12. September 2020

Tiefentladung  -  Sechsstundenlauf Steyr 2020

"Unter Tiefentladung eines Akkumulators versteht man den Zustand nach Stromentnahme bis zur nahezu vollständigen Erschöpfung der Kapazität [...]"

Quelle: Wikipedia

Es wird nicht passieren! Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Gestern Abend speisten meine Frau Ines und ich im Biergarten. Anschließend schlenderten wir noch lange durch die wirklich wunderschöne (!), malerische Altstadt von Steyr in Oberösterreich (sh. Bilder). Lustwandelten - jedes andere Verb wäre untertrieben - am Zusammenfluss der Bergflüsschen* Steyr und Enns in mediterran lauer Abendluft. Im September! Und heute Abend soll sich unser Vergnügen in ähnlicher Weise wiederholen. Wieder lustwan ... Na ja, das vielleicht nicht mehr, immerhin werden meine Stelzen dann sechs Stunden Laufarbeit im Hamsterrad zu verkraften haben. Aber erneut Abendessen im Freien ...

*) Die Mündung der Steyr in die Enns ist symbolisch auf der Finishermedaille dargestellt (sh. Bild oben rechts).

Und deshalb darf und wird es nicht passieren! Als wir kurz nach neun im Startbereich ankamen, zum Abholen der Startnummer und um meinen "Claim" abzustecken, da sprach das Orakel via Mikro und Lautsprecher von möglichen "Schauern" am Nachmittag. Wie bitte!?? Wo um alles in der Welt sollen die herkommen? Ein stabiles Hoch über Süddeutschland, Österreich und wer weiß, wo sonst noch. Wettervorhersagen von an die 30°C im September. Im September! Als Schönwetterbote fetter, die Welt wie ein graues Tuch bedeckender Hochnebel. Nebel, der sich irgendwann mittags, spätestens am frühen Nachmittag der strahlenden Aura von Fräulein Sol ergeben und verziehen wird! Regen ist nun wirklich die "hinterletzte" Option für diesen von uns als Genuss- und Laufwochenende geplanten Ausflug ins Nachbarland.

Mein "Claim" steht am Straßenrand, etwa 50 Meter vor dem Läuferbuffet. Lediglich ein Klapptisch, damit ich mich zu vorgerückter Laufstunde nicht schmerzvoll bücken muss, darauf ein Handtuch und eine kleine Plastikbox mit Habseligkeiten. Ein paar Utensilien, die ich von "sicher" über "eventuell" bis "hoffentlich gar nicht" brauchen werde. Neun Gels (das erste nach ca. 7, weitere in Intervallen von 5 Kilometern), Sonnenschutzmittel, Papiertaschentücher, Penatencreme, Salzpastillen, Schildkappe. Verpflegungstaktisch plane ich mich auf Gels und Wasser zu beschränken: Zwei Gels aus der Box entnehmen, eins in die Gesäßtasche, das zweite auf den 50 Metern zum Büffet konsumieren. Dort die Süße mit einem Becher Wasser runterspülen, am Ende der nächsten Runde das Gel mit einem weiteren Becher Wasser verdünnen. Mehr und andere Flüssigkeit nach Bedarf, den ich vorab natürlich nicht abschätzen kann. Was auch immer ich konsumiere, es soll in der Bewegung geschehen. Der letzte Satz verdeutlicht, dass ich mit Sekunden zu knausern gedenke. Zumindest für den Fall, dass ich meine "Vision" zum Ziel des Wettkampfs erhebe.

Diese "Vision" ließ mich in den letzten Tagen mehrfach an "60" denken. 60 Kilometer in 6 Stunden, macht 10 Kilometer in einer Stunde und setzt ein Durchschnittstempo von 6 Minuten pro Kilometer voraus. Mutmaßliche Zeitverluste durch Verzögerungen beim Ver- und Entsorgen eingerechnet müsste ich folglich eine Pace zwischen 5:50 bis 5:55 min/km einhalten - gleichmäßig, unablässig. Unablässig heißt: Stehenbleiben nur ausnahmsweise, wenn es nicht anders geht. Gleichmäßig verlangt nach ständiger Tempokontrolle, folglich sechs Stunden lang die Uhr im Auge zu behalten.

Welche Wahrscheinlichkeit wohnt nun dieser visionären "60" inne? Reines Wunschdenken oder realistische Chance? Die ehrliche Antwort lautet: Ich weiß es nicht. Im Pandemie-Laufjahr 2020 war kein "schulmäßiger" Ausdaueraufbau möglich. Als Sammler von Marathon und weiter darfst du nicht wählerisch sein. Läufst, was stattfindet, gleichgültig wo und wann. In meinem Fall waren das in den letzten Wochen ausschließlich Bewerbe mit reichlich Höhenmetern und Trails. Nichts, was eine hinreichend verlässliche Standortbestimmung ermöglichen würde. Unklar also, in welchem maximalen Durchschnittstempo ich sechs Stunden unbeschadet überleben kann. Und so zweifle und schwanke ich bis zuletzt, ob ich der "Vision 60" hinterherlaufen und mir diesen 6h-Lauf als Nagelprobe auferlegen soll. Was mich zögern lässt ist dies: Unter Garantie würde das Experiment alle Energie verzehren, die in mir ist. Oder anders ausgedrückt: Spätestens in Stunde sechs würde ich leiden müssen. Will ich das? Und was, wenn meine Ausdauerreserven fürs anvisierte, "visionäre" Tempo nicht reichen? Zumindest die Antwort auf die letzte Frage ist unstrittig: Dann werde ich vorzeitig einbrechen und für den Rest des Bewerbs in der Hölle schmoren!

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Ich laufe. Schon länger als eine Stunde. Wie viele Runden ich absolvierte, weiß ich nicht. Trotz zahlreicher Teilnahmen an Stundenläufen, fand ich nie eine verlässliche, einfache Methode, um mir meine Rundenzahl einzuprägen. Zweimal rechnete ich den Wert aus, teilte die Anzeige meines GPS-Zählwerks durch die ungefähre Rundenlänge von 1,3 km. Nur wozu soll das gut sein? Am Ende zählt die Gesamtstrecke. Und die lese ich von meiner Uhr ab. Übrigens ausschließlich von meiner Uhr. Im Startbereich, ein paar Schritte hinter der Zeitmessung, auf der Ladefläche eines Kastenwagens, steht die offizielle Uhr. Mit Lettern so groß und hell, dass man sie noch von der Internationalen Raumstation ISS aus mit bloßen Augen ablesen kann. Also später dann, wenn sich der Nebel verzogen haben wird ... Darüber thront das Board mit Zwischenergebnissen. Jedenfalls vermute ich Zwischenergebnisse auf diesem Monitor, denn lesbar ist er nicht. Anzeige zu winzig, mit zu geringem Kontrast und obendrein infolge reflektierten Tageslichts erblindet. Man sollte eigentlich meinen, dass Pentek-Timing (so heißt der Lizenznehmer des Champion-Chips in Österreich) genügend Erfahrung mitbringt, derlei Dilettantismus zu vermeiden.

Also laufe ich mit erzwungenem Vertrauen, dass jeder meiner Umläufe von der Elektronik sicher erfasst und gezählt wird. Das mit der Erfassung funktioniert offenbar reibungslos. Das ebenso unüberhörbar laute wie charakteristische "Champion-Chip-Pfüüüüüt" gestattet die akustische Kontrolle. Ob der Computer das Signal empfängt und Udos Zähler um "1" erhöht, ließe sich dagegen nur detektivisch und mit Zeitverlust recherchieren. Aber ich will nicht zu "streng" urteilen, Fehler passieren - wer wüsste das besser als ich? Der erste unterlief mir bereits gestern beim Packen meiner Lauftasche und ereilte mich heute Morgen beim Abholen der Startnummer. Auf die Frage "Hast du den Champion-Chip dabei?" guckte ich erschrocken und wahrscheinlich auch ein bisschen dümmlich aus der Wäsche. Vergessen! Also laufe ich mit Leihchip. Natürlich bin ich um eine wohlfeile Ausrede nicht verlegen: Der Champion-Chip ist inzwischen ziemlich "out", da als Mietsystem zu teuer. Andere Systeme haben ihm den Rang abgelaufen, zumindest bei kleinen und mittleren Veranstaltungen. Höchst selten, dass ich ihn brauche. Wann zuletzt? Weiß nicht, lange her ...

Die Strecke ist stinklangweilig. Versteh' die Bemerkung nicht als Kritik, denn so ist sie keinesfalls gemeint. Gerade weil die Strecke stinklangweilig ist, behagt sie mir außerordentlich! Wir laufen in einem Gewerbegebiet, nutzen abgesperrte Straßen und den Parkplatz eines Unternehmens. Alles erst vor wenigen Jahren asphaltiert oder betoniert. Wunderbar glatt, überdies beinahe brettflach. Ideales Stundenlauf-Geläuf! Das einschränkende "beinahe" vor "brettflach" hebt auf drei sanfte Bodenwellen ab. "Höhenunterschiede", die als solche zu bezeichnen ich Widerwillen verspüre. Insgesamt vielleicht zwei Höhenmeter pro Runde. Also wenig mehr als nichts. Und doch lächle ich innerlich, als mir die softe Schwelle in der südlichen Kurve, kurz vor Erreichen des Startbereichs, zum ersten Mal auffällt: Jetzt - so mein Gedanke - kitzelt das "Gipfelchen dieses Bergleins" gerade mal so eben die Wahrnehmungsschwelle. Doch "warte, warte nur ein Weilchen ..."*, das Weilchen weiterer fünf Stunden, dann wirst du den Anstieg empfinden wie den Aufstieg zum Großglockner.

*) Mit den Worten "Warte, warte nur ein Weilchen ..." beginnt ein in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts populäres Operettenlied von Walter Kollo. Die Zeile endet mit den Worten " ... bald kommt das Glück auch zu dir." Seine Rolle als geflügeltes Wort mit satanisch drohendem Unterton erlangte die Wortfolge als Auftakt zum so genannten "Haarmann-Lied". Dort heißt die Fortsetzung " ... bald kommt der Haarmann auch zu dir, ..." - Fritz Haarmann war ein Serienmörder, der bis zu seiner Aburteilung im Jahr 1924 insgesamt 24 Jungen und junge Männer tötete.

Der Vorteil von Stundenläufen liegt - im wahrsten Sinne des Wortes - in der Unbeschwertheit des Laufens. Am Leib trägt man nur Klamotten. So dünn und leicht wie die Witterung es zulässt, selbst bei ungewisser Wetterlage. Längstens eine Runde später, binnen weniger Minuten, lässt sich das "Outfit" einer veränderten Wettersituation anpassen. Bei jedem Umlauf habe ich Zugriff auf nötige oder auch nur nützliche Ausrüstung. Dasselbe gilt für private Verpflegung oder das Angebot am Büffet des Veranstalters.

Ein weiterer Vorteil besteht in der Planbarkeit der Zielzeit. Du kennst die Rundenlänge und weißt wie lange du pro Runde brauchen darfst. Für mich sind das heute ziemlich genau 8:12 Minuten für 1.367,95 Meter. Als erfahrener Läufer kenne ich mein Wettkampfverhalten recht genau. Weiß beispielsweise, dass ich keine Pausen brauche und ausreichend willensstark bin, um so lange keine einzulegen wie meine Kraft reicht. Auch dann noch, wenn es hart wird. Und hart wird es gegen Ende immer. Keine Pausen: Aus diesem Grund steht neben meinem Tisch kein Stuhl. Darüber hinaus lassen sich Abläufe zum Ver- und Entsorgen gedanklich vorwegnehmen und dadurch Stopps reduzieren und zeitlich verkürzen. In der Infrastruktur eines Stundenkurses komme ich mir vor wie im Labor. Alles, was die Effizienz der Untersuchung stören könnte, wird eliminiert. Alles, was sie fördert, von der Labororganisation bereitgestellt, durchstrukturiert und optimiert. Personal in weißen Kitteln bedient Geräte und Einrichtungen. Und dann gibt es da Laborratten, an denen die Versuche vorgenommen werden ...

Udo als Laborratte unter fast 50 anderen menschlichen Laborratten, die einem Sechsstundenexperiment unterzogen werden. An Udo, einem vergleichsweise betagten männlichen Exemplar der Spezies, soll getestet werden, ob er im zur Verfügung stehenden Versuchszeitraum 60 Kilometer weit laufen kann. Natürlich besteht zum Tierversuch ein gewaltiger Unterschied: Stundenläufige, menschliche Laborratten bestimmen Versuchsziel und -ablauf selbst. Und dem Laborbetreiber ist im Grundsatz gleichgültig wie sie dabei abschneiden. Ja, er verlangt nicht einmal, dass alle Probanden pausenlos oder bis zum Schluss dem Experiment beiwohnen. Manchmal gnadenlose Härte und Gewalt tun sich die kreisenden Laborratten selber an. Zumindest wenn sie so drauf sind wie Udo ...

Durchs Starttor, am Tisch des Sprechers vorbei, der mich Runde um Runde ignoriert. Zweimal Pfüüüüt von den zwei hintereinander verlegten Schleifen des Messsystems, vorbei am "blinden" Monitor und in eine Linkskurve. Hier beginnt der lange Abschnitt mit Gegenverkehr, getrennt durch Absperrbänder. Dann ein paar Zentimeter "bergauf" über eine kleine Brücke, die einen wasserführenden Graben überspannt. Am Ende der Brücke, drüben jenseits des Absperrbandes, steht mein Tisch. Weiter in kaum erkennbarer Rechtskurve, brettflach, den Blick auf Rücken oder Frontalansichten der "Konkurrenz" gerichtet. Seltener ein Seitenblick, denn da gibt es so gut wie nichts zu sehen. Graue, moderne Fabrikhallen mit Schriftzügen, die ihren Besitzer ausweisen. Namen und Kürzel, die mir einzuprägen ich nicht den leisesten Versuch unternehme. Da und dort stehen Tische, Partyzelte, Autos mit offenen Türen und Heckklappen am Straßenrand. Hie und da sitzen mehr oder weniger unbeschäftigte, zuweilen gelangweilt wirkende Betreuer daneben. Zweihundert Meter Brachland links und rechts der Strecke folgen, noch reichlich Platz für weitere graue Betonklötze. Dann ein kurzer Links-Rechts-Schlenker zu einer leeren, mit weißem Strichraster als Parkplatz ausgewiesenen Betonfläche. Nicht zuletzt die folgenden hundert Meter, entlang einer ebenso fenster- wie seelenlosen Fabrikhalle unterstreichen den "sterilen Laboreindruck". In Höhe des sich anschließenden, mehrstöckigen, gleichfalls kalt funktionalen Verwaltungsgebäudes erfolgt die Wende.

Auf dem Rückweg die gleichen Ansichten und Eindrücke, nur andersrum. Ich wetze am Brachland vorbei und suche in jedem Umlauf so etwas wie die Ideallinie. Auf einem Kurs wie diesem spare ich infolge solcher Spitzfindigkeit mindestens zwei komma fünf Zentimeter Weglänge pro Runde. Alternativ formuliert: Ich vertreibe mir die Zeit mit Unsinn. Aber Unsinn, der mir ein gutes Gefühl gibt. Hinterlässt nicht jede Form der (Selbst-) Optimierung, ausreichend lange betrieben, unabhängig von Sinnhaftigkeit und Erfolg, ein Gefühl der Zufriedenheit? Schließlich hat man als (Selbst-) Verantwortlicher nichts unterlassen, die eigene Sache zum Besseren zu wenden. Abertausende studierter Betriebswirtschaftler bevölkern Büros - der eine oder andere vielleicht auch in den Firmen hier an der Strecke -, mit wenig anderem beschäftigt als den eigenen Laden zu reformieren. Geänderte "Strukturen" oder neue "Projekte" gebärend, die den Produktabsatz fördern sollen, nicht selten jedoch bestehende Abläufe komplizieren und produktive Mitarbeiter behindern. Oft ein "Overhead im Thinktank", redundante Intelligenz, die kostet und kaum mehr bewirkt als die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes. Was das mit einer Laufveranstaltung zu tun hat? - Kreisende, weitgehend unbeschäftigte menschliche Laborratten hängen nun einmal dem Wildwuchs ihrer Gedanken nach ...

Ich passiere meinen Tisch, dahinter die Brücke und erreiche das Läuferbüffet. In (fast) vollem Lauf schnappe ich mir einen Becher Wasser, quetsche ihn zusammen und versuche mir den Inhalt möglichst komplett mit ein, zwei Schlucken, je nach Füllgrad, einzuverleiben. Hinterm Büffet steht die Kompanie der Abfallbehälter in Habachtstellung. Mehrere Tonnen mit kleiner, kreisrunder, dem Wegwerfenden zugewandter Öffnung, aber auch einige mit komplett aufgeklapptem Deckel. Gibt's da Unterschiede hinsichtlich der Befüllung? Keine Symbole oder Schriftzüge, die ich im Vorbeilaufen ausmachen könnte. Ich beschließe an die Frage korrekter Mülltrennung für ein paar Stunden keine Gedankenkraft zu verschwenden. Mit dem Abschreiten der Mülltonnen-Ehrenkompanie beginnt die Umrundung einer Grasfläche, die mir kreisrund vorkommt, es aber nicht ist. Eher eiförmig, mit einem Umfang von etwa 300 Metern, "kurzweilig gestaltet" von der schon beschriebenen leichten Bodenwelle, auf die meine Beine mich inzwischen jedes Mal hinweisen. Das Rondell endet in Höhe der Zeitmessung und damit ab in die nächste erfreulich stinklangweilige Runde ...

Ab und zu studiere ich den Himmel. Meist dann, wenn er für ein paar Minuten mehr Licht durchlässt, einen glauben machen möchte, dass die Sonne bald durchbrechen wird. Dabei wird es wärmer, was sich mir durch vermehrtes Schweißwischen mitteilt. Hemd und Hose sind nach anderthalb Stunden Trab unterm Hochnebel längst durchnässt. Nach ziemlich genau zwei Stunden finden mich die ersten Sonnenstrahlen und eine Viertelstunde später tritt blauer Himmel an die Stelle morgendlichen Nebelspuks. Erwähnenswert ist der Übergang aus zwei Gründen. Erstens, weil ich genau dieses Wetter seit dem Aufstehen herbeisehne. Und zweitens leitet Fräulein Sols Auftritt den Beginn meiner besten Stunde ein ...

In der ersten Stunde gingen mir die Schritte etwas zäh vom Fuß, danach empfand ich den Lauf als weniger mühevoll. Dabei hielt ich mein Zieltempo, knapp unter 6 min/km, mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks konstant (siehe Rundenzeiten). Ein Ausreißer, der mich 30 Sekunden kostete, verzeichnet Runde 12. Die Ursache vollzog sich hinter einer Gebäudeecke in der Absicht Flüssiges loszuwerden. Dann beginnt die dritte Stunde mit Sonne im Gesicht. An Zufälle glaube ich nicht, schon gar nicht unter Laborbedingungen. Folglich hat der Umstand, dass ich nach zwei Stunden streng kontrollierter Bewegung nun mühelos schneller werde, mit mehr Spaß zu tun. Und mehr Spaß an der Sache empfinde ich im wärmenden Sonnenschein tatsächlich. Vermutlich begünstigt dieses Aufwallen von Lauffreude auch meine Unvorsichtigkeit: Ich lasse das etwas schnellere Tempo über mehrere Runden zu. Es fühlt sich verdammt gut an. Zu diesem Zeitpunkt bin ich davon überzeugt die angepeilten 60 Kilometer zu schaffen. Kurz vor der Halbzeit absolviere ich sogar einen Umlauf in flotten 5:48 min/km (Runde 22). Dass ich womöglich überziehe, daran will ich nicht denken. Wieder etwas, auf das ich die Parole "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf" anwende.

Nur eine Stunde bleibt die Schar der Rundendreher auf bescheidene 45 Einzel- plus zwei Staffelläufer beschränkt. Ab 11 Uhr bestreiten zusätzlich mehr als fünfzig Dreistunden-Läufer ihren Bewerb. Eng wird es auf der Strecke dadurch nicht, weder unterwegs noch vorm reichlich gedeckten Büffet. Wer sich im Studium zum Laufen motivierter Damen, Herren und jetzt auch Kinder üben möchte, hat nun häufiger Gelegenheit dazu. Gelegenheit, die auch ich vielfach nutze, schließlich gibt es kaum anderes zu tun ...

Laufen fern der Heimat, in Österreich, in einer Gegend, die ich bislang noch nie mit meiner Anwesenheit "beglückte". Und doch kenne ich einige der Beteiligten. Vor allen anderen Ernst, den "Mann mit dem Hut". Mit diesem - so weit ich mich erinnere grünen - Accessoire auf dem Kopf lernte ich den Steyrer anlässlich diverser Begegnungen kennen. Und deshalb wird er für mich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag der "Mann mit dem Hut" bleiben, auch wenn ich ihn zuletzt barhäuptig antraf. Für seinen als Veranstalter fungierenden Verein ASKÖ Laufwunder Steyr wechselt Ernst heute die Seiten, hilft bei Auf- und Abbau sowie am Läuferbüffet, statt zu laufen. Einige der anderen Gesichter kommen mir bekannt vor, auch wenn ich ihnen keine Namen zuordnen kann. In einem der Streckenposten beispielsweise erkenne ich jemanden, der Ernst mehrfach zu Läufen begleitete. Wenigstens einem der Kreisenden scheine ich schon mal begegnet zu sein. Offenbar wusste er Ines und mich zuzuordnen, weil er vorm Start grüßte. Und als er mich kurz vor Ende des dritten Umlaufs überrundet, spornt er mich sogar mit halblautem "Super!" an.

Musikalische Darbietungen scheinen Veranstalter und Teilnehmer als unerlässliche Beigabe im Hamsterrad zu betrachten. Anders kann ich mir den Umstand nicht erklären, dass ich noch beinahe jedes Mal bei Stundenläufen von Melodiösem unterhalten oder belästigt wurde. Ob eher so oder so empfunden, hing davon ab wie mein Musikgeschmack von den Schallemissionen bedient wurde. Heute hält es sich die Waage. Aus den Lautsprechern schallt manchmal Beflügelndes, einiges der Kategorie "Geht-so", zuweilen Grässliches. "Offiziell" beschallt wird in Höhe des Starttores und am anderen Ende des Kurses kurz vor der Wende. Vermutlich aus derselben Quelle, wenn auch nicht synchron, da ich dieselben Titel mit einigem zeitlichem Versatz hüben wie drüben hörte. Gerade laufe ich "drüben" über den betonierten Parkplatz auf die Wende zu und begegne Wolfgang Petrys Entsetzen: "Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?" Und wie immer antwortet ihm der Chorus: "Hölle, Hölle, Hölle, Hölle!" - Tage später kommt mir die Episode wieder in den Sinn und erst da beschleicht mich der Verdacht, dass dunkle Mächte unter der hellen Steyrer Septembersonne einzig und allein mir die Liedzeile widmeten ...

Die Septembersonne heizt mir gewaltig ein. Das tut sie unabhängig von meiner Wahrnehmung, die die Luft nach wie vor als lau, im Gegenwind sogar kühlend empfindet. Nur dann und wann, abschnittsweise, wenn ich mit dem Wind im Rücken laufe, würde ich den Begriff "Hitze" zwar selbst nicht in den Mund nehmen, aus dem anderer aber wenigstens tolerieren. Sonne auf der Haut - wie sehr ich sie brauche offenbart sich mir heute wieder. Was für ein Stimmungsunterschied zwischen dem nebligen Morgen und dem sonnigen Nachmittag! Störend alleine der unablässige Scheibenwischer: Brille ab, Schweiß von Stirn und Schläfen wischen, Brille wieder auf. Inzwischen vollziehe ich das Manöver zwei- bis dreimal pro Runde. Als Folge ergiebiger, steter Arbeit meiner Poren, aber auch reflektorisch bedingten Schweißausbrüchen abhelfend. Zu "reflektorischen" Schweißschüben als nicht kontrollierbare Körperreaktion kommt es, sobald ich Trinkbares oder ein Gel konsumiere. Das widerfährt übrigens nicht Udo allein. Achte mal drauf, beim nächsten Wettkampf. Voraussetzung für den prompten Reflex ist bereits angeregtes Schwitzen während einer Ausdauerleistung.

Hochmut kommt vor dem Fall! Die Leichtigkeit, mit der ich in der dritten Stunde Runde um Runde sammelte, die mir fast schon Verwunderung eingab, an der Zielerreichung "60 Kilometer" überhaupt gezweifelt zu haben, sie zerbröselt in Stunde vier. Fortlaufend meine Pace zu überwachen war bislang bloße Routine. Bei guten Kräften halte ich erfahrungsgemäß ein zu Beginn justiertes Tempo "vollautomatisch" konstant. Das war auch heute so, ist es noch immer. Nur traue ich meinem Tempogefühl nicht länger über den Weg. Es wird von Minute zu Minute schwerer die Pace zu halten. Und deshalb nistet sich der Zweifel wieder ein: Sind 60 Kilometer zur Zeit nicht doch eine zu hohe Hausnummer für mich?

Stunde vier lüftet tarnende Schleier, die Dimension meiner Selbstüberschätzung nimmt Konturen an. Ein Teil will noch nicht glauben, was der andere längst weiß: Nicht mehr lange und ich werde einbrechen! Vier Stunden vorbei. Erst zwei Drittel! Und ich schaffe es schon jetzt nur noch unter Aufbietung von viel Willenskraft die Geschwindigkeit zu halten. Das kann ich unmöglich zwei weitere Stunden so durchhalten. Aber vielleicht geschieht ja ein Wunder!? Wenn der Kräfteverfall auf dem jetzigen Niveau gestoppt würde. Leiden kann ich und kämpfen auch! An Willen ist kein Mangel ... - Objektiv betrachtet greift solche Hoffnung ins Leere. Nie zuvor erlebte ich ein Wunder der Art, wie ich es jetzt herbei flehe. Vermutlich, weil es solche Wunder nicht gibt. Man könnte mich nun törichten Denkens bezichtigen. Dabei bliebe jedoch der mental stabilisierende Aspekt falscher Hoffnungen unberücksichtigt. Wer keine Hoffnung mehr hat und sei sie noch so unberechtigt, der gibt auf. Und Aufgeben kommt nicht in Frage. Die Umstände werden mich zu langsamerem Laufen zwingen müssen. Freiwillig gebe ich nicht klein bei!

Ein junger Kerl rast von hinten heran, mäßigt seine Schritte auf meiner Höhe, spricht mich an. In Mundart, deren Wiedergabe ich mir hier verkneife: "Ihr kommt sogar von Deutschland hierher!?" Mehr als vier Stunden habe ich mit niemandem geredet, gab anfangs ein-, zweimal lediglich ein "Super!" von mir, wenn mich der Mann mit bekanntem Gesicht überrundete. Danach öffnete sich mein Mund nur noch zum Schnaufen und Konsumieren. Und nun quatscht mich einer an. Ausgerechnet jetzt, nachdem der Beginn von "bald wird's mir dreckig gehen" bereits ein paar tausend Schritte her ist. Aus dem schmalen Atemspalt zwischen Ober- und Unterkiefer dringt ein sparsames, wirkliche Konversation verweigerndes "Ja! Klar!" Doch der noch übermütig frische Dreistundenjogger scheint entschlossen mir ein Gespräch ins Ohr zu schrauben: "Und wie weit willst du laufen?" Erneut ringe ich mir zwei Wörter ab: "60 Kilometer." Bereits vier, fünf Meter zurückhängend steigen meine Hoffnungen das Verhör bald überstanden zu haben, als er dann doch noch eine Frage nachschiebt: "Und wie sieht's aus? Wirst es schaffen?" Meine Serie der Zwei-Wort-Antworten hält: "Wird schwer!" Und endlich ist er zu weit enteilt, um mich weiter zu löchern ...

"Wird schwer!" - Ein bisschen glaubte ich wohl noch dran, als ich es eben formulierte. Das ist vielleicht eine Viertelstunde später schon anders. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich schon um die Aussichtslosigkeit meines Unterfangens. Da musste ich bereits die ersten Runden hinnehmen, in denen sich das Tempo nicht mehr unter 6 min/km drücken ließ. Zwei, drei Runden kämpfe ich mit Inbrunst gegen das Unabänderliche. Spüre zur selben Zeit jedoch, wie das Schwächegefühl von meinen Beinen mehr und mehr Besitz ergreift.

Und just in dieser Phase kommt wieder einer längseits. Bedächtig, die Lage offensichtlich taxierend, wohl auch meinen Gesichtsausdruck von der Seite musternd. Und kein Zweifel, er realisiert, was mit mir los ist. Hätte er seine Rede sonst mit der Frage "Darf ich dich ansprechen?" eröffnet? Geradezu barsch schneidet ihm meine wischende Hand das Wort ab. Alles nur nicht sprechen!!! Aber mir ist klar: Entweder hat mich einer erkannt oder auch er will den "Deutschen" was fragen. Wie auch immer, ich will auf keinen Fall als unhöflicher Stoffel in Erinnerung bleiben. Quetsche also ein "Reden geht nicht mehr!" zwischen den Zähnen hervor, mehr geröchelt als artikuliert. Nach einem Satz des Bedauerns und Beschwichtigens lässt der Mann dankenswerter Weise von mir ab ...

Gel konsumieren und Trinken - jetzt nur noch stehend oder gehend. Um es wie viereinhalb Stunden lang in fast vollem Lauf zu erledigen, dafür fehlen mir Kraft und Konzentration. Entsprechend "explodieren" meine Rundenzeiten. Liegen nun schon eine Minute über Soll und noch immer eineinviertel Stunden zu laufen. Alles an mir fühlt sich schweißnass schmierig an. Unweit meines "Claims" versprüht seit Stunden ein übermannshoch montierter Wasserschlauch feinen Wassernebel. Bislang wich ich der Dusche aus, nun halte ich wenigstens kurz meine Hände über Kopf in den Strahl. Was für eine Wohltat die Pampe abzuwaschen, wenn auch nur für ein paar Minuten, bis zum nächsten Schweißwischen.

Das endgültige Aus für mein hochgestecktes Ziel kommt abrupt. Letzter Boxenstopp an meinem Tisch. Mit dem Handtuch wische ich mir den Schweiß von Kopf und Halspartie, greife dann mit fahrigen Bewegungen nach letztem Gel und will wieder los ... Die Pause war kurz, sicher nicht mehr als 10 Sekunden. Doch das waren wohl 10 Sekunden zu viel. Ab sofort stottert der Motor, kommt nicht mehr auf Touren. Schwäche füllt meine Beine an, hemmt sie, lähmt sie. Aus der Traum. In den folgenden Sekunden verabschiede ich mich endgültig von der "Vision 60". Es fühlt sich an wie kapitulieren, auch wenn ich den Wettkampf selbstverständlich fortsetze. Postwendend nehmen meine Rundenzeiten astronomische Dimensionen an. Und rasch komme ich an den Punkt, ab dem ich den Blick zum Tacho unterdrücke, um weiterer Depression und damit einem mutmaßlich noch schlechteren Ergebnis vorzubauen.

Noch eine Stunde ... noch 58 Minuten ... noch 57 ... 56 ... Minuten dehnen sich endlos, als plante die Zeit sich ihrer Vergänglichkeit demnächst zu entledigen. Einstweilen kein Blick mehr zum Handgelenk. Dort angezeigte Parameter von Raum und Zeit wollen mich entmutigen, in Hoffnungslosigkeit fesseln, wie eine Spinne ihr Opfer mit klebrigem Faden. All mein Sehnen richtet sich auf das Ende der Tortur. Und, weil das noch fern ist, ersatzweise auf die nächste Einkehr am Büffet. Stehenbleiben dürfen, einen Becher greifen, ein paar Meter gehen, trinken, erst dann wieder laufen müssen. Ja, müssen! Denn Gehen geht nicht und vorzeitig Aufhören wäre ein Sündenfall, den ich mir nicht verzeihen könnte. Als ich wieder einmal am Verpflegungstisch vorbei trudele, spornt Ernst mich an. Hat er das nicht vorhin schon mal gemacht? Registriere kaum noch, was er sagt. Irgendwas wie "Super!" oder "Sieht gut aus!". Vermutlich benutzt er diese Formeln, weil ich inzwischen alles andere als gut aussehe, Zuspruch augenscheinlich dringend benötige. Nur hilft der nicht. Früher nie und heute auch nicht.

Noch vierzig Minuten. Auf mein gegenwärtiges Empfinden von Schwäche passt kein Attribut besser als "dramatisch". In Kürze umzufallen scheint nicht länger ausgeschlossen. Wann fühlte ich mich je so müde? Kann mich nicht erinnern, wann ich meine Akkus zuletzt so tief entlud. Ich habe keine Wahl und reduziere das Tempo. Weniger und kürzere Schritte. Irgendwie werde ich die verbleibende Zeit überstehen! Eine halbe Runde später merke ich: So geht es, in diesem Trott kann ich das "Ding" mit Anstand zu Ende bringen ... Und dann erlebe ich den zweiten Sonnenaufgang des Tages: Ines steht an meinem Tisch, fotografiert. Bleibe kurz bei ihr stehen, damit sich die Qual der letzten Stunde in wortreichem Aufstöhnen entladen kann. Wieder einmal - wie schon so oft - wirkt ihre Anwesenheit ein kleines Wunder in mir. Übergangslos fühle ich mich leichter und freier.

Tatsächlich weicht die Empfindung demnächst aus den Latschen zu kippen. Mein Tempo stabilisiert sich wieder auf etwas höherem Level. Wie viele Runden packe ich noch, wie viele Kilometer werde ich letztendlich sammeln? Weitere drei Runden billigt die Kalkulation mir zu. Auch wenn ich es Ines gegenüber verneint habe, will ich doch versuchen ganz in ihrer Nähe, also kurz nach der Zeitmessung, das Schlusssignal zu hören. Während des vorletzten Umlaufs stelle ich mehrfach Hochrechnungen an ... Die nächste Runde werde ich nur bei Verzicht auf einen Stopp am Büffet vollenden können. Wenig mehr als acht Minuten vorm Zielschluss trabe ich auf die Zeitmessung zu. Damit ist klar: Im gegenwärtigen Schlappschritt schaffe ich keine volle Runde mehr. Erstmals nimmt der Moderator meine Existenz zur Kenntnis. Nach dem "Doppel-Pfüüüüt" der Messschleifen enthebt er mich letzter Zweifel, kombiniert meinen Namen mit zu Buche stehenden 56 Kilometern ...

Ich wetze um die Ecke und nehme die lange Gerade in Angriff, in gesteigertem Tempo. Einen Kilometer weit sollte ich das durchstehen können. Immer wieder blicke ich zur Uhr, die nun vorwärts rast. Ich lege noch eine Schippe drauf, überhole pausenlos Mitläufer. Meist Gehende, nur wenige laufen jetzt noch. Ich kann ihre Gedanken lesen, als blähten sich Sprechblasen über ihren Köpfen: Wozu jetzt noch laufen? Das bringt doch nichts mehr! - Mir schon, ich will diese Runde noch vollenden! Gefühlt der hundertste Blick zu Uhr: Zu langsam, ich bin zu langsam! Also mobilisiere ich letzte Energiereserven in wachsweichen Beinen. Es fühlt sich an wie ein Spurt, was es - gemessen an meiner Verfassung - sicher auch ist. Ich sprinte an Ines vorbei, Sekunden später am Büffet, würdige die Tafel keines Blickes mehr. Die Uhr tickt herunter, noch anderthalb Minuten. Im Sauseschritt umkreise ich die Rasenfläche, nehme bereits die Zeitmessung ins Visier, noch 30 Sekunden. Vergnügt pfeift die Zeitmessung, gleich ist Schluss. Und während ich mich in die Kurve lege, schallt aus dem Lautsprecher der Countdown: "10, 9, 8 ..."

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Die "Vision 60" bedeutete eine Fehleinschätzung, die eine Stunde vor Schluss in bedrohlich anwachsender Schwäche endete. Das davon ausgehende Gefühl eine Niederlage zu erleiden erlebte jedoch nicht einmal die Schlussrunde. Maßgebend dafür war, mir mit ebendieser rasant gelaufenen Schlussrunde (zweitschnellste [!] von allen 42 Runden) zu beweisen, dass ich die wirklich verheerende, mehr als eine Stunde währende Schwächephase überwunden hatte. Gleichermaßen bedeutsam war in dieser Hinsicht mein Ergebnis von mehr als 57 Kilometern (57,514 km). Dabei wusste ich zu diesem Zeitpunkt nichts von meiner guten Platzierung (15. von 45), die diese Leistung aufwertet (und, der ich nur deshalb Bedeutung beimesse). Mit besserer Selbsteinschätzung hätte ich den Tempoeinbruch vermeiden und insgesamt eine noch etwas längere Strecke zurücklegen können. Unter Einbeziehung aller Umstände spreche ich mich allerdings frei von "Schuld". Wodurch, auf der Grundlage welcher Referenz, hätte ich meine tatsächliche Leistungsfähigkeit genauer einschätzen können? Immerhin lag sie weniger als fünf Prozent unter der vermuteten. Das eingegangene sportliche Risiko war somit vertretbar.

Stundenläufe fühlen sich an als liefe man unter "Laborbedingungen". Hauptverantwortlich dafür ist eine weitgehend flache Strecke, die gleichmäßiges Tempo über Stunden gestattet. Überschaubare Rundenlängen bieten die Möglichkeit das Tempo jederzeit kontrollieren zu können. Vorhersehbare, fortlaufend und binnen weniger Minuten wiederkehrende infrastrukturelle Bedingungen - eigene wie seitens des Veranstalters bereitgestellte - erlauben die Minimierung von Zeitverlusten. Wer genügend Ausdauer für die gesamte Wettkampfdauer mitbringt, kann unter diesen Umständen bis zur letzten Minute Weite erzielen. Ich kenne keine Wettkampfform, bei der man sein läuferisches Potenzial effizienter zu realisieren vermag. Aber auch keine, die einem erlaubt sich mit überzogenen Erwartungen tiefer zu entladen und in völlige Erschöpfung zu treiben.

 


 

Fazit zum Wettkampf

Die Damen und Herren des ausrichtenden Vereins ASKÖ Laufwunder Steyr gestalteten eine in jeder Hinsicht vorbildliche Laufveranstaltung. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass man sich von den schwierigen Covid-19-Randbedingungen nicht entmutigen ließ. Dass es überdies gelang, das anspruchsvolle Hygienekonzept über den gesamten Wettkampfzeitraum umzusetzen.

Die gewählte "Spielwiese" in einem Gewerbegebiet der Stadt Steyr bietet für eine Stundenlaufveranstaltung denkbar gute Voraussetzungen.

Einziger Verbesserungsvorschlag: Verwendung einer Anzeige für die Zwischenergebnisse mit größeren Lettern und diese so aufstellen, dass sie lesbar ist.

Fazit: Jederzeit gerne wieder!

 


 

Bilder: Ines und Udo Pitsch

 

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