Laufen in Südafrika

Trainingstipps für die Reise

Läufer gehören in Südafrika durchaus zum Orts- und Straßenbild. Neben Rugby und Soccer ist der Laufsport von jeher im Land beheimatet. Einige Berühmtheiten der Laufszene stammen von hier, beispielsweise „Zola Budd“, in den 1980er-Jahren weibliche Weltklasse auf Mittelstrecken. Mit dem „Two Oceans Ultramarathon“ (25.000 Teilnehmer) und dem „Comrades Ultra“ versammelt Südafrika jedes Jahr tausende Läufer zu legendären Laufveranstaltungen.

Wir nahmen am „Two Oceans“ teil und absolvierten während unseres fast dreiwöchigen Urlaubsaufenthalts Trainingsläufe an unterschiedlichsten Orten und unter verschiedensten Bedingungen. In den späten Nachmittagsstunden hoben wir dabei häufiger die Hand, um einheimische Jogger zu grüßen …

Unsere Trainingsstrecken

Es versteht sich von selbst, dass sich nach knapp drei Wochen Aufenthalt kein endgültiges Fazit ziehen lässt. Doch immerhin wechselten wir häufig mit dem Auto unsere Aufenthaltsorte und brachten es auf 14 Trainings. Im Einzelnen nutzten wir dazu folgende Strecken:

Den Faktor „Sicherheit“ werden wohl die meisten Läufer als wichtigsten Aspekt des Lauftrainings im Ausland betrachten. In Südafrika stellt sich die Sicherheitsfrage doppelt: Sicherheit im Hinblick auf Übergriffe und Sicherheit im Straßenverkehr.

Sicherheit im Straßenverkehr

Erste und wichtigste Regel: Vorsicht auf öffentlichen Straßen!

Südafrika ist – wie bereits erwähnt – auch eine Nation der Läufer, vor allem aber eine Nation der Schnellfahrer. Die riesigen, über Land zu bewältigenden Distanzen schlugen sich unter anderem im Tempolimit nieder. Es beträgt bereits auf untergeordneten, schmalen Landstraßen 100 km/h und ist nicht selten auf 120 km/h angehoben. Innerorts sind immerhin 60 km/h erlaubt. Das Risiko für jeden, der die Straße nutzt und nicht in einem fahrbaren Untersatz sitzt, wird durch die Fahrweise vieler Südafrikaner verschärft – übrigens völlig unabhängig von der Hautfarbe. Trotz häufiger Verkehrskontrollen, fester und mobiler Radaranlagen und moderner Lasermessungen werden die Höchstgeschwindigkeiten in der Regel überschritten. Vom Schnellfahren abgesehen, haben wir südafrikanische Autofahrer als flexible, aufmerksame und rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer kennen gelernt – dabei saßen wir allerdings zumeist in unserem Mietwagen ...

Als Läufer solltest du – dem Linksverkehr (!) Rechnung tragend – am rechten Fahrbahnrand laufen, damit dir die Fahrzeuge auf der eigenen Seite entgegen kommen. Von dieser Regel weichst du zur eigenen Sicherheit in engen, nicht einsehbaren Rechtskurven ab, wenn kein Randstreifen vorhanden ist. Wirst du gesehen, weichen die Fahrzeuge selbstverständlich aus. Verlassen darfst du dich darauf allerdings keinesfalls. Nicht nur, weil man dich übersehen könnte, sondern ausgerechnet der „flexiblen“ Fahrweise der Südafrikaner wegen: Langsamere Fahrzeuge weichen oft auf den Standstreifen aus, um Schnellere passieren zu lassen. Während des Überholtwerdens kann der Fahrer nicht ausweichen, auch wenn er wollte. Bei entsprechender Vorsicht eignen sich Straßen dennoch gut zum Laufen, weil abseits der Ballungsräume und bei Nutzung untergeordneter Verkehrswege die Fahrzeugdichte niedrig ist. Die Nutzung von Pisten ist wegen der Staubentwicklung (bei Regen Matsch) eher nicht zu empfehlen. Doch vielleicht findest du ja eine, auf der so gut wie kein Auto unterwegs ist.

Insbesondere beim Laufen in Ortschaften gilt es auf den Linksverkehr zu achten: Also beim Überqueren der Straße zuerst der Blick nach rechts, weil von dort sofort Gefahr droht. Es war ein Leichtes, sich beim Autofahren auf die linke Fahrbahnseite zu orientieren. Das klappte praktisch auf Anhieb. Als Fußgänger/Läufer war es weit schwieriger sich richtig zu verhalten. Vielleicht, weil uns die dafür geltenden Regeln schon im Kleinkindalter antrainiert wurden.

Südafrikaner sahen wir meist in eher unauffälliger Kleidung joggen. Diesem Beispiel empfehlen wir dringend zuwider zu handeln! Häufig wirst du noch in der Dämmerung unterwegs sein oder bei tief stehender Sonne. Papageienbunt Grelles stellt da eine zusätzliche Lebensversicherung dar.

Diese Hinweise zum „verkehrssicheren Lauftraining“ klingen durchaus dramatisch, darum der relativierende Schlusssatz: Bei eigener Vorsicht wird dir nichts zustoßen. Wir selbst hatten in den vielen Stunden unserer Läufe nicht eine kritische Situation zu überstehen.

Gefahr von Übergriffen

Südafrika ist 20 Jahre nach Beseitigung der Apartheid und gesetzlicher Gleichstellung aller Bürger, unabhängig von der Hautfarbe, noch immer ein Land großer Gegensätze. Ein Großteil der farbigen Bevölkerung ist arbeitslos und bettelarm. Diese Lage wird sich nach unserer Einschätzung auch in den nächsten 20 Jahren nur sehr zögerlich – wenn überhaupt – entspannen. Große Not leistet überall auf der Welt der Kriminalität Vorschub. Wir wurden im Reiseführer und zuletzt noch vom (schwarzen) Mitarbeiter der Mietwagenfirma, der uns das Fahrzeug übergab, nachdrücklich vor Überfällen gewarnt (um nicht zu sagen „eingeschüchtert“). In der Realität erlebten wir dann ein ganz anderes Südafrika: Freundliche, zuvorkommende, hilfsbereite Menschen – gleichgültig von welcher Hautfarbe. Bei unseren Trainingsläufen – durchaus auch in fortgeschrittener Dämmerung – gab es nicht das geringste Anzeichen irgendeiner Gefahr. Wer uns begegnete, hob freundlich die Hand und grüßte. Das gilt innerorts gleichermaßen, wie auf Landstraßen.

Es soll nun nicht der Eindruck entstehen, man könne jederzeit und allerorten völlig bedenkenfrei drauflos joggen. Rein von den ärmeren Schichten der Bevölkerung bewohnte Vororte (Townships oder Suburbs) berührten unsere Läufe nie. Die Zweiteilung der Wohnlagen – „better housing for whites and poor huts for blacks“ – ist ein Produkt jahrzehntelanger Ausgrenzung und des Verbotes in weißen Wohnvierteln zu siedeln. Diese räumliche Trennung besteht nach wie vor, weicht jedoch langsam auf. In weniger exklusiven Stadtteilen, die ehemals Weißen vorbehalten waren, wohnen inzwischen zunehmend auch farbige Südafrikaner, die sich einen gewissen Wohlstand erarbeitet haben. Die ärmeren, separaten Viertel solltest du meiden. Alleine schon aus Rücksicht auf Lebensweise und Würde der Menschen dort. Sie bewegen sich zur Arbeit häufig viele Kilometer zu Fuß und ein joggender (= übermäßige Kalorien abbauender) Weißer könnte eine Provokation darstellen. Sein Tun an sich, vielleicht auch seine teure, ausschließlich für einen derart „überflüssigen“ Zweck wie Joggen beschaffte Kleidung.

Uns begegneten übrigens auch allein trainierende (überwiegend weiße) Frauen. Demnach scheinen Übergriffe auf Frauen auch nicht wahrscheinlicher zu sein als daheim in Deutschland. Dennoch wäre es für uns undenkbar gewesen, dass Ines alleine läuft, auch wenn kein „krummer Hund“, nicht einmal ein schräger Blick, unsere Laufwege kreuzte. Vielfach schlug uns sogar offene Sympathie entgegen. Es gibt also keinen Grund zu übertriebener Besorgnis. Vermutlich ist es deutlich gefährlicher in Berliner Problemvierteln oder in abgewirtschafteten New Yorker Stadteilen zu joggen als in Südafrika …

Lauftraining kann dir in Südafrika sogar wunderbare Begegnungen bescheren. Solche wie diese, auf die Udo bis zum letzten Lauftag warten musste: Geplant und umgesetzt wurde ein langer Lauf über 25 km. Die letzten fünf davon führten ihn durch die touristische Hauptstraße von Franschoek, einem berühmten Weinort. Ausgangs des Ortes traf er auf vier schwarze Jungs, die zum Sportplatz unterwegs waren. Ein aufforderndes „Come on“ an die Adresse der Halbwüchsigen und schon rannten sie zu fünft durch die Abenddämmerung … Zwei Jungs voraus, vor Kraft und Übermut strotzend, einer links und der vierte rechts von Udo. Alle vier in normaler, zum Erbarmen zerlumpter Straßenkleidung und einer … barfuß … auf Asphalt! Alle vier leichtfüßig, in einem Laufstil, von dem Udo nur träumen kann. Die vier schwarzen Grashüpfer und das mindestens doppelt so schwere weiße Trampeltier … Das Wunderbare daran? Die Selbstverständlichkeit, mit der die fünf diese anderthalb Kilometer gemeinsam rannten, bis die Jungs sich in Höhe Bolzplatz mit einem „See you later“ von Udo verabschiedeten …

Witterung und Bekleidung

Wer Afrika hört, denkt an Sonne und Hitze. Diese Einschätzung gilt für Südafrika nur temporär und ist zum Beispiel von den Jahreszeiten abhängig. Wir waren im April vor Ort (Herbst in der südlichen Hemisphäre und der Winter steht vor Tür) und erlebten jede Form von Wetter – von Sturm und Schnee einmal abgesehen. Morgens war es zuweilen empfindlich kalt: Die tiefste von uns registrierte Temperatur waren 7 °C, die höchste Tagestemperatur 31 °C. Selbst an so heißen Herbsttagen, sank die Temperatur kurz nach Sonnenuntergang zuweilen rapide auf unter 20°C. Böige, an Sturm grenzende Winde erlebten wir in Kapstadt südwestlich des Tafelberges, bei ansonsten heiterem Himmel. Auch mit Regen wurden wir konfrontiert, zum Glück nicht während der Trainingsläufe. Mit anderen Worten: Abgesehen von den wärmeren Monaten (Oktober bis Februar) solltest du auch lange Laufbekleidung einpacken. Bei längeren Läufen empfiehlt sich auch die Mitnahme eines Trinkgurtes/-rucksacks.

Verschlägt es dich im Winter (europäische Sommermonate) nach Südafrika, dann musst du in höheren Lagen mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt rechnen. Am Meer wird – nach Aussage unserer Gastgeber in Kapstadt – die Quecksilbersäule dagegen selten unter 10°C sinken. Im Sommer dürfte Lauftraining zur absoluten Hitzeschlacht ausarten, selbst in der Dämmerung.

Orientierung

Vermutlich wirst du Läufe in derselben Weise planen wie wir: Entweder hin und dieselbe Strecke zurück; oder innerhalb eines Ortes in überschaubaren Vierecken laufen. Sollte trotzdem einmal die Himmelsrichtung abhanden kommen, gilt es die abweichende Bahn der südafrikanischen Sonne zu bedenken. Die Sonne geht zwar auch im Osten auf und im Westen unter. Dazwischen zeigt sie sich jedoch am nördlichen (!) Himmel, wo sie mittags ihren höchsten Stand erreicht.

Und sonst?

Die Bilder im Text geben einige unserer Laufimpressionen wieder. Sie offenbaren einiges von der landschaftlichen Schönheit Südafrikas. Darüber hinaus zeigen sie, was man joggend in Städten antreffen kann.

Bleibt eigentlich nur noch zu erklären, wieso jemand unbedingt an 14 von 19 Urlaubstagen vor Ort insgesamt fast 220 Laufkilometer absolvierte … Davon entfielen allein schon 56 km auf den an Karsamstag absolvierten „Two Oceans Ultramarathon“. Der restliche Fleiß ist der „Notwendigkeit“ geschuldet, die urlaubsbedingte „Ausdauerdelle“ so gering wie möglich zu halten, also von läuferischem Ehrgeiz gesteuert. Ines absolvierte verständlicherweise ein geringeres Pensum mit weniger Trainingsläufen (u.a. Halbmarathon im Rahmen des „Two Oceans Marathons“).

 

Wir über uns Gästebuch Trekkingseiten Ines' Seite Haftung
logo-linkslogo-rechts

zum Seitenanfang