Samstag, 6. August 2016

Dagobert Duck auf dem „Selketal-Stieg“ - Ottonenlauf 2016

Bereits so viele Wettkämpfe erlebt zu haben hilft mir die „Vorstartsequenz“ überwiegend mit Routine über die Runden zu bringen. Nachdenken entfällt weitestgehend, zudem dirigiert mich die Zwangsläufigkeit vorbereitender Schritte letztlich unmittelbar vor die Startlinie. Bei „Los!“ brauche ich mich also nur in Bewegung und einen Fuß fortlaufend vor den anderen zu setzen … Falls der Text bisher zu uninspiriert und lustlos in dir widerhallt, so liegt das daran, dass ich heute a) kurz vor sieben Uhr morgens noch müde bin und b) unter anderem deswegen absolut keine Lust zum Laufen hab. Um dich zum Weiterlesen zu bewegen, will ich dir jedoch c) versprechen, dass sich das bessern wird und d) meine Unlust erklären:

Im Grunde kann mich nur Außerordentliches wie ein Wettkampfstart dazu bringen vor 11 Uhr morgens zu laufen. Körperlich ein totaler Morgenmuffel, brauchen meine Vitalfunktionen nach dem Aufstehen einige Stunden, bis sie volle Einsatzbereitschaft melden. Vor meiner Normalzeit Leistung abzurufen zieht allerdings keine schlechte Laune nach sich. Überhaupt nicht. Nur die Lauflust fehlt und herbei hexen lässt sie sich nicht. Also lasse ich mich vom Offiziellen in „Stiege“, einem Dorf mit ein paar hundert Seelen im Unterharz, auf den Weg bringen und warte geduldig darauf, dass mich die Welt zu lieben beginnt …

Top oder Flop? Wie mir der 69 km lange Trainingslauf auf dem „Selketal-Stieg“ in Erinnerung bleiben wird, hängt hauptsächlich von zwei Faktoren ab: (Tages-) Form und Wetter. Letzteres scheint Petrus bereits in meinem Sinne entschieden zu haben: Der Himmel präsentiert sich zum Auftakt fast wolkenlos. Bei etwa 10 bis 12°C fröstele ich zwar noch, aber das wird sich in Bewegung rasch geben. Kaum haben wir den schattigen Startbereich vorm Bahnhof in „Stiege“ verlassen, gibt mir Frau Sonne erstes Geleit. Wie vor zwei Jahren, als ich die Strecke zum ersten Mal unter die Sohlen nahm, tüncht sie die morgendliche Landschaft mit kräftigen Farben. Wunderschön der stille Spiegel des Weihers querab - erstes Highlight keine Minute nach dem Start. Einige hundert Meter folgen wir einem Feldweg parallel zum Schienenstrang der Schmalspurbahn. Vorbei schnaufende Züge sind zu früher Stunde nicht zu erwarten. Touristen und Ausflügler - in unseren Tagen einzige Klientel der kuriosen Dampfeisenbahn - drängen erst zu späterer Stunde auf die Bahnsteige.

Kurzer, nicht mal sonderlich heftiger Anstieg, in jäher Linkskurve weg vom Bahndamm: Auch wenn ich noch nicht eingelaufen bin, so mühsam dürfte sich das eigentlich nicht anfühlen. Als hingen Gewichte an den Füßen und wären die Beine mit Gummibändern gefesselt. Wird mir der „Selketal-Stieg“ nach dem „Bergmonstertrail“ vor genau einer Woche in den Chiemgauer Alpen und sich anschließendem hartem Wochentraining „die Karten legen“? Hab ich Umfänge und Intensitäten übertrieben? - In Gedanken lasse ich die letzten Tage Revue passieren:

Samstag: 80 km Trail im Chiemgau, 3.400 Hm, 14:43 h
Sonntag: 5 km regenerativ
Montag: 15 km langsam
Dienstag: 25 km ca. 6 min/km
Mittwoch: 20 km in 5:25 min/km
Donnerstag: 40 km, Tempo ca. 6 min/km
Freitag: Laufpause/Reisetag

Ein knochenharter Ultratrail vor Wochenfrist, seitdem rund 100 Trainingskilometer, allein 40 davon vorgestern - keine guten Voraussetzungen für eine Bestzeit. Für jemanden, der an hohe Trainingsumfänge gewöhnt ist, aber auch kein Grund die Ultra-Flinte bei zähem Beginn gleich ins Korn zu werfen. Hinten raus wird’s hart werden, damit rechne ich. Jetzt zu Beginn muss ich warten bis mein Körper dem Geist folgt und endlich aufwacht …

Zaun und vielköpfige Kuhherde fehlen, ansonsten deckt sich das Bild der ausgedehnten Wiese mit meiner Erinnerung. Der Feldweg durchquert sie in scheinbar sinnlosen, weit schwingenden Kurven. Etliche bunte Gestalten eilen mir voraus, die ersten sind bereits im angrenzenden Wald abgetaucht. Roland - wir reisten gemeinsam an - hat nach zehn Minuten bereits so viel Vorsprung, dass ich ihn in der lockeren Läuferkette nicht mehr ausmachen kann. Im Vorjahr brauchte er nicht mal sechseinhalb Stunden für die 69 km. Heute hat er sich vorgenommen eindeutig unter sieben Stunden zu bleiben. Das liegt eindeutig jenseits meiner Möglichkeiten. Letztes Mal war mir der „Ottonenlauf“ Generalprobe vor den „100 Meilen von Berlin“. Damals war ich supergut drauf, konnte in der Endphase noch mehrere Schippen Kohle drauf legen und flog regelrecht nach 7:26 Stunden ins Ziel. Eingedenk fehlender Regeneration und am Ende von drei harten Belastungswochen hoffe ich heute mit Ach und Krach unter acht Stunden zu bleiben. Wenn das nicht klappt, würde ich mich allerdings nicht wundern, noch grämen …

Auf Wiese folgt Wald, auf festen, teils mit Gras durchsetzten Feldweg, ein für diesen deutschen Sommer typischer Waldweg: Feucht bis nass, weich bis matschig, immer wieder auch Pfützen und Schlammlöcher. Mehrmals wegbreite Suhlen, die mit halsbrecherischem „Randlauf“ umkurvt werden müssen. Bis gestern gingen ergiebige Regenfluten überm Harz nieder, die der Strecke alles andere als gut taten. Allerdings: Wer eine Woche zuvor die Trails des „Chiemgauer100“ überlebte, der sorgt sich hier allenfalls um seine neuen, makellos sauberen Laufschuhe (hätte ich mich doch bloß für ein paar ältere, bereits „versiffte“ Treter entschieden   ;-)   ).

Durchaus forderndes Auf und Ab im Wald, abschnittsweise mit Trail-Charakter, also reichlich kurzweilig. Bisweilen orientiert sich die Route am Gleiskörper der Schmalspurbahn oder folgt dem Waldrand mit unbehindertem Blick über die nicht allzu breite Mulde des Selketals. Infolge wild wuchernder Flora jedweder Art bleibt die „Selke“ - auf diesen Abschnitten noch nicht mehr als ein schmales Rinnsal - allerdings unsichtbar. Immer wieder zieht sich der Weg durch frisch gemähte Schneisen im hüft-, manchmal gar brusthohen Grün. Beste Bedingungen also, so weit sie ein Trail überhaupt erlaubt. Wer hier wohl „pflegend“ am Werk war? Die „Selke-Stieg-Verantwortlichen“? Die Organisatoren des Laufes? Jedenfalls wurde alles getan, um den Läufern schnelles, mit wenig Sturzrisiko verbundenes Laufen zu ermöglichen. Der schmale, etwas verwitterte Holzsteg, auf den ich gerade meine Füße setze, legt dafür weiteres Zeugnis ab. Das Wort „Glätte“, in gelber Farbe auf die Planken gesprüht, mahnt zur Vorsicht …

Der Himmel hält einstweilen nicht, was er versprach. Nach und nach verdichten sich die Wolken und die Sonne lässt sich nicht mehr blicken. Stumpfe Farben der dokumentierenden Bilder sind die Folge und Waldpassagen, die nicht selten im Halbdunkel stattfinden. Nach und nach frische ich meine Erinnerung wieder auf und bin erstaunt, wie viele Streckenabschnitte mir im Oberstübchen verloren gingen. Vermutlich blieb vor allem das präsent, was ich damals im Laufbericht erwähnte. So zum Beispiel der See, linker Hand querab, auf dessen stille Oberfläche man vom Weg aus einen kurzen, von Bäumen flankierten Blick erhascht. Jäh knickt hier der Weg Richtung Talflanke ab, folgt ein kurzes Stück dem „Katzsohlbach“ (was für ein merkwürdiger Name!?), überquert ihn per Holzbrücke, erzwingt ein paar Aufwärtsschritte, um sogleich den Blick über den aufgestauten „Katzsohlteich“ feilzubieten. An Wasser herrscht hier im Unterharz wahrlich kein Mangel …

Mehrmals aufwärts, moderat allerdings, eher kurzweilig als ernstlich fordernd, dann unschwierig die Höhe haltend im Wald und nach anderthalb Kilometern vor die erste Tränke im Ort „Güntersberge“. 10,6 km hat mein GPS-Knecht bis hierher gemessen und ziemlich genau 60 Minuten gezählt. Natürlich merke ich nicht erst jetzt, dass meine Pace unter 6 min/km liegt und damit deutlich unter dem, was ich mir selbst vorab zubilligte. Ich muss mich also über spürbare „innere Widerstände“ nicht wundern. Wie in jedem der letzten Wettkämpfe, vom „Triple Marathon“ einmal abgesehen, überließ ich auch heute das Tempo der „Automatik“ meines Stoffwechsels. Auch in kürzeren Einheiten unter der Woche halte ich es inzwischen so. Ich lege lediglich die zu laufende Distanz fest und mein Körper gibt an Intensität, was er an jenem Tag drauf hat. Manchmal überrascht er mich im Positiven, höchst selten bleibt er hinter meinen Erwartungen zurück. Inwieweit ich unbewusst auf die Laufgeschwindigkeit Einfluss nehme - eben beispielsweise durch Prognosen der Tagesform -, weiß ich natürlich nicht.

Wasser und ein Gel am Verpflegungspunkt, dann lasse ich mich von Pfeilen auf dem Asphalt ein Stück durch die Ortschaft schicken. Sollte ich die Pferdchen nicht besser zügeln? Mit bisherigem Energieeinsatz zu laufen fällt mir nicht leicht und dieses Niveau bis zum Ende durchzuhalten scheint illusorisch. Andererseits: Was riskiere ich schon? - Einbrechen und leiden heißt die wahrscheinliche Konsequenz. Und wenn schon, dann bin ich wenigstens sicher nicht unter meinen Möglichkeiten geblieben zu sein … - Der Feldweg folgt dem Bach und ich dem Feldweg. Meist halten „wir uns“ am und im Waldrand verborgen, der Schatten garantiert, wenn die Sonne scheint, leider aber auch das Abtrocknen des Geläufs um Tage verzögert. Das erzwingt nicht selten klebrig schmatzende Schritte und Schlangenlinien, um ausgedehnten Morastflächen auszuweichen. Optisch bei Laune halten ein fotogener Weiher, Blicke zum Bachbett der hier munter plätschernden Selke, eine Felsformation und die wie Zubehör einer Spielzeugeisenbahn anmutenden Geleise der Schmalspurbahn.

Übergangslos trabe ich auf Asphalt - untrügliches Anzeichen sich der nächsten Ortschaft zu nähern. Der nächsten Ortschaft und dem zweiten Verpflegungspunkt: Wasser, Gel, Cola. Etwa zeitgleich mit einigen anderen breche ich am VP wieder auf. Wir bleiben am Rand des Dorfes und verlassen es nur zwei Minuten später. Der nun folgende Weg kann sich nicht recht entscheiden, was er sein will. Erst trabt man auf geschotterter Piste, dann vielfach auf Gras, mitunter aber auch ziemlich trailig bis manchmal weglos. Beileibe nichts „Kriminelles“, dennoch gilt es herum liegenden Ästen, Steinen, Wurzeln oder Kuhlen im Boden auszuweichen ... In volle Konzentration mischen sich irritierende Empfindungen: Täuschung oder Realität? Macht mir die bisweilen „arhythmische Trailerei“ tatsächlich Spaß?

Einmal kurz aufwärts, Kraft verschleißend, auch wegen des in diesem Abschnitt federnden Graspolsters unter den Füßen. Dann wieder parallel zur Bahntrasse, meist ein paar Meter oberhalb, auf dem mit wenig Höhenunterschied am Hang verlaufenden Weg. Die Kilometer 18 und 19 vergehen auf diese Weise und bringen mich neuerlich zu einer Tränke. - Jenseits der Straße geht's weiter: Ist das die „Selke“ oder ein anderer, ihr zufließender Bach? Nur kurz für ein Foto verweilend vermag ich auch heute das Geplätscher unterm Steg und seitlich davon nicht zuzuordnen. Ein Damm wehrt jedenfalls der Flut und um Flossenträgern das Weiterkommen zu ermöglichen, gluckst ein Teil des Wassers per Fischtreppe bach-abwärts. Weiter im halbdunklen Dickicht ufernaher Bewaldung, weich federnd auf feuchtem Boden …

… bis der Kurs unvermittelt eine von Absperrposten gesicherte Straße quert und sich gegen den Talhang wendet. Alle gehen in diesem bisher längsten und steilsten Anstieg - alle außer mir. Was auch immer mir heute zustoßen mag: Sollte ich das Ziel erreichen, werde ich null Meter gegangen sein. Basta! Nach dem „Wandertag“ im Chiemgau letztes Wochenende, brauche ich 69 komplett getrabte Kilometer „Ottonenlauf“ als Therapie. Als Therapie für die gedemütigte Läuferseele und zur Rehabilitierung meines läuferischen Selbstbewusstseins. - So lange und so steil hatte ich den Hohlweg gar nicht in Erinnerung. Mit schon „dicken“ Oberschenkeln und kurz vor Erreichen des höchsten Punktes drehe ich mich für ein Foto um: Im zügigen Gänsemarsch hält eine Verfolgergruppe Anschluss.

Kilometer 21 bis 24: Wald, wie er überall in Deutschland wachsen könnte. Folglich etwa fünfundzwanzig Minuten ohne spektakuläre Beobachtungen. In dieser Zeit umgeht die Strecke das „Selketal“ über eine Hochfläche des Harzes. „Hochfläche“ steht für fehlendes Profil: Zu Beginn einmal markant rauf, zum Ende hin flott wieder runter. Der Waldweg mündet in eine gleichfalls vorbildlich von Streckenposten gesicherte Straße. Ein einsam aufgepflanztes Ortsschild - „Alexisbad“ - kündet vom Dorf, noch bevor das erste Haus zu sehen ist. Und am eigentlichen Ortseingang erwartet mich sogleich der nächste Verpflegungspunkt; übrigens der erste mit üppigem, kulinarischem Angebot. Unfassbar: Welcher kleine Dämon mich reitet, weiß ich nicht, aber zum ersten Mal in meinem Läuferleben greife ich mir unterwegs ein Stückchen Marmorkuchen. Vielleicht, weil mein Frühstück heute lediglich aus zwei trockenen, alten Semmeln bestand. Auch wenn ich mich nach einem Schluck Kaffee verzehre, den die Kannen auf dem Tisch offerieren und den ich mir vor zwei Jahren an dieser Stelle gönnte, übe ich Verzicht. Das schwarze Gebräu wäre heiß und kostete mich ein paar Minuten Laufzeit, die ich nicht opfern will. Fragtest du mich wieso - ich könnte es dir zu diesem Zeitpunkt nicht erklären. Vielleicht weiß eine im Verborgenen wachende Instanz meiner selbst längst mehr, als mir bewusst ist …

Jenseits der Straße überquere ich einmal mehr die Selke auf schmaler Brücke, wetze parallel zum Bahndamm weiter, überwinde am Bahnübergang die Schienen und gewinne von hier an auf einem Wanderpfad an Höhe … Unschwierige Absätze, Wurzeln, Felsbrocken, herumliegende Äste - Aufmerksamkeit ist gefordert, den Spaßfaktor mindert das aber nicht. Apropos Spaß: Es geschieht auf diesem Pfad, dass ich mir meiner „gehobenen“ Stimmung bewusst werde. Und der Tatsache, dass die anfänglichen inneren Widerstände aufgehoben sind. Möglicherweise spielt auch die Vorfreude auf einen der schönsten Abschnitte des Kurses eine Rolle: Reizvolle Ausblicke übers und hinunter ins gänzlich bewaldete Selketal stellen Naturliebhaber zufrieden, kulturhistorisch bedeutsame Hinterlassenschaften der Altvorderen setzen von Zeit zu Zeit am Streckenrand attraktive Akzente. Merkwürdigerweise ist dieser Streckenabschnitt in meiner Erinnerung viel kürzer als in der jetzt erlebten Realität. Tatsächlich zieht er sich über fünf herrliche Kilometer hin. Anspruchsvolle Trailabschnitte gehören ebenso dazu, wie ruhigere Abschnitte im Halbdunkel dichten Laubwaldes.

Das Halbdunkel ist dem inzwischen dunkelgrauen Himmel geschuldet. Kurz nach der „Verlobungsurne“*, dem ersten Denkmal in luftiger Höhe, beginnt es zu tröpfeln. Um es abzukürzen: Die himmlische Spritze sprüht ein paar Minuten unergiebig. Das war’s dann auch an Nässe von oben für den Rest der Veranstaltung. Kurz verharre ich vor der „Verlobungsurne“ für ein Foto und riskiere einen nicht allzu neugierigen Blick talwärts. Untypisch für mich, doch erstens vermiesen fette Wolken die Aussicht und zweitens mahnt „irgendwas“ zur Eile. Ich spüre diesen Antrieb, kann ihn mir aber nicht erklären, da es doch um nicht mehr als „Laufend Ankommen“ geht …

*) Bei der „Verlobungsurne“ handelt es sich weder um eine Urne, noch um ein im Zusammenhang mit einer Verlobung errichtetes Denkmal. Der Volksmund prägte den Begriff, weil im Sockel die Namen von Frauen und Männern eingeprägt sind. Gestiftet wurde das Monument von einem Adligen (1845), der in Alexisbad zusammen mit den im Sockel verewigten Badegästen einen feuchtfröhlichen Kuraufenthalt verbrachte.

Mit wachsendem Vergnügen „traile“ ich über steinige, seltener wurzelbewehrte Pfade; mal durch lichten, an steilen Abstürzen ins Tal stehenden Laubwald, vielfach auch im dunklen, feuchten Forst. Mit Erstaunen entdecke ich die Strecke neu, ergänze meine fragmentarische Erinnerung. Es zieht sich hin und manche Wegstücke kommen mir gänzlich unbekannt vor. Erst nach zwei Kilometern, als ich fast schon fürchte die restlichen kulturellen Highlights schlichtweg übersehen zu haben, passiere ich den Baldachin des Luisentempels*, Minuten später die „Liebesbank“ (ist der Name Programm?) und alsbald - mit eingezogenem Kopf - den im Jahr 1900 geschlagenen „Pioniertunnel“.

*) Beim „Luisentempel“ handelt es sich um einen Rundtempel (Monopteros), den Herzog „Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg“ (Namensgeber des Ortes Alexisbad) 1823 errichten ließ. Benannt wurde der Tempel nach der Tochter des Herzogs, „Luise von Anhalt-Bernburg“. Die Kuppel des Tempels wird von sechs gusseisernen, ionischen Säulen getragen.

Ab hier erzwingt der in den Fels gehauene, teils mit Holzgeländern gesicherte Trail reduziertes Tempo und volle Aufmerksamkeit. So entdecke ich die „Köthener Hütte“* - sie ähnelt einer Kapelle, hat jedoch die Funktion einer Schutzhütte - erst, als ich fast schon davor stehe. Bis zum beinahe mannshohen, gusseisernen Kreuz** „vertraile“ ich einen weiteren Kilometer. Kurz vor dem Kreuz beginnt der finale Abstieg ins Selketal, stark abschüssig und geröllig. Da will jeder Schritt gut über legt sein …

*) Die „Köthener Hütte“ (Beiname „Kapelle“) wurde 1897 von Wanderfreunden der Köthener Abteilung des Harzclubs e.V. erbaut. Den Beinamen hat die Hütte von ihrem kleinen Glockenturm, der ihr das Aussehen einer Kapelle verleiht.

**) Das mächtige, gusseiserne Kreuz wurde zum Gedenken an Herzog Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg nach seinem Tod im Jahre 1837 von seiner Tochter Wilhelmine Luise und deren Ehemann Friedrich von Preußen errichtet.

Ich folge der Straße durch den Weiler „Mägdesprung“, vorbei am Gasthaus „Kutscherstube“ hin zum Museum „Carlswerk Mägdesprung“, einer ehemaligen Maschinenfabrik. Vorm Eingang des aus rotem Backstein errichteten Industriedenkmals erwartet mich flüssige Labsal: Gel mit Wasser verdünnt und, weil’s so schön prickelt und Zucker enthält, auch zwei Becher Cola. Neben dem Backsteinbau setze ich auf der „Schönen Brücke“ über die Selke und freue mich auf den nächsten von idyllischer Natur geprägten Streckenteil. Immer unter Bäumen im Schatten, stets dicht am Wasser, meist eben dahin, seltener durch Felsformationen ins Auf und Ab gezwungen. - Es gibt sie noch, die Schaukel! Der Baum ist öffentlich, der seitlich in exakt der richtigen Höhe nahezu waagerecht abstehende, beinahe stammdicke Ast ebenfalls. Und was ist mit der an ihm hängenden Schaukel? Wer brachte sie an? Wer hält sie instand? Und wer schaukelt hier?

Die Gruppe munter plaudernder Mitläufer hat wieder aufgeschlossen. Weil ich mehrmals für Fotos stehen bleibe und sie in flachem Terrain ihr Tempo erhöhen. Unser „Duell“ begann schon vor dem ersten Verpflegungspunkt, als ich auf Hörweite hinter ihnen her „streunte“. Aufwärts gingen sie, was mich einstweilen in Front brachte. „Kannst du mir ein paar der Fotos schicken?“ bittet mich der an der Spitze laufende Mann im Rennsteig-Trikot, als sie auf Rufweite heran sind. Flugs schlüpfe ich durch ein weiteres Felstor und warte mit „geladener Flinte“ dahinter auf „erlegbares Wild“. Leider fehlt es dem Schnappschuss an Schärfe, weil ich in der Hast wohl etwas wackelig zu Werke ging …

Obschon im Wald, erkenne ich die Stelle wieder: Hier kehrte ich damals um, nachdem Markierungen mehrere Minuten ausblieben und ich mich fehlgeleitet glaubte. Gerade mal dreihundert Meter weiter hätte ich schon seinerzeit Sicherheit gewonnen, weil man dort den Wald verlässt, die Selke überquert und in die „Allee“ einbiegt - sorgsam von Richtungspfeilen geführt. Die Bezeichnung „Allee“ für den breiten, flachen Feldweg, der sich ab hier durch die Talsohle zieht, entstammt meiner Feder. Mehrfach flankieren markante, wie mit Absicht (?) auf Abstand gepflanzte Laubbäume die Route. Auf fast neun Kilometern dominieren jetzt landwirtschaftlich genutzte Wiesen. Großflächige, grüne „Arenen“, begrenzt von bewaldeten Talflanken und Waldresten im Talgrund. Mehrfach wechselt der Weg das Selkeufer, offeriert mal berauschende Blicke auf der einen, alsbald wieder auf der anderen Uferseite.

Eher zufällig streift mein Blick just in dem Moment die GPS-Anzeige, als die Zeit für den letzten Kilometer eingeblendet wird: 5:35 min steht da. Ich bin nicht wirklich überrascht dieses - für meine Verhältnisse - Höllentempo abzulesen. Dass ich nicht gerade im Schneckentempo unterwegs bin, raunt mir mein Laufgefühl seit Längerem zu. Aber 5:35 min? Und ich habe noch nicht mal 40 Kilometer hinter mir. Okay, die Route folgt der Flussrichtung der Selke, senkt sich also allmählich mit der Talsohle. Das macht aber sicher nicht mehr als ein paar Sekunden Zeitvorteil aus. Ich hetze hier ohne Erholungstage durch die Botanik, mit bereits 100 Wochenkilometern in den Beinen. Kann das gut gehen?

Ich komme mir vor wie „Dagobert Duck“, der schwerreiche „Enterich aus Entenhausen“. Der kippt seine gescheffelte Kohle in einen bereits prallvollen Geldspeicher. Von Zeit zu Zeit nimmt er ein Bad im Überfluss und hat längst den Überblick verloren, wie viel Zaster sich da angesammelt hat. - Seit Monaten jage ich mich durch stetig steigende Umfänge pro Woche, hake vorbereitende Wettkämpfe im Wochentakt ab, häufe Ausdauer an, noch und „nöcher“. Über Indizien für anhaltenden Trainingserfolg herrscht kein Mangel. Doch wie viel „Zaster mein Geldspeicher inzwischen fasst“ vermag ich nicht einzuschätzen. Hab ich diese Pace heute drauf? Kann ich das durchhalten oder zieht irgendwann einer den Stecker? - Vorläufig rausche ich weiter ungebremst durchs Selketal, erfreue mich am sattgrünen Reichtum rings umher und vertage die Entscheidung „Pro oder Contra Vollgas“ ...

Bilder entlang der Allee: Ein Mitläufer sitzt auf einer Bank am Wegrand und korrigiert den Sitz seiner Laufschuhe - Auf abgezäunter Weide grast eine vielköpfige Herde braun-weiß gefleckter Kühe - Begegnungen mit Wanderern zu Fuß und auf dem Rad - Im Kahlschlag eines Abschnitts der Talflanke rumoren Maschinen, entasten, entrinden und transportieren Baumstämme - Meist mäandert das Flüsschen hinter Bäumen und Ufergebüsch außer Sichtweite - Mehrfach touchiert der Kurs aber auch das Ufer, gibt den Blick auf die spiegelnde Oberfläche der Selke frei … Schreiber vergangener Jahrzehnte sprächen von „liebreizender Aue“, ließen ihre Feder häufiger heimelige Prädikate wie „lauschig“, „verträumt“ oder „behaglich“ verwenden. - Nach einer Weile nehme ich die Fährte eines Laufpaares auf - Sie und Er -, die in annähernd demselben Tempo unterwegs sind. Ihre Rücken ziehen mich magnetisch an und die Distanz verkürzt sich von Minute zu Minute …

… Der alsbald bevorstehende Überholvorgang rückt den Tempokonflikt von eben wieder ins Bewusstsein. Sollte ich mich nicht lieber mäßigen? Ich kenne doch die Qualen, wenn einem auf den letzten Kilometern die Kräfte versagen und jeder Schritt pure Folter bedeutet. Überhaupt: Warum mache ich hier Tempo, wo doch nichts weiter zählt als Ankommen, einen weiteren (über-) langen Lauf gut durchzustehen? - Manchmal ertappe ich mich dabei etwas im Schilde zu führen, was ich mir partout nicht eingestehen möchte. Jedenfalls nicht zu früh, weil sonst gesunder Menschenverstand (über den auch ich nachweislich in begrenztem Umfang verfüge) versuchte es mir auszureden. Was mich reizt, ist die Laufzeit aus 2014, diese 7:25:irgendwas Stunden! In demselben Zeitrahmen zu bleiben oder gar … nein, so vermessen will ich jetzt nicht denken. Wozu dieselbe Zeit erreichen, wo doch die Voraussetzungen andere sind als damals? wirst du dich vielleicht fragen. Da wüsste ich dann fünf gute Antworten zu geben: Erstens, weil es bewiese, dass mein Training vorzüglich anschlägt. Zweitens, weil ein am Anschlag gelaufener Ultra einen nachhaltigeren Trainingseffekt erzielt, als ein verbummelter. Drittens, weil es „obergeil“ wäre, die Zeit von damals einzustellen. Viertens, weil es „obergeil“ wäre und fünftens, weil es „obergeil“ wäre …

Vielleicht peitscht mich auch die Lust am Untergang vorwärts. Wie dem auch sei: Ich halte Ausschau - immer wieder einmal - nach der „Burg Falkenstein“. Sie thront irgendwo auf dem Höhenzug, der das Selketal nach Süden begrenzt und spitzt mit ihren Türmen übern Forst. Vor zwei Jahren entdeckte ich sie durch Zufall, weil ich just in der einen (?) Minute, da sie von der Talsohle aus zu erspähen ist, in die nämliche Richtung blickte. Heute gehe ich in dieser Hinsicht leer aus. Vermutlich war ich zu häufig und zu lange mit meinem Tempokonflikt beschäftigt. Ich hoffe bis zuletzt auf den hoch-romantischen Anblick, bin in Höhe des „Mausoleums“* allerdings sicher die Burg verpasst zu haben. Vom Grabmal der Schlossherren bis zu ihrem Wohnsitz vergehen nämlich nur ein paar Trabminuten und dann verlässt die Strecke das Selketal.

*) Das Mausoleum wurde 1834 als letzte Ruhestätte der „Grafen von der Asseburg Falkenstein“ erbaut und gehört zum Park des unweit gelegenen Schlosses Meisdorf. Ältere Gebeine wurden umgebettet und die letzte Beisetzung datiert aus dem Jahr 1928 (ein Bild des im neugotischen Stils erbauten Grabmals finden Interessierte im Laufbericht von 2014; Link am Ende dieses Textes.).

Labsal im Schlosspark: Wasser und Cola vom Tisch, Gel aus eigenen Beständen. Ich halte die Verpflegungsrast so kurz wie möglich. Nun ist die Absicht klar und die Hatz eröffnet. Neue Bestzeit heißt das Wild, das ich erlegen möchte. Und die Chancen stehen gar nicht schlecht, wie mir mehrfach angestellte Hochrechnungen bescheinigen. Selbstverständlich nur unter der ungewissen Voraussetzung, dass ich nicht erlahme.

Vorm Schloss (heute ein Hotel) vorbei, durchs geöffnete, schmiedeeiserne Tor, über die Straße, gegenüber in einen Waldweg und sogleich sanft bergan. Auf diesen Anstieg, der sich eine ganze Weile fortsetzen wird, hat mich meine Erinnerung vorbereitet. Ungefähr 46 Kilometer liegen hinter mir und noch spüre ich keinerlei Anzeichen von Schwäche. Auch und gerade aufwärts nicht. Dem Mitläufer vor mir rücke ich mit jedem Gehintervall, das er aufwärts einlegt, ein paar Meter näher. Letztlich schützt ihn nur ein Missgeschick meinerseits vorm baldigen Überholtwerden: Beim Zurechtrücken der Brille tropft Schweiß aufs rechte Glas. Halbblind kann und will ich nicht weiterlaufen. Also nestele ich an der Gesäßtasche rum, wo Papiertaschentücher darauf warten, dem Problem abzuhelfen. Im Trab funktioniert das allerdings nicht recht, also muss ich eine halbe Minute stehend für den „Putzdienst“ investieren …

Die vorletzte, etwa 17 Kilometer lange Passage des Ottonenlaufs besitzt einen völlig anderen Charakter als die Kilometer zuvor. Das Selketal bleibt zurück und fortan folgt man - mehr oder weniger - dem Rand des Unterharzes. Immer in relativer oder tatsächlicher Nähe zum Saum des Forstes, wodurch sich häufig Ausblicke auf die flache, waldarme, im Norden vorgelagerte Landschaft ergeben. Mehrmals passiert man Ortschaften - Ballenstedt, Rieder, Gernrode, Bad Suderode -, deren Siedlungsbereiche sich bis hier herauf zum und in den Wald gefressen haben. Reizvoll an diesem Abschnitt sind die ständig wechselnden Ansichten, das mehrfache Auf und Ab des Weges und diverse hübsche Entdeckungen. Ein dunkler, namenloser Teich zur Rechten, die alte, singulär stehende Eiche, hinter der es einmal mehr schweißtreibend über Grasboden hinan geht oder der aufgestaute Schlossteich von Ballenstedt, wo zwei im Gras ruhende Schwäne mir eine Gasse lassen. Und einer - Schwan oder Schwänin? - sitzt sogar geduldig Modell für ein Foto …

Arrangement auf Autodach - im letzten Moment erkannt, kurz gestoppt und für mein gepixeltes Kuriositätenkabinett in den Kameraspeicher gebannt: „Go!“ hat der ein paar Meter abseits wartende Schlachtenbummler für (mutmaßlich) seine mitlaufende Herzdame auf ein Stück Papier geschrieben und den beiden Stofftier-Maskottchen zu Füßen gelegt. Ob die Herzdame am 69 km-Supermarathon oder dem um 10 Uhr in Alexisbad gestarteten Marathon teilnimmt, weiß ich natürlich nicht. Die beiden Führenden des Marathons ließen mich übrigens bereits vor einiger Zeit, auf der „Allee“ im Selketal, ihre Sohlen sehen …

Langeweile kann auf diesem langen Stück am Rand des Unterharzes nicht aufkommen. Immer wieder zieht Wasser die Blicke an, fließend oder aufgestaut (einmal aus ungeklärter Ursache rotbraun getrübt). Für Intermezzi sorgt das Profil ebenso, erst schweißtreibend rauf, dann wieder flott bergab, wie eine Allee uralter Laubbäume (vermutlich Linden, kann mich aber täuschen). Wie ein grüner Dom beschirmen sie die Läufer, schützen vor etwaigen Unbilden der Witterung.

Einen letzten langen Anstieg erwarte ich noch und er beginnt am Ufer eines Badesees. Mit Genugtuung spüre ich aufwärts vor allem eines: Ungebrochene Kraft in den Beinen. Die moderat ansteigende Rampe zieht sich über zwei Kilometer und verschafft mir Abstand zu allen Mitkämpfern, die auf den letzten Kilometern mal vor, mal hinter mir, dann wieder auf gleicher Höhe liefen. Nicht einer, der auf diesem Abschnitt mithalten könnte. Natürlich sehne auch ich nach ein paar Minuten ein Ende der Schinderei herbei, doch aus einem anderen Grund: Ich will die neue Bestzeit! Und jetzt, da der letzte Buckel gleich Vergangenheit sein wird, will ich sie mit deutlichem Abstand zur alten. Lediglich die tatsächliche Distanz könnte das noch vereiteln. Will heißen: Ich weiß nur ungefähr, wie viele Kilometer noch fehlen. Wenn ich mit meiner Schätzung einigermaßen richtig liege, kann ich um die 7:15 Stunden finishen!

Und nun runter, runter, runter auf grob geschottertem Weg. Voll konzentriert lasse ich es laufen, schinde Sekunde um Sekunde … Noch einmal ein paar Meter Anstieg, dann endgültig abwärts, schon am Ortsrand von Bad Suderode. Schließlich durch die Straßen des Ortes talwärts, anfangs mit stetig geringer werdendem Gefälle. Als ich den Ort über einen Feldweg Richtung Quedlinburg wieder verlasse, liegen die Abhänge des Harzes endgültig hinter mir. Noch ein Stück Asphalt und dann wieder feste Feldwege. Zwei weitere Mitläufer müssen mich passieren lassen, weil ich den letzten, (fast) komplett flachen Streckenteil im D-Zug-Tempo angehe. Ganz im Gegensatz zur immer wieder mit gellendem Pfeifen vor Bahnübergängen warnenden Schmalspurbahn, die ich als kleines Geschenk zum Finale auch noch zu sehen bekomme. Auch wenn mich das eine halbe Minute kostet: Live-Fotos von fahrenden, dabei schwarzen Qualm ausstoßenden Dampflokomotiven sind dieser Tage nur schwer zu bekommen …

Weit kann es nun nicht mehr sein, vier, höchstens fünf Kilometer. Optische Reize kommen keine mehr - sagt meine Erinnerung. Also alle Aufmerksamkeit und Kraft in die Beine legen und Tempo halten. Halten oder verschärfen. Der Feldweg mündet in eine stark befahrene Straße nach Quedlinburg. Ich habe Glück und erwische eine Lücke, muss keine Fahrzeuge passieren lassen. Weiter auf parallelem Radweg, letzte minimale Steigung, dann schnurgeradeaus. Für viele sicher die härtesten der 69 Kilometer, in meiner Wahrnehmung ein einziger Triumphzug und die Wiederholung dessen, was ich vor zwei Jahren an gleicher Stelle erlebte. Statt einzubrechen beschleunige ich noch einmal. Nicht so furios wie damals, aber spürbar: 5:27, 5:22 min für die nächsten beiden Kilometer, die Uhr spricht eine objektive Sprache. Noch immer vermag ich nicht auszurechnen, wie eindeutig mein Erfolg ausfallen wird. Voraus scheint sich die Endlosgerade des Radweges in der sächsisch-anhaltinischen Unendlichkeit zu verlieren … Durchhalten! Ein letzter Verpflegungspunkt liegt am Wegrand (auf dem abschließenden Streckenteil gibt es gefühlt jeden Kilometer einen) und eine Helferin streckt mir zwei Becher entgegen - einer weiß (vermutlich Wasser), ein zweiter dunkel gefärbt (mutmaßlich mit Cola). Sprechen kann ich nicht mehr, also vollführe ich abwehrende Handbewegungen und bekomme freie Bahn …

Ist das dort vorne der Kreisverkehr? Ich bange, hoffe, sehne … Wenn ja, dann sind es nur noch 500 Meter bis ins Ziel. Bin näher heran, aber immer noch nicht sicher. Dann Autos, die - Hurra! - im Kreis rum fahren. Über den Kreisverkehr und nun leicht bergab - 5:07 min (!) für diesen Kilometer -, schon mal die Straßenseite wechseln, drüben die Füße betont hochheben, bloß jetzt nicht mehr über den Bordstein stolpern … Weiter, letzte Rechtskurve, noch hundert Meter bis zum Durchlass im Zaun. Blick zur Uhr: Boaah, ich werde tatsächlich unter 7:15 h bleiben … Aufs Stadiongelände, ein paar Meter Rasenfläche, ein letzter Buckel abwärts und dann auf die Tartanbahn und noch ein paar beschleunigte Meter, weil mich das noch zufriedener ankommen lässt und schließlich, nach 69 wunderschönen Laufkilometern und 7:12:43 Stunden überglücklich ins Ziel …

 

Ergebnis: 7:12:43 h, Platz 23 von 95 gesamt, Platz 2 von 9 in M60

 

Fazit zur Veranstaltung

2014 schrieb ich: „Der Selketal-Stieg bietet auf 69 km unzählige schöne Eindrücke und Landschaften. Kein Abschnitt ist wie der andere und ständig hält der Weg Überraschungen bereit. Ein Kurs für Landschaftsenthusiasten und Entdecker touristischer Höhepunkte. Verglichen mit den 51 km der Harzquerung vermag ich mich nicht zu entscheiden, welche Strecke ich lieber noch einmal unter die Sohlen nehmen würde.

Organisatorisch gibt man sich viel Mühe am Start, unterwegs und auch im Stadion in Quedlinburg. Die liebevoll betreuten Verpflegungspunkte sollte man besonders hervorheben. Im Ablauf der Veranstaltung gibt es keinerlei Reibungspunkte.“

Dem habe ich in diesem Jahr nichts hinzuzufügen. Die damals monierten Markierungslücken, gibt es entweder nicht mehr oder ich ersetzte sie unbewusst durch Streckenkenntnis. Auch das Fehlen eines VP vor Kilometer 10,5 empfand ich in diesem Jahr nicht als Manko. Das mag aber an der diesmal herrschenden, morgendlichen Kälte gelegen haben. Vor zwei Jahren war es deutlich wärmer.

Gesamturteil: Toller Lauf, landschaftlich und organisatorisch. Jederzeit wieder!

 


Weitere Bilder und natürlich Schilderungen der Strecke aus damaliger, naturgemäß abweichender Sicht enthält mein Laufbericht aus 2014. Titel: "Den Bogen überspannt?"

 

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