15. Mai 2021

Was für ein Tag!  -  Rund um den Ammersee Ultra

Zwei Wesen in einem Körper. Das eine bewegt die Beine, läuft, springt über Wurzeln, umkurvt Matsch und Pfützen, schwitzt, rackert sich ab. Das andere ergeht sich in Stürmen der Begeisterung, weiß sich nicht sattzusehen an diesem See und seinem üppig grünen, vielfach naturbelassenen Ufer. Berückend schöne Bilder im Morgenlicht. Über viele Wochen waren Zweifel Dauergast. Lange und überlange Strecken - ist das noch meins? Da es mich doch unendlich viel Mühe kostet meinem alternden, nur noch bedingt anpassungsfähigen Leib ausreichend Ausdauer anzutrainieren. Schinde ich mich nur aus Gewohnheit, aus Scheu vor Veränderung, fehlender Einsicht ins Unabänderliche? Käme nicht mehr Qualität in mein Leben, wenn ich mich auf kürzere Strecken beschränkte? Unsicherheit, die nach jedem missglückten oder auch nur unerwartet beinharten Lauf aufloderte. Alles weg! Gegenstandslos! nach ein paar Kilometern stillem Pfad am Ufer des Ammersees.

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Die seit langem besten Aussichten begleiten mich auf dem Weg zum Ammersee. Lediglich eine halbe Stunde weit fahren zu müssen macht Laune, darüber hinaus der gemeinsame späte Start am Samstagvormittag um 10 Uhr. Nein, weder Schreibfehler noch Verstoß gegen Covid-19-Auflagen: Eine Gruppe von 10 Personen darf inzwischen wieder im Freien gemeinsam individuellen Sport treiben. An die große Glocke der diversen Veranstaltungskalender gehängt, hätte sich der Veranstalter, die Laufgruppe TOMJ (sprich: "Tomi") aus Augsburg, vor Anfragen kaum retten können. Auch ich erfuhr erst sehr spät von dem Vorhaben, das nur auf der Internetseite der "TOMJ's" ausgeschrieben war und ergatterte mit Glück den letzten von zehn verfügbaren Startplätzen.

Der Blick in den bayerischen Himmel stimmt mich zusätzlich frohgemut: Zwischen Wolkenfeldern überwiegt schon blaue Farbe. Glaubt man den Versprechungen des Wetterberichts, wird sich die Sonne bald durchsetzen und für angenehme Temperaturen sorgen. Noch größere Erwartungen verknüpfe ich allerdings mit einem Novum in meiner langen, an Ereignissen nicht gerade armen Laufgeschichte: Erstmals werde ich Tochter und Enkelinnen an der Strecke treffen, von der sie in Fahrradreichweite entfernt wohnen. Die Enkelinnen wird meine Frau Ines mit dem Auto abholen, meine Tochter baut die Begegnung in einen Fahrradausflug ein.

Solcherart freudig vorgespannt begrüße ich meine Mitstreiter auf dem Parkplatz in Stegen, am Nordende des Ammersees, in Bestlaune. Nicht nur Bernhard Manhard - "Bernie" -, den Organisator des Laufes, kenne ich, auch die meisten anderen Gesichter sind mir zumindest nicht fremd. Auch Judith und Andreas, Urheber einer Marathonserie in München, an deren Isar Speichersee Marathon ich vor zwei Wochen teilnehmen durfte, sind mit von der Partie. Wir nehmen Aufstellung für ein Gruppenfoto, pandemischen Forderungen Rechnung tragend mit großen Zwischenräumen. Anschließend gibt Bernie das formlose Kommando und die Gruppe setzt sich in Bewegung - Zeit läuft.

Zeit, die zumindest für mich heute keine Rolle spielen wird. Mein Lauftempo werde ich den Gegebenheiten überlassen. Der Streckenbeschaffenheit natürlich, aber auch dem Wunsch auf dieser "Sightseeing-Tour" nun wirklich keine schöne Ansicht zu verpassen. Natürlich kenne ich diverse Uferabschnitte des drittgrößten bayerischen Sees von Ausflügen, übrigens auch mit meinen Enkelinnen. Doch ein Großteil der Strecke wird mir neue Eindrücke schenken, unter anderem auch die anfänglichen, etwa 10 Kilometer bis zum touristisch weithin bekannten Herrsching. Angesichts der Lage des Ammersees in Sichtweite zur Alpenkette, eingefasst von sanften Hügeln, empfinde ich die geplante Umrundung als Traumlauf. Ein Traum, der lange in mir schlummerte, den ich mir außerhalb einer Veranstaltung aber wohl nie erfüllt hätte. - Auch in die "familiäre Prägung" der Seerunde werde ich viel Zeit investieren. Meine Tochter könnte ich vielleicht noch mit kurzer Situationsschilderung in zwei, drei Minuten "abspeisen". Die zwei Prinzessinnen in Ines' Obhut, fünf und neun Jahre alt, werden ihren Ultra-Opa allerdings länger beanspruchen. Und: Der Ultra-Opa wird sich mit Freuden beanspruchen lassen.

Der Rest ist Laufen, das mir heute eigentlich recht gut vom Fuß gehen müsste. Die knackige Belastung von 88 Kilometern des Comrades Gedenklaufes vom Pfingstmontag sollte ich nach fünf Tagen gut erholt verkraftet haben. Vielleicht schaffe ich es sogar die 46 Kilometer dieses Kurzultras mal ein bisschen flotter als gewohnt "runterzutraben". Wer oder was lässt mich derart nassforsche Sätze in Gedankenblasen setzen? - Natürlich der überraschende Erfolg vom Pfingstmontag, dazu die für heute erwarteten Streckenschönheiten in Natur- und Kindergestalt. Keinerlei Bedenken mit Blick auf die Anforderungen, dazu prall gefüllt mit Vorfreude "bis unter die Schädeldecke" - wann hatte ich das zuletzt?

Ich halte mich im Kielwasser der Gruppe, um wenigstens die ersten Fotos mit Läufern beleben zu können. Lange her, dass ich so viele Mitstreiter in einem Bild verewigen konnte. Bemerkenswerter Gedanke, den ich den Begleitern nicht vorenthalte. Zustimmung erreicht mich, jedoch keine Blicke. Alle Köpfe vollführen inzwischen - wir haben die Anlegestelle der Ammersee-Dampferflotte bereits hinter uns gelassen - nur noch eine Drehrichtung: Seewärts, nach rechts. Zwischen Bäumen und Büschen streifen die Blicke den unbewegten Spiegel des Sees. Eine Gruppe Wildgänse watschelt über den Kiesstrand dem Wasser zu, vermutlich von der Kavalkade ungewohnt vieler Menschenfüße aufgeschreckt.

Alsbald erreichen wir das Ende von Parkanlage und Badestrand in Stegen, wo der bequeme, hindernisfreie Uferweg abrupt in einen Trail übergeht. Bernies Warnung vor Stock und Stein, verbunden mit dem Vorschlag nach hektoliterweise Regen in letzter Zeit in Trailschuhe zu schlüpfen, maß ich keine Bedeutung bei. Auch seine demonstrativ kurz vorm Start geäußerte Bemerkung zu Ersatzstrümpfen, die er selbst sicherheitshalber in seinem Rucksack mitführe, erregte eher belustigtes Staunen: Is'n Scherz, oder? - Die Realität des Geläufs benötigt jedoch nur Minuten, um alles Verharmlosen ins nahe Wasser zu entsorgen. Auf den nächsten etwa neun Kilometern verlegen vielfach Pfützen und Matschsuhlen den Weg. Darüber hinaus springe ich über zahllose Wurzeln oder nutze sie als Trittfläche, wo zwischen dicht an dicht wachsenden Fußangeln kein Platz für Menschenfüße bleibt. Auch das Auf und Ab des Trails, nie relevant im Höhenunterschied, dafür unablässig, macht mir unmissverständlich klar: Die Ammersee-Runde als reinen Genussjogg "mal so eben mitzunehmen" kann ich mir abschminken. Auch dieses Finish will erkämpft werden!

Doch ist keine dieser Unbilden auch nur im Entferntesten geeignet meine Freude zu trüben. Im Gegenteil: Jeder neue Abschnitt facht meine Begeisterung weiter an. Unbeschreiblich schön die Perspektiven und Aussichten, die Stimmung am See. Aus Sicherheitsgründen setze ich meine Schritte langsam und mit Bedacht. Trails und Udo, das geht nur mit Umsicht und Zurückhaltung zusammen. Liegt einerseits an meinem Alter, mehr noch am Körperbau. Ich will es mal so ausdrücken: Würde man meine DNA mit derjenigen aller Tiere der afrikanischen Savanne vergleichen, ergäbe sich die größte Übereinstimmung mit dem Erbgut der Rüsselträger ... Langsam und beschaulich voran aber auch in der Absicht keine 1a-Perspektive für Fotos zu verpassen - wohl wissend wie schwer mir in ein paar Tagen die Auswahl einiger weniger Schnappschüsse für den Laufbericht fallen wird.

Der Weg zehrt an meinen Kräften. Nach ein paar Kilometern scheint klar, dass die physische Verfassung mit meinem mentalen Höhenflug nicht wird Schritt halten können. Oder, um es salopp zu formulieren: Hinten raus wird's verdammt hart werden! Für Bedenken dieser Art bleibt allerdings wenig Raum. Buchstäblich auf Schritt und Tritt weiß mich der Pfad zu unterhalten. Wenn nicht mit Ansichten malerisch in den See vorspringender Stege, alten Bootshäusern, im Schilf brütenden Vögeln, ufernah im stillen Wasser dümpelnden Enten, Schattenspielen niedrig hängender Zweige, still vertäut liegenden Segelbooten und ... und ... und ... , dann eben mit kleinen Abenteuern. Wackelige Trittsteine etwa, ohne die ein Wasserlauf trockenen Fußes nicht zu überqueren wäre. Immer wieder strebe ich in grünen Domen voran. Atemberaubend schön vor allem dort, wo alte Eichen ihre überlangen Äste in Richtung Ufer recken. - Merkwürdig: Im Grunde passt heute gar nichts. Physisch habe ich eher einen mittelprächtigen Tag erwischt und der Trail erschwert mir das Vorwärtskommen. Und doch weiß ich mit einer Gewissheit wie schon lange nicht mehr: Das ist es! Genau das und nichts anderes will ich in diesem Augenblick tun: Mich hier auf diesem herrlichen Pfad abarbeiten - mich spüren, alles sehen, erleben, den Augenblick genießen.

Dem auf meiner Uhr mitlaufenden Strecken-Track messe ich auf diesen ersten Kilometern wenig Bedeutung bei. Wie soll man sich verlaufen, wenn das Seeufer beständig die Richtung vorgibt? Sich gabelnde Pfade feiern wenige Meter später Wiedervereinigung. Die Entscheidung, welchen ich jeweils wähle, nimmt mir meist die Tragfähigkeit des Bodens ab. Alternativen scheinen oft nur dort getrampelt, wo der ursprüngliche Pfad unter Wasser steht oder zum Sumpf mutierte. Schlüge in meiner Brust lediglich das Herz des Naturliebhabers, ich wünschte dieser Trail würde niemals enden. Aber da pumpt nicht zuletzt auch das Herz eines Läufers, der nach und nach ermüdet. Deshalb reagiere ich mit Bedauern und Erleichterung zugleich als der Pfad sich schließlich, nach fast zehn Kilometern, der nahen Straße zuwendet, die mich rasch zum Ortseingang von Herrsching geleitet.

Hier bedarf ich der Führung durch den Track, um an den richtigen Straßenecken abzubiegen. Erst hier, dann dort, zuletzt bringt mich ein Fußweg wieder zurück ans Seeufer; genauer gesagt: Zur Herrschinger Seepromenade. Ich rechnete mit deutlich mehr Publikum um diese Zeit (ca. 11:30 Uhr), als mir dann rund um die Herrschinger Bucht begegnet. Da und dort Familien, Ausflügler, offenbar nur vereinzelt Urlauber. Die gelockerten Pandemie-Regeln scheinen der Deutschen Freizeitgestaltung noch nicht endgültig wiederbelebt zu haben. Lediglich vor Biergärten oder To-Go-Theken sammeln sich Menschen. Einen Slalom zur Kontaktvermeidung brauche ich jedoch nur einmal zu laufen.

Herrlich der fortwährende Blick über die Bucht hinüber zum anderen Ufer. Längst setzte sich die Sonne durch, lockte vereinzelt Wassersportler auf den See. Unbeweglich wie Wachsfiguren sitzend, den Blick starr aufs Wasser gerichtet, sorgt ein Doppelposten der örtlichen Wasserwacht für Sicherheit. Eine Kolonie Graugänse - "Gänse, keine Enten!", verbessert Mama gerade ihr Töchterlein - paddelt ufernah auf Futtersuche. Ich kenne nur einen begrenzten Abschnitt der Herrschinger Promenade und bin erstaunt, dass sie mehr als drei Kilometer der Bucht umschließt. Schließlich endet die Flaniermeile und ich trabe am Kiesstrand weiter. Skeptisch mustere ich das Ufer, unsicher, ob ich nicht eher auf einen parallelen Fahrweg wechseln sollte ...

... der verlockende Fahrweg entpuppt sich rasch als Sackgasse. Ich kehre um und nach 50 Metern wieder an den Strand zurück, entschlossen keine weiteren Wegeexperimente mehr zu wagen. 14 Kilometer gelaufen: Zeit für eine Nachricht an meine Frau. Ines wollte mit den "Prinzessinnen" vor einem Kiosk am südlichen Ende des Ostufers Warteposition beziehen. Der Trail und die bereits müden Beine werden meine Ankunft verzögern. Per Sprachnachricht gebe ich meine gegenwärtige Position - "Ortsende Herrsching" - und die Ursachen für meine Verspätung durch. Schlusssatz: "Es wird noch dauern!" Wie lange ich noch brauchen werde, lässt sich nicht abschätzen, da ich die Entfernung zum Kiosk nicht kenne.

Noch ein Weilchen betätige ich mich als Strandläufer, dann geht es auf einem flachen, ebenen Radweg weiter. Vom Ufer trennen mich stets nur wenige Meter, mal ein Grasstreifen, dann wieder Büsche oder Bäume. Mit bald jedem Schritt erweitere ich meine Sammlung wundervoller Eindrücke. Schaue übern Schilfgürtel hinweg zum gegenüberliegenden Ufer, studiere Schäfchenwolken am herrlich blauen Himmel, ergötze mich an im Wasser liegendem, von der Sonne gebleichtem Totholz und ergehe mich in Tagträumen ... - Was ist das? Auf einer zum Verweilen einladenden Bank steht eine Kunststoffkiste. Als hätte sie jemand hier vergessen. Weit und breit kein Mensch, der als Besitzer in Frage käme. Im Vorbeilaufen lese ich die Aufschrift: "Mutmachkiste"!? Spontan aufflammende Neugier will mehr wissen, lässt mich drei Meter zurückgehen - Tatsächlich: "Mutmachkiste" und darunter in kleinerer Schrift: "Schau rein und nimm dir mit, was dir gut tut!" - Ohne den Deckel zu öffnen erkenne am Boden der Kiste Bilder, beschriftete Karten, so was ... An Mut gebricht es mir nicht, auch nicht in dieser immer noch schwierigen, an Kontakten armen Zeit. Darum bleibt die Kiste zu. Aber auch so setze ich meinen Weg nachhaltig beeindruckt fort: Hier sorgt sich jemand um Wohl und Wehe ihm vollkommen unbekannter Menschen. Nicht alleine, dass sie* die Nutznießer ihrer Aktion nicht kennt, sie* bekommt sie ja nicht einmal zu Gesicht ...

*) Schriftbild und Art der Aktion lassen mich auf weibliche Warmherzigkeit schließen. Männer tun sowas nicht. Oder etwa doch?

Was an reizvollen Eindrücken auf mich einprasselt, lässt längeres Grübeln in Sachen "Mutmachkiste" nicht zu. Nahezu ideale Bedingungen zum Laufen schrauben den Wohlfühlfaktor weiter in die Höhe: Kein Wind, Sonnenschein, Wärme. Mein Wetter. Endlich, endlich mein Wetter. Und das in dieser bezaubernden Voralpenlandschaft. Im Süden, jenseits des Ufers, erhebt sich die Kette der Ammergauer Berge. Keinen, der heute von Wolken gekrönten Gipfel, den ich nicht schon bestiegen oder auch trainingshalber im Laufschritt genommen hätte. In diesem Jahr steht der erste Bergtrainingslauf allerdings noch aus. Das liegt auch am vielen Schnee, der dort oben noch liegt. - Anruf auf dem Handy!!! Bevor ich es aus der Rucksacktasche und seiner wasserdichten Hülle nesteln kann, übernimmt die Mailbox. Wie erwartet ein Anruf von Ines. Ich stoppe für die Dauer des Rückrufes, bei dem sie bekräftigt mit den Mädels am anvisierten Treffpunkt - Kiosk und Parkplatz Aidenried - zu warten. Weit kann es nicht mehr sein, höchstens noch zehn Minuten ...

Zum 294. Mal hoffe ich heute auf ein glückliches Marathon- oder Ultrafinish. Wer nicht selbst Marathons sammelt, wird womöglich davon ausgehen, nach so vielen, so langen Wettkämpfen könne mir nichts Neues oder gar Spannendes mehr widerfahren. Gewaltiger Irrtum! Noch oft erlebe ich ungeahnte Premieren, wenngleich nicht so bedeutsam wie die Begegnung mit meinen Enkelinnen, der ich voller Spannung entgegen fiebere. Wieso erst heute? - Es hat sich im noch jungen Leben der "Mäuse" nicht früher ergeben. Außerdem bin ich dafür den Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen. Was in diesem Zusammenhang Abwarten bedeutete. Abwarten bis kindliche Neugier danach trachtete Opa laufen zu sehen. Heute ist der richtige Tag dafür ... jetzt, in dieser Sekunde, da die Ältere mich erspäht und freudig zu winken beginnt. Mein Empfangskomitee besteht aus wild bellendem Hund, strahlender Ehefrau und zwei quietschvergnügten Prinzessinnen ... ... ... Nach einer Viertelstunde macht sich Opa, verfolgt von vier Augenpaaren, wieder auf den Weg. Dreht sich noch einmal um, winkt, lacht, ist glücklich ...

Nur widerstrebend lassen sich meine Beine zu weiteren Laufschritten überreden. Wer rastet der rostet und ich habe für meine Verhältnisse eine halbe Ewigkeit gerastet. Mehrere Minuten bringe ich damit zu mich regelrecht neu einzulaufen. Was nicht zuletzt meiner heute mäßigen Verfassung und der Schinderei auf dem anfänglichen Trail geschuldet ist. Zweifel? Nicht die Bohne! Kein Tag, um - aus welchem Anlass auch immer - Bedenken mit sich rumzutragen. Gleich wie schwierig es werden wird, ich werde es genießen. Hört sich nach Vorsatz an, ist aber keiner. Ich weiß einfach, dass es sich exakt so bis zum guten Schluss entwickeln wird!

Der See ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Als die Gletscher abschmolzen, sammelte sich Wasser in der flachen Wanne zwischen zwei Hügelketten. Und diese Wanne setzt sich in Richtung Süden bis zu den Bergen fort ... Wer Bayern nicht kennt, würde in Sichtweite der Alpenkette keine so platte Landschaft erwarten. Längst führte mich der Radweg übers Südende des Sees hinaus. Wiesen über Wiesen, so weit das Auge reicht. Viele frisch gemäht fürs erste Heu des Jahres. Eine Weile folgt der Radweg der stark befahrenen Straße, die alsbald nach Westen abbiegt. Hier überholt mich Ines und aus geöffneten Fenstern winken mir Kinderhände zu. Kurzer Stopp zum Abklatschen, wir sehen uns nachher in Dießen.

Der Radweg endet hinter der Brücke über die Ammer. Ab hier joggt man entweder unter Gefährdung von Leib und Leben am Straßenrand weiter oder folgt der Ammer Richtung Süden. Auf Grund schlechter Erfahrungen aus dem Vorjahr entschieden sich die Streckenplaner für die sichere Alternative. Nebenbei hoben sie auf diese Weise einen Ultralauf "Rund um den Ammersee" aus der Taufe. Ein gute Entscheidung: Statt Verkehrslärm umfängt mich nach kurzer Zeit die Beschaulichkeit einer bäuerlich geprägten Graslandschaft. Vogelstimmen, meine Schritte, allenfalls noch vorbei schwirrende Insekten, ansonsten: Stille. Ein paar hundert Meter später wendet sich der Weg vom Fluss ab und der im Westen erkennbaren sanften Hügelkette zu.

Das Laufen fällt mir leicht und schwer zugleich, was der seltenen Divergenz von Körper und Geist geschuldet ist. Bestlaune und Top-Motivation treffen auf müde Beine. So uneins fühle ich mich selten. Normalerweise folgt der Kopf dem Körper - manchmal vielleicht auch umgekehrt. Um den Genuss nicht wesentlich zu schmälern, passt meine Tempoautomatik die Schrittfrequenz an. Ich achte nicht darauf, öffne stattdessen die Sinne sich aufdrängender Vielfalt. Heuduft zieht in Höhe einer gemähten Wiese durch meine Nase. Schwach noch, weil entweder der Wind ungünstig steht oder die Mahd erst kürzlich erfolgte. Immerhin ein Vorbote des nahen Sommers ... Reizvolle Panoramen, gleich wohin ich den Blick auch richte, Berge im Süden, Hügel im Westen. Blumen säumen den Weg, ein verwittertes, steinernes Kreuz und Schautafeln, die interessierten Passanten "Braunkehlchens Refugium" oder die "Vielfalt rund um den Ammersee [...]" nahebringen wollen.

Nach gut drei Kilometern endet der Radweg an einer Straße, der ich nordwärts und notgedrungen am Straßenrand folge. Auch hier fehlt der Radweg, eigentlich ein Unding 2021 Jahre nach Christi Geburt. Wie ich mir später erklären lasse, geht das Fehlen straßenbegleitender Radwege im südlichen Bereich des Ammersees auf konkurrierende Interessen zurück. Pro Radweg: Anliegergemeinden und Tourismus. Kontra: Naturschutz, da den Radwegen ein schmaler Streifen des Landschaftsschutzgebietes "Vogelfreistätte Ammersee-Südufer" geopfert werden müsste. Was die Hauptstraße angeht, pflichte ich dem Naturschutz-Argument gerne bei. Der kleine Umweg, den auch unsere Strecke wählte, fällt für Radfahrer und Wanderer nicht ins Gewicht. Doch letztlich enden alle am Rand dieser Nebenstraße, einen anderen Weg nach Dießen, zurück zum Seeufer, gibt es nicht. Es folgen zwei Kilometer, auf denen mir - wie angekündet - vergleichsweise wenige Vehikel begegnen. Die aber auch den einen oder anderen Rennfahrer nicht davon abhalten das Gaspedal kräftig durchzutreten. Um die Sache mit dem Naturschutz ins richtige Licht zu rücken: Tatsächlich streift die gerade belaufene Straße das Schutzgebiet lediglich auf den letzten etwa 500 Metern ...

Überlebt! Am Rand der Nebenstraße, zuletzt noch den "Wildwechsel" Hauptstraße. Taktik: Halte Ausschau nach einer Lücke im Kolonnenverkehr und renne! sobald sie sich auftut. Ich bin reaktionsschnell, mit geschultem Blick für Verkehrssituationen und gut zu Fuß. Doch, was ist mit jenen, denen es an solcher Souveränität gebricht? Was ist mit Kindern und Senioren? Seltsam auch: Ab hier bis zum Ortseingang von Dießen gibt es einen Radweg, obschon das Gelände rechts der Straße auch zum Schutzgebiet gehört!?

Nicht mehr weit bis Dießen, wo ich Ines, Tochter, Enkelinnen und Hund ein weiteres Mal treffen werde. Und wo? - Natürlich an einem Imbiss, wo es Eis und andere Leckereien gibt (für Udo hoffentlich ein alk-freies Weißbier). So verlockend Familie und Bier auch sein mögen, urplötzlich zieht mich das Biotop zu meiner Rechten in seinen Bann. Genauer gesagt die Blumen darin, die meine Vorwärtsbewegung erst lähmen, mich sodann zu körperlichen Verrenkungen und fotografischer Andacht verpflichten. Was für ein Naturwunder: Blauviolett mit weißlicher Textur auf den unteren Blütenblättern, die Gräser noch um Kelcheslänge überragend. Orchidee? Lilie? Gladiole? - was auch immer, ein bezaubernd schönes Gewächs.*

*) Es handelt sich um die "Sibirische Schwertlilie".

Ich tippele durch einen schattigen Teil der Dießener Seepromenade, nähere mich dem kleinen Platz vorm Anlegesteg der Ammersee-Dampfer. Sekunden später umringen mich Frau, Tochter und Enkelinnen. Auch Roxi, unsere Hündin, gibt ihren Kommentar dazu. Früher hätte ich ihr Kläffen nicht anders als vorwurfsvoll deuten können: Warum hast du mich nicht mitgenommen? Seit die Seniorin Roxi bei Trainingsläufen desinteressiert und faul hinterher trabt - wohlgemerkt: faul, nicht altersschwach! - gehe ich von reiner Freude aus: Schön, dass du wieder da bist und noch schöner, dass du mir den weiten Weg erspart hast!

Die Kids bekommen ihre Süßigkeiten und ich mein Alkoholfreies. Plaudernd trinke ich das Bier aus. Eile, das Ringen um Minuten oder gar Sekunden, ist mir heute fremd. Einerseits, weil dieser gesegnete Tag mit seinen wunderbaren Momenten unwiederbringlich vorbeigehen wird. Leben im Jetzt und Hier, das Schöne genießen. Das gilt auch für den Erlebniswert der Strecke. Wer zu schnell läuft wird vieles verpassen oder übersehen. Die Ammerseerunde sollte man nicht als Wettkampfstrecke missbrauchen. - Dennoch: Nach 20 Minuten und schweren Herzens muss ich aufbrechen, um die Schönheiten der verbleibenden 19 Uferkilometer auch noch aufzulesen. Kein Abschied auf Dauer, Ines und die Kids werde ich spätestens im Ziel wiedersehen ...

Wer sich fragt, welche Seite des Ammersees eher den Besuch lohnt, sollte wissen, um was es ihm vorrangig geht. Steht Naturerleben im Mittelpunkt, wenigstens da und dort beschauliche Stille, fährt man zum Ostufer, nördlich oder südlich von Herrsching. Um Rummel, Badeanstalten, Gaststätten, Biergärten, Campingplätze, Erlebnisstätten für Kinder - kurzum: touristische Kurzweil und Infrastruktur zu genießen, ist man hier am Westufer bestens aufgehoben. Von Dießen über Utting bis Schondorf, um nur die größeren Orte zu nennen, findet sich alles, was das Herz des Touristen oder Ausflüglers begehrt. Darum kenne ich fast jede Meile seit Längerem, die ich nun erstmals mit Laufschritten abmesse. Nur eben nicht im Zusammenhang. War mal hier und mal dort, für Spaziergänge, früher auch zum Segeln mit geliehenen Booten, in Cafés und in jüngerer Zeit zur Bespaßung der Enkelinnen. Leider krankt das Westufer am immobiliaren Ausverkauf, der in dunklen bayerischen Zeiten stattfand. Als singuläre, von Vermögen gestützten Interessen noch der Vorzug vor jenen der Allgemeinheit eingeräumt wurde. Privatbesitz schränkt den Zugang zum Ufer auf dieser Seeseite weitgehend ein. In Dießen gleichermaßen wie in Riederau und Holzhausen, womit meine nächsten Stationen aufgezählt wären.

Meist "in zweiter Reihe" laufend, nur hie und da einen Blick zum See erhaschend, kämpfe ich mich voran. Und weil ich seit einer Weile tatsächlich um jeden Schritt ringe, bin ich mit dem "Seeabseits" gar nicht mal so unzufrieden. Es schickt mich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, über asphaltierte, Kraft sparende Sträßchen. Oft für den allgemeinen Verkehr gesperrt, zumindest aber kaum befahren. Das gilt an einem wetterherrlichen Nachmittag wie heute natürlich nur für Autos, nicht für Radler. Die umschwirren mich zu Hauf. Fußgänger bilden dagegen die seltene Ausnahme. Wieder einmal verfestigt sich der Eindruck, dass Fortbewegung per pedes aus der Mode gekommen ist. Ein Verdacht, der sich schon vor der Pandemie einstellte und in den "Pedelec-verseuchten" Corona-Monaten weiter verdichtete. Anders als die des Virus' kennt die Inzidenzkurve motorgetriebener Bikes nur eine Tendenz: Steil aufwärts. Empfinden viele Menschen auf Schusters Rappen unterwegs zu sein - egal, ob spazierend, bummelnd, wandernd, joggend oder sonstwie - als unter ihrer Würde? Brauchen sie auch in Freizeit und Natur einen fahrbaren Untersatz - ein Statussymbol - zur Aufwertung der eigenen Person?

Ines ruft vom Auto aus an, will wissen, ob ich schon in Utting bin. Nach meiner Einschätzung kurz davor, übermittle ich als ungefähre Position. Mit den Kids gerade in Dießen aufgebrochen wird sie es kaum rechtzeitig zu einem Rendenzvous in Utting schaffen, will daher gleich bis zum Ziel in Stegen weiterfahren. - Ein sinnvoller Entschluss, der auch meiner gegenwärtigen Verfassung entgegenkommt. Ein dritter längerer Stopp, ruinierte den Rest dessen, was von mir als "Läufer" noch übrig ist. Lieber kontinuierlich die vielleicht noch neun Kilometer zu Ende traben ... Ich packe das Handy weg, setze mich wieder in Bewegung, luge dabei flüchtig zur Uhr. Ups! Der Pfeil auf dem Monitörchen, der Udos Position im Universum verkörpert, irrt abseits des Tracks umher. Nicht weit, höchstens hundert Meter hinter mir, muss ich den unauffälligen Abzweig verpasst haben. Also trabe ich zurück und adressiere einen dankbaren Gedanken an Ines: Hätte sie mich nicht telefonisch und just an dieser Stelle aufgehalten, ich hätte meinen Irrtum sicher erst später bemerkt.

Tatsächlich recht unscheinbar zweigt ein schmaler Fußweg zwischen Grundstücken zum Seeufer hin ab. Zwei Minuten später wimmelt es um mich her vor Menschen. Auf nur zweihundert Metern trifft aufeinander, was Publikum bindet: Gastronomie, Spielplatz, Liegewiesen, Ruhebänke, Bootsverleih, Dampferanlegestelle und das alte Uttinger Strandbad. Etliche ruhende Augenpaare folgen meinem offenbar exotisch anmutenden Auftritt und in vielen Gesichtern steht die Frage unüber-lesbar: Joggen mit Rucksack auf dem Rücken? Was ist denn das für ein Typ? - Der Typ bahnt sich, einen Slalom andeutend, seinen Weg durch die Menge, entflieht ihr auf ein Waldsträßchen ... von dem er wenig später erneut Richtung Ufer abbiegt.

Noch immer auf Uttinger Boden, im Bogen und ufernah um den Biergarten "Alte Villa", in dem ich diverse, dem Wohlfühlen gewidmete Stunden meines Lebens zubrachte. Campingplatz, Freizeitgelände und eine mir wohlbekannte Vermietung von Segelbooten schließen sich an. Wie lange ist das her? Dreißig Jahre? Wohl eher vierzig, da wir als Gruppe hier vorfuhren, um mit unserem Biervorrat ein großes Kajütboot zu entern und Tage gemütlich auf dem See ausklingen zu lassen; manchmal segelnd unter Anleitung eines Kundigen, oft auch nur in sommerlicher Flaute dümpelnd ...

Nächste Station: Schondorf. Auch hier befindet sich das Seeufer überwiegend in Privatbesitz. Blicke über den See genieße ich trotzdem, vielfach aus erhöhter Position. Innerorts erschließt die Straße einige Höhenmeter, erst rauf, dann wieder runter auf Seehöhe. Unerwartet überhole ich einen der unsrigen, gehend im Anstieg. Bin zwar inzwischen mundfaul wie eh und je, will mich aber nicht ohne Gruß oder aufmunternde Bemerkung verdrücken: "Bald geschafft!" quetsche ich zwischen den Zähnen hervor. Offenbar kennt der Angesprochene die Reststrecke besser als ich: "Ein Stück isses schon noch!" mahnt er darum. - Fünf, vielleicht sechs Kilometer verbleiben, was kann da noch "Weltbewegendes" kommen? Zweifle ich und habe vergessen, was sich im Wald hinter Schondorf alles in Ufernähe verbirgt. Hügel zunächst, die auf den nächsten anderthalb Kilometern dem Ufer auf die Pelle rücken, mich immer wieder zu kurzen, aber anstrengenden Anstiegen nötigen. Auch Pfützen und Matsch gilt es im schattigen Wald ständig auszuweichen. Erinnerung setzt ein: Vor wenigen Jahren - zwei oder drei? jedenfalls noch "v.C."* - war ich hier anlässlich eines Spaziergangs mit Ines unterwegs. Unvermittelt stießen wir dabei auf Skulpturen regional ansässiger Künstler.** Einige davon entdecke ich jetzt en passant, andere fehlen. Wurden entweder abgebaut oder fielen sinnlosem Vandalismus zum Opfer. An allem Kunstschaffen laufe ich vorbei, bis mich die aus Spiegeln zusammengesetzte Plastik "Mutter mit Zwillingen" schließlich doch noch vom Weg holt und zu fragmentierten Selbstporträts animiert.

*) Gut möglich, dass Generationen nach uns eine neue Zeitrechnung einführen, die das "n.Chr." oder "v.Chr." ablöst, mit dem man Ereignisse der antiken Vergangenheit zeitlich einordnet. Dann wird man Jahreszahlen ein "v.C." oder "n.C." anhängen und damit Geschehen in die Zeit "vor" oder "nach Corona" datieren ...

**) "Skulpturenweg Schondorf"

Weiterlaufend, dabei das Gesehene überdenkend nehme ich das mit dem "Vandalismus" insgeheim zurück: Ein Blickfang wie diese spiegelnde Skulptur wäre sicher eines der ersten Objekte, das schändlichen Steinwürfen zum Opfer fiele ... - Der Waldpfad geht in eine zur Ortschaft Eching gehörende Straße über. Zwei, höchstens noch drei Kilometer trennen mich vom Ziel. Ausreichend Zeit sich zu verlaufen, da ich arglos vor mich hin träumend dem verführerischen Asphaltband folge. Mithin den Fehler von Utting wiederhole und einen ähnlich unscheinbaren Abzweig verfehle. Eine Fehlerminute hin, eine weitere zurück, kaum der Rede wert. Der korrekte Fuß- und Radweg bringt mich zurück zum See. Zumindest in Sichtweite seines Ufers am anderen Liegewiesenende eines Strandbads. Ein paar Schritte weiter geht der Seeblick wieder verloren, undurchdringliches Dickicht schiebt sich vors Wasser. Ausgedehnten, manchmal wegbreiten Matschsuhlen ausweichend hätte ich ohnehin kaum Muße zum Schauen. Holzgeländer beidseits des Pfades schützen Bewohner des Auwaldes vor menschlichen Eindringlingen. In regelmäßigen Abständen weisen Tafeln auf Brutgebiete hin, die im Frühjahr und Frühsommer nicht betreten werden dürfen. Plötzlich zweigt rechts ein Stichweg ab, offensichtlich zum Ufer hin. Nur kurz kämpft Neugier gegen Umstände - fortgeschrittene Zeit und entsetzlich müde Beine -, rasch obsiegt Lust am Erleben, fordert mich auf die etwa 50 Meter bis zum Strand zu investieren. Ein wunderbarer Ort! Von hier überblickt man die Wasserfläche des Ammersees in voller Breite und Länge. Optischer Täuschung ist der Eindruck geschuldet, die Kette der Alpengipfel erhebe sich unmittelbar hinterm Südende des Ammersees ...

Im Bemühen ein Morastloch möglichst unbefleckt randseitig zu überwinden schieben mir zwei Radfahrer ihren Drahtesel entgegen. Ich warte vor der Suhle, will die einzig passierbare Furt nach Freiwerden selbst nutzen. Allen Bedenken zum Trotz bringe ich auch dieses Hindernis ohne nasse Füße mit weitgehend dreckfreien Schuhen hinter mich. Das letzte Hindernis vorm Ziel übrigens. Kurz darauf wende ich mich vom Auwald ab und trabe über einen Feldweg auf die nahe Autobahn (A96, Lindau-München) zu. Auf den letzten Metern zur Brücke über die Amper begleitet mich Verkehrslärm. Nein, kein Schreibfehler: Der Zufluss im Süden, die Namensgeberin des Sees, heißt Ammer, der Abfluss hier am Nordende hingegen Amper!

Jenseits der Brücke stürze ich ins Chaos. Auf der Suche nach einem Parkplatz tuckern Autos hin und her, stocken, verkeilen sich, zwischendrin Trauben von Menschen ... Wie soll ich da Ines und die Kinder finden? Konnte Ines überhaupt noch einen Parkplatz ergattern in diesem Tohuwabohu? Ich beschließe zunächst zum Ort des Startes zu laufen, um dort per Knopfdruck den "Wettkampf" zu beenden. Meine Lieben werde ich danach schon irgendwo finden, im Zweifelsfall in Kiosk-Nähe. Noch ein paar Schritte, dann über die Zufahrtsstraße zum proppenvollen Parkplatz und ... Stopp! Nach 6:16:05 Stunden bleibt die Zeit für mich stehen. Auf den ersten Blick eine grottenschlechte Leistung, aber nur auf den ersten: Ziehe ich zwei lange und viele kurze Pausen ab, insgesamt etwa eine Dreiviertelstunde, bedenke darüber hinaus den ellenlangen Trail zu Beginn, darf ich mit dem Ergebnis für immerhin 46,5 km auch sportlich zufrieden sein.

Ich gehe aufs Auto zu, will meinen Rucksack loswerden, eventuell Ines anrufen. Überflüssig wie sich zeigt, meine vier Fans kommen mir applaudierend (und kläffend) entgegen. Und dann wird mir völlig unvorbereitet eine Ehrung zuteil, die mich wie selten eine andere zuvor im Innersten berührt: Jede der beiden Prinzessinnen hat für mich eine Medaille gebastelt, die sie ihrem Opa nun feierlich umhängen ...

 

Fazit zur Veranstaltung

Überwiegend traumhafte Strecke rund um einen der schönsten deutschen Seen. Wer die Runde zum reinen Wettkampf degradiert, verdient es viele An- und Aussichten zu verpassen. Zwischen Stegen am Nordende des Sees und Herrsching am Ostufer erstreckt sich ein etwa acht bis neun Kilometer langer, nicht ganz ungefährlicher Trail. Es handelt sich um einen naturnahen, zugleich den reizvollsten Abschnitt der Runde.

Auch ohne Verpflegung seitens eines Veranstalters lässt sich die Runde mit geringem Wasservorrat überstehen. Mehrfach (in Herrsching und Aidenried am Ostufer, Dießen, Utting, Schondorf am Westufer, auch in Stegen im Norden, falls ein abweichender Startpunkt gewählt wird) bieten To-Go-Angebote die Möglichkeit Getränke zu kaufen.

Vielen Dank an den Veranstalter, die Laufgruppe "TOMJ", federführend Bernhard Manhard, für die tolle Idee der Umrundung des Ammersees.

Fazit: Sehr gerne wieder!

 


Fotonachweis: Fotos, auf denen ich selbst zu sehen bin, wurden mir dankenswerterweise von Andreas Bettingen zur Verfügung gestellt. Übrige Fotos: Ines und Udo Pitsch

 

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