sich entstehen. Doch das vollzieht sich rein auf psychischer Basis. Das Leiden des Läufers hat dagegen physiologische Ursachen, die sich ausgeruht nicht reproduzieren lassen. Was ich demnach an den Leser weiterreiche sind Symptome, an die ich mich erinnere, der Nachhall von Härten, die Aufzeichnung der mit jedem Kilometer kleiner werdenden körperlichen Möglichkeiten. Kann er, der Leser, daraus Empfinden rekonstruieren? Vielleicht gibt es Menschen, die das können, aber sicher nur dann, wenn sie je ähnlich Unerbittlichem mit ebensolcher Sturheit begegneten.

Glasbachwiese, Grenzwiese, Ebertswiese, Neue Ausspanne, Neuhöfer Wiesen, diese und andere, dazu jetzt, bei Kilometer 54,7, der Grenzadler. Namen von Verpflegungsstationen, jedem Rennsteig-Ultra geläufig. Am Grenzadler gibt’s eine Besonderheit. Wer seinen Wettkampf abbrechen möchte oder muss, sollte es hier tun, weil es für die 54,7 Kilometer eine Extrawertung gibt. Richtig gedacht! Für mich keine Alternative. Nicht eine Sekunde lang. Auch wenn ich nicht weiß wie: Ich habe es immer geschafft, bin immer angekommen, ich werde auch heute ins Ziel laufen – sogar mit nassen Füßen – Mist! Verdammter Mist! –, die ich mir beim Queren der sumpfigen Wiese einfange. Zeitmessung pfeift, Bauch drückt nach Befüllung, Augen halten Ausschau nach Ines – um genau zu sein: Ein Auge, denn das linke hat sich hinter Milchglas abgemeldet.

Wieder aufwärts, steil, also gehen. Wahrscheinlich fährt Ines bis zum Ziel in Schmiedefeld durch. Um zur Strecke vorzudringen, muss sie jeweils einen Riesenumweg in Kauf nehmen und Straßensperrungen umgehen. Hügelkuppe erreicht, antraben, was – inzwischen durchaus überraschend – immer wieder gelingt. Dann bin ich auf der elegant über die Bundesstraße geschwungenen Fußgängerbrücke am so genannten Rondell. Ganz in der Nähe liegt Oberhof, das Mekka der Langläufer. Über den Parkplatz und geradewegs auf den Waldrand zu. Gehofft schon, erwartet nicht: Ines richtet das Rohr der Spiegelreflex auf mich, dokumentiert was von Udo noch übrig ist. Winken, Lächeln, nichts sagen, sie nicht unnötig beunruhigen. Im Wald geht’s verzugslos wieder rauf. Ich quäle mich ein paar Laufschritte länger, wechsele erst dann zum Gehen. Hoffentlich hat sie mir rechtzeitig den Rücken gekehrt, um pünktlich in Schmiedefeld zu sein. Woraus speist sich diese Scheu ihr mein Gehen-Müssen schon jetzt zu offenbaren?

Noch fünf harte Kilometer bis zum Großen Beerberg, dem höchsten Punkt der Strecke. Bis zu jener Stelle, ab der es (fast) nur noch abwärts geht. Gehen, Traben, Gehen, Traben. Der Tunnel wird enger, lässt nun seitlich nur noch Platz für meine schwingenden Ellbogen. 60 Kilometer und immer weiter hinan. Fegefeuer, Vorhölle, Hölle eins, zwei, drei … es nimmt kein Ende. Denke, erwäge, kalkuliere ich noch? Blicke ich zur Uhr, dann und wann? Muss wohl so sein. Woraus sonst speist sich die Unbeugsamkeit unterm Limit zu bleiben, das ich mal bei 7:20 h festsetze, dann wieder zu 7:30 h „errechne“ und – quasi als beruhigenden Kompromiss – bei 7:25 h taxiere. Zwar außerhalb des Tunnels, aber kurios genug, um wahrgenommen und – man glaubt es kaum – fotografiert zu werden: Schneereste am Wegrand, auf vielleicht 900 Metern Seehöhe und das Ende Mai!

Dunkler Tann, holpriger Weg. Ich reagiere noch langsamer als ich laufe, liege plötzlich flach auf dem Bauch, kann den Körper nur notdürftig mit den Händen abfangen. Drecksstein!!! Ich rappele mich auf, blute aus Schürfwunden an beiden Knien und Händen. Sofort sind andere Läufer bei mir: „Geht’s?“ meint eine, „Hast dir was getan?“ ein anderer. „Alles okay!“ beruhige ich ihre und weitere besorgte Ansprachen, bis ich mich sortiert und den Schreck verdaut habe. Ultras sind anders: Keiner rennt einfach so vorbei, alle kümmern sich. Antraben, weiterlaufen. Dieser eher harmlose Sturz ist nicht einfach nur ein Sturz, Ergebnis einer Mischung aus Unachtsamkeit, Erschöpfung und nur halbem Sehvermögen. Er symbolisiert den ganzen Wettkampf. Auch wenn ich die Gründe nicht kenne: Heute liege ich am Boden.

Endlich. Das Schild: „Großer Beerberg (974 m). Höchster Punkt des Laufes.“ Das ist mir ein Foto wert. Von hinten springt eine pinkfarbene Gazelle heran und vorbei und die kann sprechen: „Wir haben es geschafft!“ Udo schweigt, wie es scheint unerreichbar im Tunnel. Frau Pink lässt sich das nicht gefallen, wiederholt: „Geschafft! Wir haben’s geschafft!“ Inzwischen hat der Schall die Tunnelwände und Udos elend lange Leitung durchdrungen. Er öffnet den Mund und lässt ein eher leises, halb gekrächztes „Ja!“ hören. Nur das. Anscheinend genügt es ihr, rasch gewinnt sie Vorsprung …

Ich hole aus dem stotternden Motor heraus was geht. Abwärts. Überwiegend und lange abwärts. Einzige Verzögerung an der Station Schmücke: Erst mit zwei Bechern Wasser Dreck und Blut behelfsmäßig aus den Wunden waschen – begleitet vom sachkundigen Kommentar zweier Damen: „Oh! Der ist gestürzt!“ – „Aber dahinten ist ein Rotkreuzposten!“ – „Ach was, das ist doch ein Mann! Das geht schon!“ Ich schweige dazu. Denn, was sollte ich beitragen, das jemand anders als ein Ultraläufer verstehen könnte? Letztes Gel, zwei Becher Wasser und ab …

Ich mache Dampf. Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, ich hätte noch Reserven, wäre wie durch ein Wunder, zu neuer Stärke gelangt. Mitnichten. Es würde mich nicht wundern, wenn ich unversehens die Kontrolle über meinen Körper verliere. Ich quäle mich durch Hölle Nummer 9, abwärts halt, leide deshalb anders, aber pausenlos. Noch mal rauf, nicht so lange, nicht so weit, aber gehen, hoher Puls, schwache Beine. Dann wieder runter und rennen, mit jaulenden Knien und brüllenden Zehen. Einen Kilometer, noch einen, im Wissen, da kommt noch eine ganz bösartige Steigung. Unweit einer Straße über grasiges Geläuf, schnell aber mit Umsicht (so weit ein erschöpfter Halbblinder noch Vorsicht walten lassen kann). Rechts rum, weiter runter. Rennen, Schmerzen aushalten. Runter. Spitzkehre, links rum. Runter. Das tut so weh. Jetzt beinahe flach und alles, alles freisetzen. Noch 5 Kilometer und ich schmeiße alle Vorsicht über Bord, verausgabe mich völlig. Dahinten kommt die Steigung – so mein Gedanke –, da „darf“ ich wieder gehen. Und dann kommt die bitterböse Rampe, in einer Kurve, zieht sich viel länger als in meiner Erinnerung. Ich gehe schnell, atme heftig und dennoch raubt sie mir kostbare Minuten.

Das Schlussstück: Noch gute vier Kilometer. Wie? Was? Natürlich alles im Wald. Hier war, ist und wird überall Thüringer Wald sein! Runter, runter, runter, rennen, rennen, rennen. Wenn mir gleich der Schädel birst und die Oberschenkel explodieren, weiß ich wenigstens wieso. Immer wieder der Blick zur Entfernungsanzeige am Handgelenk. Längst habe ich die 70 Km-Marke überlaufen. Kein Schild weist darauf hin. Das macht mich ungehalten (zur Wut fehlt mir Kraft). Vor fünf Jahren gab es Schilder, so weit ich mich erinnere sogar für 71 und 72 Kilometer. Die wären jetzt Labsal, hülfen durchzuhalten. Warum in aller Welt haben sie die nicht aufgestellt??? Runter, runter und über die Straße, kenn’ ich alles. Da steht einer, schreit: „Super! Alle unter Sieben-Dreißig im Ziel, ganz sicher unter Sieben-Dreißig!“ Was redet der? Will’s unter Sieben-Fünfundzwanzig packen!

Gleich noch eine Spitzkehre und dann ist es nicht mehr weit. Halt durch! Bin nicht weggetreten, hab noch die Kontrolle, bin nur völlig am Ende. Dieser Schrei nach Ruhe und Erlösung aus jeder Faser. Bitte, bitte aufhören!! Ich kann nicht nachgeben, nicht so kurz vor dem Ende. Ein erstes Haus, Vorbote von Schmiedefeld, Vorbote des nahen Ziels. Pustekuchen „nah“! Ich weiß vom letzten Mal, dass sich das noch endlos zieht. Aber ich belüge mich ganz bewusst: ‚Renn, renn, du hast es gleich geschafft, dahinten kommt sofort das Ziel’!! Im Strudel, im Tunnel, halbblind, mit Schmerzen, die man niemanden wünschen darf. Und das verdammte Ziel kommt und kommt nicht. Noch eine Straße, noch ein Weg, flüchtiges Wiedererkennen und dann endlich – leise noch – Remmidemmi aus Richtung Finish. Noch mal gebe ich mir die Peitsche, taumele über Asphalt. Hasse mit Inbrunst, hasse die verfluchte Uhr am Handgelenk, die mir gerade die letzte von vielen Niederlagen beibringt und auf 7:25 h springt. Stolpere, schwanke, renne, schleudere weiter Richtung Ziel, dann in den Zielkanal. Ich verlasse den Tunnel, bin befreit. Tosender Jubel von dicht besetzten Rängen. Die letzten fünfzig Meter, die allerletzte Kraft und dann die Erlösung …

Ergebnis: 7:26:56 h, Platz 273 von 1789 Männern, M60: Platz 6 von 102

Fazit zum Supermarathon am Rennsteig

Es ist jedes Mal beeindruckend, mit welcher Präzision das Team des Rennsteiglaufes diese Massenveranstaltung (insgesamt weit über 10.000 Teilnehmer in verschiedenen Wettkämpfen) vorbereitet und abwickelt. Start und Ziel liegen weit auseinander. Das gilt auch für die gleichzeitig und auf abweichenden Strecken ausgetragenen Wettbewerbe der Marathon-/ Halbmarathonläufer sowie der Walker. Im verschlafenen Dorf Schmiedefeld, wo sich sonst Fuchs und Hase und ein paar Wanderer gute Nacht sagen, treffen dann alle zusammen und auf eine gigantische Infrastruktur, einzig für diesen Tag errichtet.

Die Strecke brauche ich sicher nicht differenziert beschreiben und bewerten, das tut schon der Laufbericht. Endlos Wald, bisweilen ein bisschen Cross, verdammt lange und viele fordernde Steigungen. Wer – so wie ich dieses Mal, gemessen an meiner Tagesform – auf dem ersten Abschnitt bis zum Großen Inselsberg überzieht, wird das auf den verbleibenden 50 Kilometern büßen.

Der Rennsteiglauf ist Kult. Manche sind jedes Jahr am Start und die Organisation unternimmt alles, um diesen Kult am Leben zu erhalten. Vergleicht man den Rennsteig mit dem unterkühlten, ebenfalls dauerhaft am Kultstatus drechselnden Biel, dann fliegen alle Sympathien den Thüringern zu.

 

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