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5. August 2007

Ein "sinnloser" Lauf

Gestern früh stand ich mit Muskelkater auf. Muskelkater von einer ersten Bergwanderung, die meine Frau und mich in der Nähe von Füssen etwa 1000 Meter rauf und - was wesentlich "ekliger" ist - auch wieder runter führte. Runter in relativ kurzer Zeit, was mir meist - zumindest anlässlich der ersten Bergmärsche - heftigen Muskelkater beschert.

Sonntag, Frühstück draußen, herrlicher Sonnenschein, nicht zu warm, gute Stimmung - da kann's nur eine Entscheidung geben: Ich will heute laufen! 'Aber der Muskelkater ... ? Musste halt langsam laufen. Wird schon gehen. Kannst doch bei dem Wetter nicht nur faul rumhängen ...'

Dann habe ich eine Idee: Eigentlich wollte ich schon lange mal wieder vollkommen frei und losgelöst laufen. Ohne Pulsmesser und ohne Gedanken an die "Funktion" des Laufes. Nicht drüber nachdenken, ob er den Trainingsprinzipien genügt, ob er mir was bringt, einfach nur laufen. Nicht über "Form erhaltendes Laufen" grübeln, nicht über Dauer, Tempo oder sonst was spekulieren. Gar nichts dergleichen. Einfach nur laufen.

Heute wäre doch der ideale Zeitpunkt für so einen "sinnlosen" Lauf!? Gegen 18 Uhr jogge ich dann von zu Hause los - ohne Pulsmesser, mit Uhr. Schon auf den ersten Kilometern stellt sich die Frage, wozu ich eigentlich die Uhr dabei hab. Ich weiß, dass die Strecke ungefähr 11 Kilometer lang ist, das reicht fürs Tagebuch. Macht der Gewohnheit: Einstweilen lasse ich sie noch ticken.

Anfangs zieht der Muskelkater schon ein bisschen in den Oberschenkeln. Aber nach 10 Minuten ist das vorbei und es ist einfach nur noch schön. Kühle, frische Abendluft, die schon tiefstehende Sonne wirft lange Schatten, herrliche Farben und ich trabe auf einer meiner Lieblingstrecken entlang eines breiten Baches. Genuss pur. Es strengt schon an, obwohl ich nicht schnell unterwegs bin. Die Bergtour war heftig gestern, die Beine verkünden es. Egal. Laufen ist geil. Laufen ohne "Funktion". Ich überlege kurz, wann ich das zum letzten Mal gemacht hab. Muss im Dezember gewesen sein, ich weiß es nicht mehr.

Etwa nach der Hälfte der Strecke schaue ich unwillkürlich auf die Uhr. Ich sehe die Zeit und ich frage mich ganz bewusst was ich damit heute will? Ich kenne mich: Wenn ich zu Hause bin und das Ding stoppe, werde ich wieder anfangen zu rechnen. Nein! Kommt nicht in Frage! Heute nicht! Und ich drücke die Stopptaste. Sicher lächle ich dabei ein bisschen, habe ich mir doch gerade die letzte Chance vermasselt, das Läufchen im Nachhinein doch noch ein wenig zu analysieren, mit Wertung zu versehen, ihm ein bisschen "Funktion im Gesamtzusammenhang meines Laufjahres" zu verpassen.

Und so komme ich nach 11 Kilometern vergnügt, nur leicht angemüdet, verschwitzt, entspannt, super gut gelaunt und ohne Zeit auf der Uhr zu Hause an. 11 Kilometer Freude, davon 8 Kilometer in der Natur. Läuferherz was willst du mehr.

Das waren bestimmt 11 der berühmt berüchtigten "leeren Kilometer", von denen in gewissen Artikeln gewisser Laufzeitschriften oft die Rede ist. 11 Kilometer, die rein gar nix zur Formerhaltung beitrugen.

Aber es waren verflucht schöne elf Kilometer. Elf der schönsten in diesem Jahr!

 

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