Ersteres diente der „Soforttherapie“ und Letzteres trug der Erkenntnis Rechnung, dass sich Saunieren am Tag danach deutlich leistungsmindernd auswirkt (Spätfolgen des enormen Wasserverlustes der Zellen und Zellzwischenräume).

Als dritte begleitende Maßnahme setzte ich Krafttraining für die Körperpartien oberhalb der Gürtellinie ein - also Belastungen für die ansonsten unterbeschäftigten Muskelgruppen an Bauch, Rücken, Rumpfseiten, Armen und Schultern. Zweimal pro Woche, ungefähr neun verschiedene Übungen zu je drei Sätzen, wurden absolviert. Die Gewichte / Intensität wählte ich so, dass sich als Folge kein Wachstum neuer, sondern eine Kräftigung vorhandener Muskulatur einstellte. Muskelwachstum hätte Gewichtszuwachs bedeutet, was sich natürlich kontraproduktiv auswirkt. Mit diesen Übungen begann ich etwa Anfang Februar.

Natürlich kann ich keinen Nachweis führen, was und wie viel die „konzertierte Aktion“ der oben beschriebenen Verhaltensänderungen bzw. -ergänzungen gebracht hat. Im Falle des Krafttrainings kann ich nicht mal mit einem subjektiv empfundenen Einfluss auf die Laufleistung aufwarten. Dafür hab’ ich mir im Spiegel zunehmend besser gefallen, was indirekt motiviert, weil es einen ja mit der „Gesamtsituation durchaus zufriedener sein lässt“ ;-)

Das Marathon Training

Die erste Woche brachte Licht und Schatten. Das erste Intervalltraining ging zwar nicht „in die Hose“. Von den geforderten 10x1000 Meter (in 3:30 min/km, was für ein Witz!) brachte ich aber gerade mal 5 Wiederholungen (in 3:50). Offen gestanden fehlte mir nicht nur die Kraft für mehr. Marathon-Guru Steffny verlangt in seinem TP auf dieser Leistungsstufe eben genau die 5 Wiederholungen in 3:50 min/km. So brachte ich auch nicht die Motivation für mehr auf, zumal Intervalltraining immer von Verletzungsängsten überlagert war … Erfreulich stimmte mich der Rest der Trainingswoche, einschließlich des abschließenden 35 km Laufes, für den ich mit 3 Stunden ungewohnt wenig Zeit brauchte.


Aber dann kam’s knüppeldick: Woche zwei und drei versetzten mich in einen Zustand permanenter und nachhaltiger Ermüdung. Ganz ehrlich: Ich hatte nicht das geringste Problem früh schlafen zu gehen. Jeden Abend hing ich wie ein „schlaffer Sack“ auf der Couch. Mein spezifisches Problem war und ist harte Trainingseinheiten wegzustecken. Oder in Trainingsdeutsch: Ich brauche mehr Erholungszeit als andere Läufer. Für mich ist es praktisch sinnlos, am Tag nach einem Long Run von 35 km schon wieder zu trainieren. Und Intervalltraining zwei Tage nach dem Long Run, kann ich gleichfalls vergessen. Die oben beschriebenen Ungereimtheiten im TP an sich und meine verzögerte Regeneration zwangen mich häufig zu Änderungen des Trainingsprogramms. Sie gingen jedoch nie zu Lasten der Gesamtkilometer. Letzten Endes bin davon überzeugt, einen sinnvollen und unter Berücksichtigung aller objektiven wie subjektiven Bedingungen nahezu optimalen Weg durch diesen Trainingsplan eingehalten zu haben. Nicht zuletzt die schon nach wenigen Trainingswochen gemessene, deutliche Leistungssteigerung gibt mir diese Sicherheit. Ich konnte am Pulsmesser beobachten, wie von Woche zu Woche die durchschnittlich gemessene Herzfrequenz für das Bezugstempo 5 min/km sank. Zuletzt lag sie bei ungefähr 73% der maximalen Herzfrequenz. Weitere Erfolgsbestätigung boten die Long Runs, deren 35 km in rund 2:45 und weniger zu Ende waren. Nach 6 Wochen wurde der Leistungszuwachs mittels Wiederholung des Laktatstufentests auch objektiv nachgewiesen. Meine zweite Kurve verlief drastisch flacher, der Anstieg in den anaeroben Bereich begann erst wesentlich später.

Mein Laufprogramm war hart, manchmal qualvoll, körperlich meine ich. Die mentale Belastung empfand ich aber als noch härter. Dazu trugen nicht nur die hartnäckigen Selbstzweifel nach gelegentlichen Misserfolgen und ständigem Schwächeempfinden bei. Wer mich auf dieser Homepage häufiger gelesen hat wird wissen, dass ich Übertreibungen zu vermeiden suche. Daher mag man mir die folgende Äußerungen glauben: Zur „Hölle“ missrieten Trainingseinheiten, wenn mein stärkster Gegner, der Winter, sie häufig zu verhindern suchte. Über Monate waren Wald- und Feldwege unbrauchbar, entweder eisglatt oder schneebedeckt (manchmal bis in Kniehöhe). So blieben mir nur die langweiligen Straßen und Radwege. Beißende Minusgrade, verschärft durch eisigen Wind oder schmerzende Schneekristalle auf Wangen und in den Augen, ließen mich nicht selten laut fluchend durch die Gegend rennen … Und selbst der Asphalt wurde häufig zur gefährlichen Rutschbahn, wenn gefallener Schnee nicht rechtzeitig geräumt oder getaut war. Meine liebe Frau, selbst Läuferin, wusste aus eigenem Erleben, welchen Unbilden ich da ausgesetzt war. Wahrscheinlich habe ich ihre Geduld mit meiner Übellaunigkeit bzw. ausgeprägten depressiven Stimmungen diesem Umstand zu verdanken …

Dennoch ging es aufwärts. Neben der Leistung verbesserte sich merkwürdigerweise auch der Zustand meiner diversen Wehwehchen. Achillessehnen und Spreizfuß rechts stellten ihre Proteste zurück, verstummten irgendwann völlig. Das kann ich bis heute nicht fassen. Zwei Halbmarathontestläufe in persönlicher Bestzeit gaben mir zusätzlichen Auftrieb. Besonders das zweite Ergebnis von 1:25:53 (Bischofswerda, siehe „Andere Läufe“), nach stetem Auf und Ab in sächsischen Wäldern, schien mir ein mögliches Sub3-Ergebnis für Prag zu signalisieren …

Von Verletzungen blieb ich leider nicht ganz verschont: Ein paar extreme Gefälleabschnitte auf der HM-Strecke von Bischofswerda sorgten für heftige Stauchungen der Wirbelsäule. In Verbindung mit Kälte und Wind blieb ein übler Schmerz im Lendenwirbelbereich zurück. Zum Glück schränkten die Beschwerden mich läuferisch nicht ein, weil sie hauptsächlich nach dem Lauf- oder Krafttraining einsetzten. Rechtzeitig vor Prag verschwanden sie zum Glück völlig.

In der letzten Woche vor dem Lauf, auf dem Weg nach Prag und in Prag hatte ich das Gefühl „Sub3 ist möglich“. Ich glaubte an meine Chance und hoffte auf gutes (= kühles) Wetter und tolle Tagesform …